Content-Management-Systeme
Power für die Website
Eigenentwicklung
Content-Management-Systeme
Nahezu jeder hat schon einmal über den Einsatz eines Content-Management-Systems nachgedacht, und die meisten haben das eine oder andere auch schon ausprobiert. Doch erfolgreich waren die Versuche oft nicht – das zeigen die Ergebnisse einer Leserbefragung von Internet Professionell aus dem vergangenen Jahr: Nur 40 Prozent der befragten Abonnenten setzen Standardprodukte ein, nahezu ausschließlich Open Source. Typo 3 und Mambo liegen dabei mit deutlichem Abstand vorn. 20 Prozent kamen offenbar mit Standardprodukten nicht zurecht und verwendeten daher Eigenentwicklungen. 40 Prozent der Befragten benutzen dagegen gar kein CMS, obwohl insgesamt 92 Prozent das Thema »Content-Management« als für sie interessant gewertet hatten. Woran scheitert es also? Und warum nehmen so viele die enormen Mühen und Kosten auf sich, gleich ein eigenes CMS zu entwickeln?
Warum überhaupt Content-Management?
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Die wichtigste Frage bei der Suche nach dem richtigen Content-Management-System ist die Frage nach dem Einsatzzweck: Was möchten Sie mit dem CMS erreichen, welche Probleme sollen damit behoben oder vermieden werden? Denn zwei Dinge sind klar: CMS bedeutet nahezu immer gestalterische Beschränkung und viel Einarbeitungszeit. Tolle Javascript-Menüs sind meist genauso wenig einsetzbar wie andere komplexere Features, wenn das CMS selbst dafür nichts anbietet oder sich das Feature zumindest mit viel Aufwand über die APIs der CMS einbinden lässt. Und kein CMS eignet sich für alle Anwendungsfälle gleichermaßen gut. Große Systeme wir Typo 3 können zwar enorm viel, bei kleinen Budgets werden Sie aber regelmäßig am nötigen Aufwand scheitern. Kleine Systeme sind dagegen einfacher einzurichten, unterliegen aber deutlichen Limitierungen, wenn man später einmal mehr will.
Für den Kunden
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Kostengünstig Standard-Websites für Kunden erstellen: Wenn Budget und Zeit fehlen, um ungewöhnliche, komplizierte und sehr individuell gestaltete Websites aufzubauen, kann ein CMS eine wertvolle Hilfe sein. Wichtigste Auswahlkriterien sind dann, dass möglichst wenig Anpassung nötig ist, bereits viele Standard-Templates existieren, das Template-System unkompliziert und einfach anzupassen ist und die Navigation ohne Aufwand zu erstellen ist. Idealerweise bringt dieses CMS auch Standard-Plug-ins mit wie Kontaktformular, Weblog, Gästebuch und eine Archiv-Funktion, damit man typischen Kundenwünschen in diesem Segment schnell und kostengünstig gerecht werden kann. Nachteil dieser Systeme, den man seinen Kunden auch von Anfang an deutlich machen sollte: Die Möglichkeiten für spätere Erweiterungen und individuelle Anpassung sind sehr beschränkt.
Website, die komplett vom Kunden gepflegt werden soll: Ist das Ziel bei einem CMS, dass der Kunde beziehungsweise die Mitarbeiter der eigenen Firma möglichst die gesamte Website selbst pflegen und neue Content-Seiten anlegen, muss der Schwerpunkt bei der CMS-Auswahl auf dem User-Interface und der Userverwaltung liegen. Zahlreiche CMS bieten zwar eine enorme Feature-Vielfalt, das Backend ist dann aber auch nur noch von intensiv eingearbeiteten und geschulten Fachleuten zu bedienen. Für diesen Einsatzzweck muss die User-Oberfläche kompromisslos Wysiwyg sein, alle Funktionen müssen ohne HTML- und CSS-Kenntnisse funktionieren, idealerweise sollen feste Formatvorlagen vorgeben werden können, damit alles im Look and Feel von Microsoft Word ist.
Ein ganz wichtiger Punkt ist hier auch die Einbindung von Bildern und Grafiken: Bilder müssen vollautomatisch verarbeitet werden. Funktionen aus Image Magick oder GDlib müssen daher im Hintergrund große Bilder automatisch herunterrechnen, Click-and-Go-Features zum Zuschneiden und Drehen sind ein Muss.
Ebenfalls wichtig: Die Rechteverwaltung für die User sollte so granular wie nur möglich sein und das Ein- und Ausblenden von Funktionen und Formatierungsoptionen je User oder zumindest je Usergruppe erlauben. Im Open-Source-Bereich stellen alle Profi-Pakete wie Contenido, Typo 3, Mambo/Joomla und EZ-Publish diese Features zur Verfügung. Bei den kommerziellen Produkten bietet beispielsweise Webcontent 4.0 von Omeco (www.omeco.de) extrem granulare Userrechte und ein brauchbares Wysiwyg-Backend.
Für Entwickler
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CMS als Businessgrundlage für Web-Entwickler: Haben Sie sich spezialisiert auf das Erstellen von etwas aufwendigeren Websites für Kunden, so bieten komplexe und leistungsfähige CMS die besten Voraussetzungen. Denn der Programmier- und Einarbeitungsaufwand ist zwar enorm, zahlt sich aber mit zunehmender Anzahl der Kunden wieder aus. Zudem bauen Sie Know-how auf, das Ihnen einen Wettbewerbsvorteil bringt, da Sie einem Kunden in Sachen Flexibilität und individuelle Anpassbarkeit deutlich mehr bieten können als ein Konkurrent, der nur gelegentlich und daher mit relativ einfachen CMS agiert. Das gewählte CMS muss allerdings auch äußerst flexibel sein und im Prinzip alles Denkbare grundsätzlich möglich machen, denn der Einarbeitungsaufwand lohnt sich nur dann, wenn Sie damit auch wirklich alle Kundenanforderungen erfüllen können. Typo 3 (www.typo3.com) ist in diesem Zusammenhang am weitesten verbreitet, aber auch beispielsweise Mambo/Joomla (www.joomla.com) kommt in Frage.
Multiplattform-Publishing: Ein besonders komplexer Fall für Content-Management ist dann gegeben, wenn der Content nicht nur online, sondern auch in anderen Formen (CD/DVD, Print) verwendet und gegebenenfalls auch aus anderen Quellen importiert werden soll. Hier ist ein CMS nötig, das Import-/Export-Schnittstellen hat und die Daten in einem universell verwendbaren Format bereithält heutzutage idealerweise XML, damit auch Datenzugriffe von außerhalb des CMS möglich sind. Im Open-Source-Bereich ist hier wenig zu finden, ein darauf spezialisiertes, kommerzielles CMS bietet beispielsweise Contentserv (www.contentserv.de).
Größere Mengen Content auf der eigenen Website verwalten: Je nachdem, ob sich ein größerer Aufwand für die eigenen Website lohnt etwa, weil man über Dienstleistungen oder einen Shop Geld damit verdient ist hier der Einsatz eines CMS nicht immer sinnvoll. Denn eigentlich ist kein CMS so flexibel und zugleich unkompliziert genug, um ein optimales Ergebnis zu erreichen. Allerdings hängt das natürlich stark von den Ansprüchen des Webmasters an individuelle Gestaltung und Funktionalität ab. Frust-Erlebnisse sind hier häufig vorprogrammiert, wenn man sich nicht mit einer Lösung à la»Website, die komplett vom Kunden gepflegt werden soll« (siehe oben) zufrieden geben will oder kann.
User-Interface und User-Verwaltung sind in diesem Anwendungsfall mehr oder weniger Nebensache. Sehr wichtig sind dafür ein äußerst flexibles und einfach zu durchschauendes Template-System sowie eine höchst anpassungsfähige Navigation und, je nach Anforderungen, eine einfache, also möglichst programmierfreie Einbindung externer Applikationen oder sehr umfangreich vorhandene Plug-ins oder Module.
Grundlegende Kriterien
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Ganz allgemein gilt folgende Regel: Die Funktionalität, deretwegen das CMS hauptsächlich eingesetzt wird, muss komfortabel und mit wenig Zeitaufwand anpassungsfähig sein und betrieben werden können. Tolle Funktionen helfen nichts, wenn der Zeitaufwand, sie einzusetzen, zu hoch ist. Dagegen sind Abstriche in Bereichen akzeptabel, die selten benutzt werden oder sich dank eigenem Know-how leicht überbrücken lassen.
Bevor Sie ein neues CMS im Detail ausprobieren und mit Anpassungen beginnen, sollten Sie sich die Zeit nehmen, die Dokumentation genau
anzusehen. Das spart viel Zeit und Enttäuschungen. Die besten Leistungsmerkmale helfen nichts, wenn Dokumentation, FAQ und Tutorials unverständlich oder einfach unzureichend sind oder sich ganz oder teilweise auf eine frühere Version des CMS beziehen.
Der erste Punkt beim Testen sollte die Navigation sein. Sie ist Dreh- und Angelpunkt jeder Website, und wenn sie Ihren Anforderungen nicht genügt, ist jede weitere Mühe mit dem gewählten CMS zwecklos. Achten Sie darauf, wie die Site innerhalb des CMS strukturiert ist, wie die Navigation intern erzeugt wird und daraus resultierend wie anpassungsfähig sie ist. Gerade beim Aufbau der Navigation finden sich die seltsamsten Modelle, die teils sehr leistungsfähig sind aber meist erst, wenn man das Prinzip dahinter verstanden hat. Und auch erst dann zeigen sich die Vorzüge und Schwachstellen.
Zumindest ein paar Gedanken wert ist schließlich das Lizenzmodell eines CMS. Denn wenn Sie ein CMS erst einmal implementiert haben, ist ein Wechsel selten schnell und einfach möglich, Sie binden sich also längerfristig an eine Lösung. Bei kommerziellen Produkten ist Zukunftssicherheit besonders wichtig, weil Sie komplett auf den Hersteller angewiesen sind. Einige wenige Anbieter wie Omeco geben ihren Kunden daher zusätzlich auch den Quellcode. Das ermöglichst zum einen eigene Anpassungen, bietet aber auch die Sicherheit, dass man selbst bei Konkurs des Anbieters nicht gänzlich im Regen steht. Bei Open Source ergibt sich diese Sicherheit naturgemäß von selbst. Je nach Projekt kann es bei Open Source aber interessant sein, ein CMS zu wählen, zu dem es kommerziellen Support gibt. Später eventuell nötige Code-Anpassungen sind dann ebenso gesichert wie eine gewisse Kontinuität beispielsweise beim Ausstieg des Projektleiters aus einem Webprojekt.
Entscheidung gegen CMS
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Es gibt zahlreiche Fälle, in denen tatsächlich eine bewusste Entscheidung gegen ein Content-Management-System die beste Lösung ist. Vor allem dann, wenn man unkonventionelle Websites machen möchte, die nicht den üblichen Standards entsprechen, lohnt der Zeit- oder Geldaufwand nicht, sich nur dafür in eines der leistungsfähigeren CMS einzuarbeiten. Mangelnde PHP-Kentnisse sprechen ebenfalls oft gegen ein CMS nämlich immer dann, wenn man trotzdem hohe Ansprüche an Individualität hat. Dann möchte man häufig vorgefertigte PHP- oder Javascripts beispielsweise für eine dynamische Navigation einsetzen, was sich aber nur mit Programmieraufwand in ein CMS einfügen ließe. Zwar bieten viele CMS sehr einfach zu verwendende Plug-in-APIs oder Ähnliches an, ohne Programmierung geht es aber eben trotzdem nicht. In jeden Fall ist Einarbeitung in die API nötig.
Ganz genau über ein CMS nachdenken sollte jeder, der im Moment nur eine kleine Website mit wenig Content betreibt. Bleibt es dabei und sind Aktualisierungen nur alle paar Wochen fällig, lohnt sich der Aufwand keinesfalls. Ist die Website aber stetig im Wachsen begriffen und kommt sehr regelmäßig neuer Content hinzu, spart ein frühzeitig eingerichtetes CMS später enorm Zeit. Denn irgendwann ist man mit statischen Seiten organisatorisch am Ende und erstickt in Wildwuchs. Dann erst auf ein CMS umzurüsten bedeutet viele Stunden bis Wochen an Handarbeit. Schwierigkeit beim frühzeitigen Einstieg in Content-Management: Man muss vorausahnen, welche Anforderungen die Website später einmal stellt. In jedem Fall sollte man hier darauf achten, dass das gewählte CMS gute Export-Schnittstellen hat, damit ein gegebenenfalls nötiger Umstieg auf ein anderes CMS möglichst automatisiert vonstatten gehen kann.
Alternativen zu echten CMS
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Oft gibt man aber auch einfach zu schnell auf, wenn auch das vierte oder fünfte ausprobierte CMS nicht zu den eigenen Wünschen passt. Denn zu echten CMS-Systemen gibt es zahlreiche Alternativen, die einen ähnlichen Zweck erfüllen. Von der simplen Eigenentwicklung in PHP, die nur wenige Codezeilen umfasst, bis hin zu einem zweckentfremdeten Wiki oder Weblog gibt es viele Optionen, die den gewünschten Erfolg oft erstaunlich leicht bescheren.
PHP-Include-System: Die einfachste Variante sind statische Seiten, bei denen aber letztlich nur der Content selbst in statischen HTML-Dateien abgelegt wird. Navigation, Header, Footer und CSS-Design liegen in separaten, zentral gepflegten Files, die per PHP-Include einfach in jede der Content-Seiten eingebaut werden. Der Unterschied dieses Verfahrens zu einem einfachen CMS ist eigentlich nur die fehlende User-Oberfläche. Dafür ist aber die volle Flexibilität gegeben bezüglich ausgefallener Navigationen per Javascript, Einbindung externer Applikationen und besonderer Features. Lediglich etwas Anpassungsarbeit in den jeweiligen Applikationen ist nötig, damit diese ebenfalls auf die Vorlagen wie Header und Footer zugreifen. Und nicht alle freien PHP-Skripts eigen sich dafür gleichermaßen. Der nebenstehende Kasten »Flexible PHP-Skripts« gibt einen kleinen Überblick über besonders gut geeignete Skripts. Ein weiterer Vorteil dieses Verfahrens ist, dass der Website-Besucher ebenso wie Suchmaschinen-Robots nur statische HTML-Dateien sehen. Jeglicher Aufwand mit Modrewrite für leicht lesbare URLs entfällt damit komplett.
Wiki & Weblog
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Wiki: Eigentlich sind Wiki-Applikationen für Websites gedacht, auf denen jeder oder zumindest eine große Zahl von Benutzern Content beiträgt und pflegt, sind Wiki-Systeme auch sehr gut als CMS einsetzbar. Denn natürlich kann man die Schreibberechtigungen auch drastisch reduzieren und gegebenenfalls auch die Login-Maske vor dem normalen Websitebesucher verstecken, so dass der eigentliche Ansatz des Wikis komplett verschwindet und nur der CMS-Teil im Backend übrig bleibt. Sowohl die schnelle und einfache Implementierung spricht für ein Wiki als auch die relativ einfache Art und Weise, wie Content gepflegt und verlinkt wird. Gute Wikis sind beispielsweise Erfurt Wiki (erfurtwiki.sourceforge.net), das spezialisierte Dokuwiki (wiki.splitbrain.org) und für große Ansprüche Mediawiki (www.mediawiki.org), das der Online-Enzyklopädie Wikipedia zu Grunde liegt, allerdings nicht auf Shared-Hosting-Accounts installierbar ist.
Weblog: Auch Weblogs eigen sich für Content-Management und sind wie Wikis schnell und unkompliziert einzurichten. Wichtig ist, ein Blog auszuwählen, das auch statische Seiten implementiert hat im Extremfall kann man den chronologisch strukturierten Blog-Anteil sogar ganz ausblenden und nur diese statischen Seiten verwenden. Wie beim Wiki nutzt man dann quasi nur das Backend des Blogs. Auf die Kernfeatures reduziert, dafür aber sehr benutzerfreundlich ist das aus Holland stammende Zomplog ( zomplog.zomp.nl). Der Klassiker ist WordPress (www.wordpress.org), aus Deutschland stammt das sehr leistungs- und anpassungsfähige Serendipity (www.s9y.org).
Online und Offline
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Online-Website-Editoren: Wenn es vor allem darum geht, Content per Browser von überall her zu pflegen oder bestimmte Bereiche der Website von Mitarbeitern oder Kunden pflegen zu lassen, sind Online-Website-Editoren eine bedenkenswerte Alternative. Testsieger des Vergleichstest solcher Produkte in der Internet Professionell 11/2005 war Editwrx (www.editwrx.com). Für ganz einfache Websites tut es manchmal sogar der bei vielen Webhostern standardmäßig vorhandene Website-Baukasten, mit dem sich aus professionellen Templates eine einfache Website zusammenklicken lässt. Das klingt
auf den ersten Blick extrem unter der Würde eines Webdesigners, ist aber gerade für Kundenwebsites mit geringen Anforderungen oft die effizienteste Methode.
Offline-CMS: Nicht immer ist ein CMS etwas, das auf dem Server ablaufen muss. Gerade bei Websites, die ohnehin nur von einer einzigen Person gepflegt werden, bietet sich die Site-Verwaltung der großen HTML-Editoren wie Dreamweaver, Golive und auch Netobjects Fusion an. Diese Programme verwalten Websites komplett offline und laden die fertige Website beziehungsweise die jeweiligen Änderungen auf den Webserver. Eingerichtete FTP- oder WebDAV-Verbindungen sorgen für eine komfortable Synchronisierung der Web-Inhalte zwischen lokalem PC und entferntem Webserver. Sollen mehrere Leute zur Website beitragen, lohnt sich auch ein Blick auf Macromedia Contribute, das ebenfalls auf lokal installierte Software setzt, aber mit entsprechender Rechte- und Nutzerverwaltung und Workflow-Management für Konsistenz auf dem Webserver sorgt.