Auch Standards sind nicht unbedingt kompatibel
Wer wird Herrscher über die Formate von Office-Dateien?
Studie: Parties sind schuld
Auch Standards sind nicht unbedingt kompatibel
Eine Studie die kürzlich von Ingenieuren des Kopiererherstellers Canon veröffentlicht wurde, lässt erkennen, dass in der Vorweihnachtszeit eine Steigerung der Kundendienstbesuche von bis zu 25 Prozent zu verzeichnen war. Irgendetwas scheint mit dem Monat Dezember los zu sein, das die Betriebsstörungen bei Kopierern in dieser Zeit graduell zunehmen lässt. Der Grund liegt aber nicht in atmosphärischen Störungen aufgrund des Wintereinbruchs, sondern eher in “unzüchtigem” Verhalten bei Firmenfeten während der Weihnachtszeit.
Mit anderen Worten – man kann in unserer Industrie nicht alles mit der üblichen Logik bei der Fehlersuche erklären. Nur wenn man die technischen Aspekte etwas beiseite lässt und sich anderen Wesenszügen der Bürokultur zuwendet, kommt ans Licht, dass das altehrwürdige Ritual, bei solchen Parties diverse Körperteile zu kopieren, dafür verantwortlich ist, dass an den Kopierern so viele Störungen auftreten. Besonders im englischsprachigen Raum hat dich diese Spaßkultur durchgesetzt.
Es ist möglich, dass die aktuelle Debatte über die Zukunft von XML-basierten Dateiformaten für Dokumente sich in ziemlich ähnlicher Weise zu sehr auf die zentralen Akteure – Microsoft und die Open-Source-Bewegung – konzentriert – und nicht genug auf die große weite Welt da draußen, wo der Rest von uns lebt.
Office 12: kopatibles XML?
Auch Standards sind nicht unbedingt kompatibel
Mit der Einführung von Microsoft Office 12, werden die natürlichen Dateiformate des Pakets auf XML basieren.
Wenn man an Microsofts unrühmliche Vergangenheit denkt, als das Unternehmen versuchte, Versionen von Word-Dateien schreiben zu lassen, die nur von anderen Versionen von Word gelesen werden konnten, auch wenn der Inhalt nur aus Klartext (Plaintext) bestand, dann muss der Übergang zu XML wahrlich ein Segen sein.
Aber während XML selbst ein offener Standard ist, sind es die unendlich vielen Möglichkeiten für die Nutzung von XML nicht. Sprich: Das DTD [Document Typ Definition], also die Entwicklung eines Dokumentenformats, das durch XML definiert ist, kann wieder seine eigene Struktur haben, die nicht gleich jedes Programm versteht. Das Einreichen seiner Open-XML-Formate bei der internationalen Normungsbehörde ECMA hat Microsoft daher Kritik eingebracht. Die Befürworter des OpenDocument Formats beschuldigen Microsoft, hinsichtlich der “offenen Standards” nur Lippenbekenntnisse abzulegen und zu versuchen, sich wiederum ein Monopol bei den Dokumentenformaten zu sichern. Dieses Argument ist durchaus stichhaltig – aber ich glaube nicht, dass Microsoft bei dieser Runde Erfolg beschieden sein wird.
Geht XML den Bach runter?
Auch Standards sind nicht unbedingt kompatibel
Das .swf Format von Macromedia ist beispielsweise proprietär, aber man findet es überall im Web. Verglichen damit ist das offene XML-basierte SVG-Format so populär wie eine Kündigung per SMS am Heiligabend.
Diese Beispiele sind nicht maßgeblich, aber sie zeigen, dass der Erfolg eines Dateiformats von seiner Akzeptanz abhängt. Niemand in der realen Welt schert sich darum, wer die Technologie besitzt.
Schauen wir uns doch mal in der großen Welt der Dateiformate um. Man frage irgendeinen ambitionierten Fotografen und wird erfahren, dass Camera Raw in der Industrie das am schnellsten wachsende Bildformat ist.
Dabei ist Camera Raw kein Standard, es ist ein loser Begriff für 100 (Tendenz steigend) unterschiedliche proprietäre Formate, die untereinander alle inkompatibel sind, sogar bei Apparaten des gleichen Herstellers.
XML-basierte Daten am Client-Ende könnten leicht das gleiche Schicksal erleiden, wenn die konkurrierenden Entwickler die Offenheit von XML zwar alle loben, sie aber auf unterschiedliche Weise verwenden, um viele inkompatible Dateiformate zu erstellen. Open XML und OpenDocument haben noch immer eine Chance, sich die Krone bei den Normen aufzusetzen, doch der Gewinner wird letztendlich durch die Akzeptanz bei den Nutzern bestimmt. Und das mag so schwer vorhersagbar sein, wie das, was das Kopiergerät am Tag nach der Firmenfete ausspucken wird.