Interview: IT-Management-Motivator David Taylor
Mit IT-Gurus auf eine höhere Bewusstseinsebene?
Brauchen wir IT-Gurus?
Interview: IT-Management-Motivator David Taylor
Stellen Sie sich folgende Szene vor: Ich frühstücke in einem Hotel in Barcelona mit dem überschwänglichen IT-Guru David Taylor (Autor von “The Naked Leader“).Ich lasse mich gerne beeindrucken, hätte aber auch gerne einen Milchkaffee und murmele der Kellnerin ?con leche? zu.
Vielleicht ist meine Aussprache lausig, aber ich bekomme nicht jeden Tag zur frühen Stunde einen Guru zu fassen, und ich habe eine Menge Fragen, auf die ich gerne eine Antwort hätte. Brauchen wir IT-Gurus? Was macht Sie zum Guru, David? Was macht ein Mann, der eine halbe Million Bücher zum Thema Leadership verkauft hat, mit seinem Leben?
Blicken wir zurück: David Taylor ist eine seltene Ausnahme unter den IT-Gurus. Er hat wirklich eine Zeitlang als IT-Direktor gearbeitet. Er ist auch eine Ausnahmen unter ehemaligen IT-Managern, da er seinen Job aufgegeben hat, um ein Buch zu schreiben (“The Naked Leader”), das sich ausgesprochen gut verkauft hat.
Mein Treffen findet vor einer Präsentation statt, die er für leitenden Mitarbeiter von BMC Software und Medienvertretern halten will, so dass die Schlagwörter schnell und heftig auf mich einprasseln…
Welche große Idee hat der Mann eigentlich?
Interview: IT-Management-Motivator David Taylor
Vorhersehbare Argumente: Wir haben genug vom Fachjargon; man muss die Sprache eines Unternehmens sprechen; mach Deine Abteilung zum Profit-Centre; die Vorteile der IT darf man nicht als gegeben betrachten.
Banale Argumente: Die Change-Agenda ist tot; niemand kann Dich ändern nur Du selbst; überlege, wo Du hin willst; es geht nicht darum, was wir in der IT unternehmen, sondern wie es wahrgenommen wird.
Und potentiell gefährliche Argumente: Sei ehrlich, was Deine Fähigkeiten anbelangt; lass Deine Mitarbeiter reden, wann immer sie wollen; zerreis die internen Service-Level-Vereinbarungen.
Das kann man beherzigen oder nicht, aber wie alle guten Management-Gurus ist David Taylor auch Entertainer und Motivator – er bringt einen dazu, über Veränderungen und Umstürze nachzudenken. Außerdem ist er lustig was hilfreich ist.
Was also ist sein große Idee?
Fachjargon ras, Kommunikation rein!
Interview: IT-Management-Motivator David Taylor
Nun, was ist eigentlich sein große Idee? Im wesentlichen die, dass man auf Fachjargon verzichten sollte, wenn man in den Vorstand oder die schlüpfrige Karriereleiter hochklettern möchte, und dass man stattdessen lieber so sprechen sollte wie die anderen im Vorstand mit einfachen, klaren Worten. Für Taylor liegt der Schlüssel im “Überbrücken der Kluft” und darin, die Wahrnehmung der eigenen Person bei anderen zu verändern.
Gut, das ist keine Quantenphysik. Aber man sollte darüber nachdenken, wenn man überlegt, wie oft Fachjargon tödlich sein kann. Taylor erzählte mir die Geschichte, wie sein alte Firma für eine Knowledge-Management-Software pitchen ließ. Am Ende der Präsentation wagte er zu fragen: “Und was ist KM?”. Die Antwort war einfach: “Wieso? Das ist das Management von Wissen (Knowledge)” Das war ein typischer “grrrrrrrrrrrrr”-Moment, wie ihn jeder schon zu oft erlebt hat.
Taylor wird von machen als englische Version des Motivationsredners Anthony Robbins kritisiert, der wiederum selbst angegriffen wurde, weil er Konzepte des Neuro-Liguistischen Programmierens (NLP) verwendete. Taylor meint, dass diese Kritik ironischerweise erst recht die Aufmerksamkeit auf sein Buch gelenkt habe und ihm einen Platz in den Bestseller-Listen und Scharen von neuen Lesern beschert habe. Es scheint, als verstünde er etwas davon, wie man etwas Negatives zum Positiven wendet.
Und die Antworten auf meine Fragen?:
1) Brauchen wir IT-Gurus? – Nicht unbedingt.
2) Was macht Sie zum Guru, David? – Dafür bin ich geboren. Gott hat mich deswegen geschickt (ja, ernsthaft!).
3) Was macht ein Mann, der eine halbe Million Bücher zum Thema Leadership verkauft hat, mit seinem Leben? Mehr Bücher verkaufen und aus The Naked Leader ein Franchise-Unternehemen machen.
Und meine eigene Einschätzung? Natürlich brauchen wir IT-Gurus. Sie sorgen für Unterhaltung, sie bringen uns zur Vernunft; und sie bringen uns dazu, den Hintern zu bewegen und etwas zu ändern. Aber das liegt nicht daran, dass sie wirklich mehr wüssten als wir alle. Sie sind einfach viel bessere Kommunikatoren – sonst würden sie es nicht tun, oder?