InSourcing statt Auslagern
Outsourcing – nahes Ende eines Spuks?
InSourcing mehr als eine Mode?
InSourcing statt Auslagern
Wieder hat sich ein hochprofiliertes Unternehmen vom Outsourcing abgewandt und seine IT wieder ins eigene Haus zurückgeholt: Die größte britische Supermarktkette Sainsbury´s hat mit seiner jüngsten Entscheidung, seinen IT-Outsourcingvertrag mit Accenture zu beenden, den Druck auf die bereits stark mitgenommenen IT-Service-Anbieter weiter erhöht. Mit seiner Vertragsauflösung schließt sich der seit seiner Erweiterung rund 3 Milliarden Euro schwere Gigant der Einzelhandelsbranche dem allgemeinen Trend zum InSourcing an, dem bereits nicht wenige Global Player zuvor schon gefolgt sind. Doch ist die neue InSourcing-Welle mehr als nur eine vorübergehende Modeerscheinung?
Erstes Anzeichen dieses von großen Unternehmen eingeleiteten Trends, ihre Absprachen mit externen Serviceprovidern zu überdenken, lieferte vor zwei Jahren der Entschluss von Cable&Wireless, aus dem Outsourcing-Deal mit IBM auszusteigen. Im vergangenen September folgte der Finanzdienstleister JP Morgan Chase mit seiner Ankündigung, seinen Outsourcing-Vertrag mit IBM über rund 40 Milliarden Euro ebenfalls zu kündigen. Und im Juli wurde den Redakteuren der britischen Computing die Entscheidung von Prudential bekannt, Teile seiner ausgelagerten IT-Aktivitäten wieder nach Hause zu holen. Nach einer Einschätzung der Beraterfirma Deloitte sind bereits fast zwei Drittel aller Firmen den Schritt gegangen, zumindest einige ausgelagerte Dienstleistungen wieder selbst in die Hand zu nehmen.
In Analystenkreisen sah man im neuen InSourcing-Trend zunächst eine vorübergehende Zeiterscheinung, sozusagen eine Rettungsmaßnahme als Reaktion auf die schwachen Leistungen einiger Outsourcing-Vertragspartner. Doch die steigende Zahl von Unternehmen, die ihre IT-Dienste wieder “nach Hause” bringen, lässt vermuten, dass wir es hier mit mehr als einer Modeerscheinung zu tun haben. Externe Serviceprovider werden in nächster Zeit kaum etwas zu lachen haben.
Reflexhafte Maßnahmen
InSourcing statt Auslagern
Selbst die National Outsourcing Association (NOA) – eine Organisation, die die Interessen der britischen Anbieter und Nutzer vertritt – befürchtet, dass der wachsende InSourcing-Trend einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Dienstleistungsmarkt haben könnte. Eine neuere Umfrage durch NOA ergab, dass 60 Prozent aller IT-Profis der Meinung sind, die Wende zum InSourcing werde anhalten. 30 Prozent der Befragten waren der Meinung, es handle sich um eine reflexartige Reaktion auf schlechte Erfahrungen mit dem Outsourcing.
Dieses Ergebnis überrascht nicht. Allzu eifrig machten sich die IT-Chefs auf, ihre Technologiesysteme- und Prozesse gleich für mehr als 10 Jahre auszulagern. Outsourcing ist sinnvoll, so das Mantra der IT-Bosse, weil es dem Unternehmen erlaubt, die Steuerung nicht essentieller Prozesse an Experten abzugeben. Wird die IT von Serviceprovidern betreut, kann sich das Unternehmen auf seine Hauptanliegen konzentrieren – sei es die Betreuung der Kunden, die Produktion von Komponenten oder was auch immer.
Doch leider ist ein wirklich effektives Outsourcing ein ziemlich komplizierter Prozess – und das Mantra der IT-Chefs braucht Erneuerung.
Nur schlecht geplantes Outsourcing?
InSourcing statt Auslagern
Wie alle Beschaffungsmaßnahmen kann auch das Outsourcing für Ihre Firma genau das Richtige sein. Doch dazu müssen Sie ebenso genau wissen, was Ihr Unternehmen braucht.
Es gibt zu viele IT-Leiter, die viel zu wenig Zeit dafür aufwenden, die möglichen Vorteile und Chancen interner und externer Beschaffung miteinander zu vergleichen. Und alle vermuten sie, dass Outsourcing-Dienste billiger zu haben sind, obwohl das Gegenteil oft klar auf der Hand liegt.
Nur 28 Prozent der Organisationen glauben – laut Aussagen der Benutzergruppe NCC (National Computing Centre) -, dass ein Auslagern der IT eine größere Kostenersparnis nach sich zieht. Viele Firmen sind auch etwas nachlässig, wenn es bei Vertragsunterzeichnung um einen Leistungsvergleich geht.
Analyst Gartner zufolge vereinbaren nur etwa 16 Prozent der Firmen eine Zwischenbewertung der Leistungen in ihrem Vertrag. Daher überrascht es nicht, dass 8 von 10 Firmen ihren Outsourcing-Vertrag innerhalb der Lautzeit neu verhandeln wollen, und dass 15 Prozent aller Verträge innerhalb der ersten 12 Monate nach Vertragsabschluss tatsächlich neu verhandelt werden.
Doch allmählich dämmert es den gestressten IT-Chefs, dass – anders als allgemein vermutet – Outsourcing kein Allheilmittel für die IT-Probleme im Betrieb ist. Ausgelagerte Dienste, die nicht optimal definiert sind, machen tatsächlich wenig Sinn, ja können sogar die Unternehmenssituation durchaus verschlechtern.
Zu viel Rückholung Anlass zur Besorgnis?
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Nachforschungen des NCC ergaben, dass 41 Prozent der Entscheider in Sachen IT der Meinung sind, Outsourcing könne die Qualität der IT-Services verschlechtern. Und fast drei Viertel der IT-Chefs sagen heute, sie hätten keine Outsourcing-Pläne im IT-Bereich für die nächsten zwei Jahre.
Wenn dieser Trend einer zunehmenden Verschiebung von extern zu “in-house” anhält, muss dies freilich für externe Serviceprovider Anlass zur Besorgnis sein. Der allgemeine Gesinnungswandel in Bezug auf das Outsourcing trifft manche schlecht vorbereiteten IT-Verantwortlichen vermutlich wie ein Schock. Für viele bedeutete es so etwas wie eine zur Bewährung ausgesetzte Haftstrafe.
Aber fragen Sie sich selbst:
Könnten Sie – bei umstrittener Kostenersparnis und fraglichem Leistungsniveau – einem Partner, Kollegen, oder Ihrem Chef das Outsourcing von IT-Dienstleistungen mit gutem Gewissen empfehlen? Oder andersherum: Können Sie nach Verlust des Know-hows im Hause auch wieder ein InSourcing empfehlen?
Wer planen kann, ist eben klar im Vorteil!