Probleme mit Enterprise Software?
Software-Dogmen unter Beschuss

IT-ManagementIT-ProjekteNetzwerk-ManagementNetzwerkeSoftware

Krise in Worten

Probleme mit Enterprise Software?

Es gibt ein sehr gutes neues Blog, das hilft, viele meiner Gedanken hinsichtlich der Krise bei Vermarktung, Verkauf und Verwendung von Unternehmens-Software zu verdeutlichen. Es scheint mir, dass das gesamte Grundgerüst der Software in Frage gestellt wird und dass die IT-Industrie – und die Käufer, die in den gleichen Denkweisen gefangen sind – die Art und Weise wie sie funktioniert, neu definieren müssen oder Gefahr laufen, eine Implosion hervorzurufen.

Das Blog ist von Andy Hayler, dem Gründer von Kalido, einem “Data Warehousing”-Unternehmen. Schlau, dass er den Begriff “Business Intelligence” für seine Leistungen nicht verwendet. Blogs von IT-Chefs gibt es heutzutage wie Sand am Meer, aber was Hayler von den anderen abhebt, ist, dass Kalido sich aus einem hauseigenen Projekt bei Shell heraus entwickelt hat. Damit gehört er zu einer beunruhigend seltenen Rasse: Ein Verbraucher von Unternehmens-Software, der ein Unternehmen für Unternehmens-Software aufgebaut hat.

Fehler in Enterprise Software

Probleme mit Enterprise Software?

Diese ungewöhnliche Kombination erklärt vielleicht den Tonfall von Haylers Blog, der viele Glaubensgrundsätze, mit denen die Unternehmens-Software heutzutage behaftet ist, in Frage stellt.

Zu seinem Anliegen zählen zum Beispiel folgende Punkte:

§Industriebündnisse von zweifelhaftem Wert
* Jährliche Wartungsgebühren die den Anschaffungspreis übersteigen
* Fallstudien, die in ihrer Glaubwürdigkeit recht dehnbar sind und die Mitwirkung anderer ignorieren
* Auskunftsersuchen, die aber in Wirklichkeit eher eine Bitte um kostenlose Beratung sind als vollständig durchdachte Pläne
* Analysten, deren Objektivität aufgrund von Bindungen an Anbieter beeinträchtigt ist
* Zusagen hinsichtlich der Kapitalrendite, denen nie nachgegangen wird
* Die Kluft zwischen den Wünschen der Nutzer und dem, was die Software-Entwicklungsprojekte bieten
* Zu lasche Testroutinen für Software
* Lücken beim Modell der serviceorientierten Architektur (service-orientated architecture – SOA)
* Kulturelle Vorbehalte gegen Strategie-Änderungen bei fehlgeschlagenen Projekten

Gut, das soll für den Anfang erstmal genügen und bietet sicher eine Grundlage für noch weitere Problemkreise, die man durchkauen kann – über die “Gedanken eines CEO”-Blogs hinaus.

Ich könnte gut und gern noch ein paar eigene vorschlagen (nächste Seite)

Regulatorien und Hundefutter

Probleme mit Enterprise Software?

Ich könnte gut und gern noch ein paar eigene vorschlagen:

* Höchst selektive “Checklisten” für Produkteigenschaften, die Äpfel mit Birnen vergleichen (genauer gesagt Äpfel mit Basketbällen, weil oft das Verhältnis nicht mehr stimmt)
* Benchmark-Ergebnisse, wofür ein ganzer Kübel voll weiterer Daten notwendig wäre, um einen Nutzen daraus zu ziehen
* Die flexiblen Zeitfenster zwischen Produktankündigung und Produkt-Verfügbarkeit
* Undurchsichtige Lizensierungs-Bedingungen seitens der Softwareanbieter
* Die Nichteinhaltung von Versprechungen für durchgängigen Support oder Änderungen bei den Bedingungen des bereits bestehenden Supports, die unerkannt zur “Strafe” für den manchmal nervigen Kunden werden
* Widersprüchliche Richtlinien bei der Disposition von Sicherheits- und Patch-Maßnahmen
* Das Widerstreben, die Plattformen von Konkurrenten zu unterstützen

Da wundert es wenig, dass die Tage, an denen das Geld locker saß, Geschichte geworden sind. Und dass die Firmen ein Auge auf gehostete Software werfen, die einfachere Bedingungen, weniger Features und ein geringes Maß an Aufsicht und Betreuung für die Software im Unternehmen versprechen. Und es ist auch kein Wunder, dass sich eine so große Menge von Nutzern der OpenSource Software sowie Firmen zuwendet, die ihren Hauptzweck nicht mehr darin sehen, für die Aktionäre eine immer bessere Melkkuh zu sein.

Ich werde Haylers Blog nach weiteren exzellenten Analysen und unterhaltsamen Erkenntnissen durchforsten. Schauen Sie sich doch selbst, was er beispielsweise herausgefunden hat, als er untersuchte, wie viele Menschen Produkte gegessen haben, die für ihre Haustiere gedacht sind. Ich wette, dass wenn der Glaube an die kommerzielle IT immer mehr erlahmt, einige Leute wirklich ihr eigenes Hundefutter (fr)essen werden.

Lesen Sie auch :