Intel statt IBMMac OS X für PCs
Der PC als Mac
Intel statt IBM
Mac oder PC hier prallen Weltanschauungen aufeinander. Die Fangemeinden sind streng getrennt: Kein Layouter, der nicht auf seinen Mac schwört. Kaufentscheider im Unternehmen setzen wie die meisten Heimanwender aus Preisgründen lieber auf PCs für die Büroausstattung. Auch Computer-Spieler fühlen sich bislang auf Rechnern mit Prozessor-Technik von AMD oder Intel eher zu Hause als auf Macintosh-Rechnern mit IBMs PowerPC-CPUs.
Doch beide Plattformen werden sich zukünftig ähnlicher denn je: Apple portiert sein derzeit aktuelles Macintosh-Betriebssystem Mac OS X Tiger auf die PC-Plattform mit x86-Architektur und kehrt IBM den Rücken zu. Mitte 2006 sollen die ersten Power Macs und iBooks mit Intel-Prozessoren auf den Markt kommen, bis zum Jahr 2007 will Apple komplett umsteigen.
Gecrackte Version
Intel statt IBM
Zwar plant Apple, dass das angepasste Mac OS X nur auf dedizierter Hardware von Apple läuft schließlich verdient Apple sein Geld mit Hardware-Produkten, nicht mit dem Vertrieb seine Betriebssystems. Crackern ist es allerdings gelungen, die bereits verfügbare, offizielle x86-Entwickler-Version so zu manipulieren, dass diese auch auf herkömmlichen PCs läuft. Die Entwicklerversion hat inzwischen den Weg in die Filesharing-Netze gefunden. Diese Version arbeitet in ihrer ursprünglichen Form nur mit speziellen Test-Rechnern zusammen, die Apple an seine Partner herausgegeben hat.
Mit illegalen Cracks ist es aber möglich, das Betriebssystem auf beliebigen PCs zum Laufen zu bringen. Dabei bleibt der Betrieb nicht nur auf die von Apple favorisierten Intel-Prozessoren beschränkt, die gecrackte Version läuft auch auf AMD-Systemen. Selbst der Aufbau von Dual-Boot-Systemen ist möglich: Der Mac-Bootmanager erkennt eine parallele Windows-XP-Installation und stellt diese beim Booten ebenfalls zur Wahl.
Gleicher Look and Feel
Intel statt IBM
Im Test zeigt sich, dass die PC-Version des Apple-Betriebssystems im Funktionsumfang und Design nicht von der ursprünglichen Mac-Variante zu unterscheiden ist. Desktop-Oberfläche und Bedienung gleichen sich eins zu eins. Ein für Windows-Nutzer ungewohntes Feature ist beispielsweise der Programmstart über das Dock: Zieht der Anwender den Mauszeiger an den unteren Bildschirmrand, springen die wichtigsten Programme als vergrößerte Icons hervor und können einfach ausgewählt werden. Ist eine Anwendung geöffnet, finden sich die passenden Menüoptionen nicht, wie von Windows gewohnt, mit im Programm-Fenster, sondern in der Menüleiste am oberen Bildschirmrand. Das Menü ändert sich jeweils mit der Software, die im Vordergrund liegt.
Mac OS X bietet Funktionen, die beim PC noch Zusatz-Tools notwendig machen. Praktisch ist beispielsweise die Spotlight-Suchfunktion. Diese sucht nach dem eingegebenen Begriff nicht nur in den Dateinamen, sondern auch in den Inhalten und Metadaten der Dateien. Lange Installationsroutinen kennen Mac-User ebenfalls nicht: Die meisten Programme werden einfach durch Verschieben der Programmdateien auf die Festplatte installiert.
Treibermangel für Cracker
Intel statt IBM
Die Portierung ist bereits umfassend: Das Mac-Betriebssystem für den PC nutzt schon jetzt alle Vorteile der x86-Architektur aus. Dazu zählt beispielsweise die 64-Bit-Unterstützung der neuesten Prozessoren von AMD und Intel. Auch die SSE3-Funktionen der aktuellen Athlon-64- und Pentium-4-CPUs werden ebenso erkannt wie die Hyperthreading-Technik zum virtuellen Dual-Prozessor-Betrieb beim Intel Pentium 4.
Nutzer des geknackten Mac OS stoßen jedoch schnell auf Treiberprobleme: Alle Komponenten, die nicht bei Apples speziellem Entwicklungs-PC zu finden sind, werden von dem Beta-Betriebssystem nicht unterstützt. Audio- und Netzwerk-Chips auf dem Mainboard werden damit beispielsweise ebenso wenig erkannt wie Grafikkarten von ATI oder Nvidia. Diese werden als Standard-Grafikkarten ohne 3D-Funktionen angesprochen die Bildauflösung bleibt fest bei 1024 x 768 Bildpunkten. Im Forum von www.osx86project.org finden sich weitere Anwenderberichte zum Thema Hardware.
Warten auf Programme
Intel statt IBM
Bei passender x86-Mac-Software sieht es derzeit ebenfalls noch dünn aus. Die bereits verfügbaren Apple-Anwendungen müssen für den Betrieb auf dem x86-Mac-OS von den Programmierern erst entsprechend angepasst werden. Fertige Produkte sind bisher noch nicht verfügbar, selbst konkrete Produktzusagen sind Mangelware. Zumindest Microsoft spricht offiziell davon, sein Office-Paket passend anzubieten, auch Adobe will sein Produktangebot entsprechend erweitern. Unter www.osx86.theplaceforitall.com finden sich weitere Freeware- oder Shareware-Programme für das x86-basierte Mac OS X.
Eine Hintertür existiert bereits: Bisherige Apple-Programme arbeiten im Emulationsmodus mit dem x86-Mac schon jetzt zusammen. Dafür sorgt eine Software-Zwischenschicht mit Codenamen Rosetta. Rosetta ist in der x86-Variante von Mac OS X fest im Betriebssystem integriert. Verfügbare Mac-Programme wie Microsoft Word oder Excel lassen sich damit problemlos installieren und ausführen.
Es zeigt sich aber, dass die Emulation merklich Leistung kostet: Der Benchmark Cinebench läuft in der Standard-Mac-Ausführung auf einem x86-System zum Beispiel um ein Viertel langsamer als unter Windows XP. Stuff it benötigt zum Entpacken eines 19 MByte großen Archivs 25 Sekunden gegenüber 14 Sekunden auf der Windows-Plattform. Der Umweg über die Rosetta-Zwischenschicht ist damit allenfalls eine Notlösung für die Übergangszeit.
Apple verbessert Schutz
Intel statt IBM
Ob die ersten x86-Apple-Rechner schon mit den aktuellen Intel-Prozessoren ausgeliefert werden, ist noch offen: Geeigneter Zeitpunkt für den Umstieg könnte auch erst die Einführung der neuen Conroe-Desktop-CPUs in der zweiten Jahreshälfte 2005 sein. Bis dahin wird Apple auf jeden Fall weiter dafür sorgen, dass das x86-Mac-OS nur auf Macintosh-Hardware läuft.
Dazu hat Apple das Patent »System and method for creating tamper-resistant code« angemeldet (United States Patent Application 20050246554). Der Schutz soll auch bei Multi-Boot-Systemen und dem Parallelbetrieb von mehreren Betriebssystemen auf virtuellen Maschinen gesichert sein.