Unerkannte Technik-TrendsFernzugriff auf Dateien ist das nächste große Ding
Microsofts Kauf von FolderShare macht Sinn
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Gerade mal vor 18 Monaten schrieb ich in dieser Kolumne über eine großartige kleine Peer-to-Peer-Anwendung für das Filesharing und die Synchronisation mit der Bezeichnung FolderShare. Mit einer geradezu nervtötenden Vorhersagbarkeit wurde kürzlich dessen Entwickler ByteTaxi von Microsoft für eine nicht genannte Summe aufgekauft (wir berichteten).
Der kalifonische Speicherspezialist Iomega hat übrigens wahrscheinlich ein hübsches Sümmchen aus dem Vertrieb herausgeschlagen, denn Anfang des Jahres hatte das Unternehmen beträchtliche Investitionen in ByteTaxi getätigt. Und wenn es auch so scheinen mag, dass sich der Konkurrent Google hier eine günstige Gelegenheit entgehen ließ, glaube ich nicht, dass dem so ist.
Die Pressemitteilungen haben völlig klar zum Ausdruck gebracht, dass die FolderShare Technologie Teil des Webdienstes Windows Live werden soll, der von Microsoft vor ein paar Wochen auf den Markt gebracht wurde. Um das ‘Warum’ zu verstehen, schauen wir uns am besten kurz die wesentlichen Eigenschaften von FolderShare an: Außer einem sicheren Peer-to-Peer (P2P) Transfer zwischen Computern hat FolderShare auch eine Option, mit der man mittels einem geeigneten Webbrowser Dateien und Ordner (Verzeichnisse?) ansehen und auf einen Remote-PC (einschließlich aller Netzwerkfreigaben) herunterladen kann. Das ist kein P2P-Dienst, sondern nur eine Möglichkeit für den Fernzugriff, die von der FolderShare-Client-Software geboten wird und diese Downloads vom Web sind weder sicher noch verschlüsselt.
Außerdem kann FolderShare mit Google Desktop Search oder Windows Desktop Search verbunden werden, um Dateien in allen von angeschlossenen PCs zu finden. Diese letzten beiden Eigenschaften könnten sich als die “Killer-Anwendungen” (PC-Programme, die so nützlich sind, dass die Verbraucher bereit sind, dafür neue Hardware o. ä. anzuschaffen) herausstellen, die Microsoft da aufgespürt hat. Man füge sie dem Windows Live Dienst hinzu, integriere sie mit den geplanten Office Live Modulen und schon hat man fast einen kompletten Client-PC, der im Browser läuft.
Google will das Gleiche
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Die Funktionen der neuen personalisierten Starseite von Google sind vom Aussehen und der Handhabung her dem Service Windows Live sehr ähnlich, und die Absicht ist sehr wohl die gleiche – den Zugang zu einem personalisierten Content-Portal von jedem Browser aus zu ermöglichen.
Der Fernzugriff auf Dateien ist die logische Fortsetzung dieser Dienste – und Microsoft hat sich offensichtlich eine Zeitlang damit beschäftigt, wie man das machen kann. Im Mai diesen Jahres hat es in Technologien der Firma LapLink investiert und Lizenzen des Unternehmens erworben, das einen ähnlichen P2P-Dienst anbietet, nämlich ShareDirect und natürlich sehr erfahren in der Dateisynchronisation und den Technologien für den Fernzugriff ist.
Für Unternehmen ist das größte Problem die Sicherheit. Während es für die mobilen Mitarbeiter (die man im Englischen nicht umsonst “road warriors” getauft hat) toll wäre, an jedem beliebigen Ort einen Browser aufzurufen und sofortigen Zugriff auf dezentrale Dateien ohne teure VPNs oder dafür notwendige Spezial-Anwendungen zu haben, möchte man aber wohl kaum, dass diese sich in die Netzwerkfreigaben aus einer unsicheren Webverbindung her einloggen. Aber das ist kein unüberwindliches Problem.
Mehr ist im Schwange
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Google hat sich hinsichtlich des Fernzugriffs ziemlich still verhalten aber bei seinem Interesse an Open Source könnte es sich lohnen auf solche Projekte wie Soogle und DNKA ein Auge zu haben, denn sie ermöglichen den Fernzugriff auf Dateien mittels Google Desktop Search.
Wenn man sich die Liste von Open-Source Projekten ansieht, zu deren Förderung Google während seines kürzlichen “Summer of Code” beigetragen hat, so findet sich interessanterweise auch ein P2P-basiertes Synchronisations-Tool mit dem Namen Tsync. Vielleicht befindet sich die Schlacht um den ferngesteuerten Desktop gerade erst in den Startlöchern…