Internet-Marketing in Zeiten der DomainfülleDomainnamen als Lockvogel sind out

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Vorsicht mit neuen TLDs

Internet-Marketing in Zeiten der Domainfülle

Die in Amsterdam ansässige Firma UnifiedRoot hat im Dezember angekündigt (wir berichteten im Vorfeld), dass sie Registrierungen für neue Top-Level Domains (TLDs) – also die Eingaben “nach dem Punkt” – nach eigener Wahl, annehmen wird. Dies kann vielleicht Ihr Firmenname sein oder ein einschlägiges Stichwort wie “Geschäft”, “Hotel” oder “Casino”. Das TLD stellt den Suffix-Teil der Webadresse dar, so wie .com – und traditionell hat die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (Icann) das System gemanagt.

Im Fall von UnifiedRoot sollten die Käufer vorsichtig sein. Dafür gibt es mehrere Gründe. Da ist einmal das Problem, dass Ihre neue TLD bei den meisten Internet-Nutzern nicht funktionieren wird, was so ähnlich ist, wie ein Auto zu kaufen, das nur auf Privatstraßen gefahren werden kann. UnifiedRoot muss die Internet Service Provider (ISPs) überzeugen, den DNS-Request (Domain Name System-Request) auf seinen Servern einzurichten – und wenn dies auch einige getan haben mögen, so wird es viele geben, die sich niemals darauf einlassen werden.

Ein weiterer Punkt ist, dass Icann, die offizielle Organisation für die Vergabe von Domainnamen, in Zukunft eine TLD verwenden könnte, die bereits bei UnifiedRoot registriert ist. Und an dieser Stelle haben wir es mit einer fehlenden Eindeutigkeit zu tun. Ähnliche Probleme plagen New.net, eine Firma, die Registrierungen für .travel, .family und verschiedene andere TLDs akzeptiert. Diese sind in Wahrheit Sub-Domänen von New.net, aber sie funktionieren wie Domains, wenn deren Nutzer einen Browser Plugin installieren oder einen ISP haben, der die Konfiguration seines Nameservers modifiziert.

Suche statt Domain

Internet-Marketing in Zeiten der Domainfülle

Das Vorgehen von UnifiedRoot und New.net ist bedauerlich. Der Gipfel ist, dass man bei UnifiedRoot ca. 1500 Euro berappen muss, um sich für einen seiner wohl stark angeknacksten Domainnamen registrieren lassen zu können, wobei New.net noch wesentlich stärker zuschlägt und mehr verlangt, als man üblicherweise für eine standardmäßige.com oder .de-Domain hinlegen müsste.

Viele würden mehr TLDs begrüßen, aber diese eigenmächtigen Bestrebungen werden die ganze Sache nur durcheinander bringen. Obwohl die Verfahrensweise von Icann hinsichtlich der TLDs ein heißes Eisen ist und viele Länder fordern, dass die Kontrolle darüber den Vereinten Nationen übergeben werden sollte, möchte keiner ein unklares Namenssystem – und Icann ist zumindest in Non-Profit Unternehmen.

Wahrscheinlich hoffen die Unternehmen, dass neue TLDs dazu beitragen, dass ihre Seiten populärer und schneller auffindbar werden, doch die Zeiten haben sich geändert. In zunehmendem Maße verlieren die Domainnamen an Bedeutung und sind für die meisten Nutzer nur von geringem Interesse. Hyperlinks verbergen die eigentliche URL und diejenigen, die die Webseite einer Firma suchen, tippen diese in ihre bevorzugte Suchmaschine ein, was hauptsächlich Google ist. Wenn man aus Versehen einen Firmennamen in die Adresszeile eingibt, dann beginnt der Browser gewöhnlich mit der Suche und findet sie sowieso. Daraus folgt, dass ein ranghoher Platz in den Suchmaschinen wesentlich wertvoller ist als die meisten Domainnamen.

Fehlende Marketingkonzepte?

Internet-Marketing in Zeiten der Domainfülle

Mich erinnert das Ganze an frühere Bestrebungen von Unternehmen wie RealNames. Dies war im Grunde eine Adressdatenbank, die Internet-Stichwörter verkaufte. Der Gedanke war, dass mit dem Kauf eines Stichwortes jeder, der dieses Suchwort eingab, automatisch auf der Seite des jeweiligen Unternehmens landen würde. RealNames ging 2002 “den Bach runter”, als Microsoft damit aufhörte, die RealNames-Stichwörter in den Internet Explorer zu integrieren. Das war eine richtige Entscheidung, denn das Konzept mit den Stichwörtern ist fehlerbehaftet.

Zum einen liegt die Fehlerhaftigkeit als Marketingkonzept darin, dass die Kunden eine Auswahl an Seiten haben wollen, wenn sie etwas suchen. Und zum Zweiten ist es fehlerhaft als ein Konzept für die Namensvergabe, weil es in einer Sprache nicht genug Wörter gibt, um für jede Seite eine einzigartige Identifikation zu bieten. Suchmaschinen machen beides besser.

Sie wollen 2006 mehr Besucher auf Ihrer Seite? Vergessen Sie Stichwörter und extravagante Domainnamen – die Qualität von Inhalt und Design ist es, was wirklich zählt.

Und zur besseren Vemarktung empfehlen wir das EMarketing-Blog des Werbe-Experten Nico Zorn, der regelmäßig interessante Neugheiten für Internet-Werber präsentiert.

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