Corporate Messaging könnte schieflaufen
Nicht mehr kostenfrei: Instant Messaging für Unternehmen

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Spielzeug wird Werkzeug

Corporate Messaging könnte schieflaufen

Instant Messaging wurde im Unternehmensbereich lange Zeit als ein Spielzeug angesehen, mit dem gelangweilte Teenies ein bisschen herumflirten können. Erst allmählich wurde es auch im Arbeitsumfeld toleriert. Man hielt es für harmlos, auch wenn man nicht so richtig wusste, wie eine Ausuferung zu verhindern sei.

Im letzten Jahr hat schließlich die große Popularität von IM-Angeboten von Firmen wie Microsoft, Yahoo und AOL viele IT-Manager überzeugt, dass es sich durchaus lohnt, Instant Messaging für Geschäftszwecke nutzbar zu machen. Gartners Analysten zufolge hat es sich sogar in 70 Prozent der Geschäftsbetriebe zur Schlüsselanwendung am Arbeitsplatz gemausert – wobei die meisten die frei zugänglichen Standard-Services nutzen, weniger häufig kommen unternehmensspezifische, maßgeschneiderte IM-Anwendungen zum Einsatz.

Vor allem externe Mitarbeiter verwenden IM häufig, um mit ihren Kollegen zu kommunizieren, während sie online sind. Es ist billiger als ein Telefongespräch, und es ist weniger aufwendig, als eine Telefonnummer zu wählen – die Hände liegen ja bereits auf der Tastatur. Und außerdem kommt es der Kommunikationsmethode Nummer Eins, dem Schreiben von E-Mails, deutlich näher, denn auch hier haben wir etwas mehr Abstand als beim Telefonieren und brauchen auf peinliche Fragen nicht sofort zu reagieren.

AOLs Corporate IM – ungewöhnliches Geschäftsmodell?

Corporate Messaging könnte schieflaufen

Werden dann, wie geplant, IM-Clients auch auf Mobiltelefone gepackt, bleiben wir sozusagen im Dauerkontakt, auch wenn wir nicht am PC sitzen – wobei das schnelle und genaue Eintippen zum Problem werden könnte.

Vorteile dieser Art mögen AOL bewogen haben, seinen wie angekündigt hochklassigen, speziell für Unternehmen konzipierten IM-Service in Kooperation mit dem Remote Access-Spezialisten WebEx auf den Markt zu bringen.

Obwohl AOL so seinen Messenger mit zusätzlichen Features wie Sprache, Video und Webconferencing ausstaffiert, bleibt IM die Kernanwendung mit dem Ziel, dem Unternehmen Kunden einzufahren. Das scheint zunächst durchaus Sinn zu machen – bis man dann erfährt, dass der Service etwas kosten soll. AOL rechtfertigt dies mit den Zusatzfunktionen und den (bislang unspezifizierten) Sicherheitsoptionen.

Geht die Strategie auf?

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IM-Dienste gebührenpflichtig zu machen ist nicht neu, aber doch ungewöhnlich. IBM kündigte im letzten Monat an, die Version seiner Collaboration-Anwendung Lotus Sametime, mit der IM-Nachrichten über Unternehmens-LANs weitergeleitet werden, werde ein Gateway für den Zugriff auf öffentliche IM-Dienste wie AOL, AIM, ICQ und Apple iCHAT enthalten, und die IM-Dienste von Yahoo und GoogleTalk nutzen die Verbindung über das Session Initiation Protocol SIP, ohne Zusatzkosten für den Kunden.

Allerdings wissen wir noch nicht, ob IBMs SameTime 7.5 auch Sicherheitsfunktionen wie Anti-Spam- und Virenschutz integriert und ob diese Features kostenfrei sind, oder ob IM-Sicherheitsfunktionen aus Anwendungen von Drittherstellern bezogen werden müssen.

Die große Frage bleibt: Werden IT-Chefs ohne Murren hinnehmen, dass für den Service jetzt Geld bezahlt werden soll – war doch die Hauptattraktion von IM für viele gerade seine Kostenfreiheit! Oder werden sie sich einfach wieder auf die öffentlich zugänglichen IM-Dienste beschränken?

AOL sollte genau prüfen, ob seine Strategie aufgehen wird. Von WebEx könnte AOL im Vorfeld schon einmal eine Lektion lernen: Das Unternehmen hatte vor nicht allzu langer Zeit eine Menge Abonnenten verloren, als es plötzlich für seine Remote-Control-Dienste, , die vorher umsonst zu haben waren, Gebühren erhob.

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