Desaster-Recovery-CDsLetzte Rettung
Werkzeuge
Desaster-Recovery-CDs
Das System steht und lässt sich nicht einmal mehr starten. Über eine Bootdiskette kommt der Administrator zwar noch an die Daten heran. Um aber den Fehler zu beheben, benötigt er entsprechende Werkzeuge, die sich nicht unbedingt auf dem Rechner befinden. Hier helfen als letzter Ausweg häufig nur noch Desaster-Recovery- CDs auf Linux-Basis, die als ISO-Image zum freien Download verfügbar sind. Mit ihnen lassen sich etwa zerstörte Dateisysteme reparieren. Außerdem eignen sich die Recovery- CDs auch dazu, Windows-Partitionen anzulegen oder einen von einer Windows- Installation überschriebenen Bootsektor wiederherzustellen. Mit den enthaltenen Werkzeugen lässt sich zudem die Hardware neuer oder gebrauchter Computer prüfen und Details dazu anzeigen.
Crash Recovery Kit
Desaster-Recovery-CDs
Das Crash Recovery Kit for Linux (http://crashrecovery.org) gibt es in mehreren Versionen für die Kernel 2.4 und 2.6. Neuster Zugang ist die Release für AMD-64-Prozessoren. Das Recovery-Kit setzt auf ein angepasstes Mandrake 10.0 auf. Eine grafische Oberfläche ist nicht enthalten, wohl aber einige Werkzeuge, die ein grafisches Textmenü mitbringen. Um die CD booten zu können, muss der Rechner mindestens 32 MByte Hauptspeicher enthalten, da sich sonst die 24 MByte große RAM-Disk nicht entfalten kann. In der aktuellen Version 2.6.7-mdk100 neu enthalten sind der NTFS-Treiber 2.1.14 sowie das passende Paket »ntfsprogs- 1.9.2«, mit dem sich NTFS-Partitionen von Windows 2000 oder XP verkleinern lassen (»ntfsresize«). Für die Verwaltung von Software-RAIDs bringt die Distribution Tools für den Logical-Volume-Manager LVM2 mit. Um ein paar Daten direkt zu retten, lassen sich diese via »Cdrtools« auf CD oder DVD brennen. Ist der Datenbestand zu umfangreich, mountet der Benutzer wahlweise NFS-, Samba- oder Windows- Shares und sichert die Dateien via Netzwerk auf einen anderen Rechner. Der Kernel der AMD-64-Version unterstützt außerdem für Raid-Controller der Serie »Zerochannel i2o« von Adaptec.
Dateisysteme mit Kernel 2.6.7
Mit dem Crash Recovery Kit lassen sich alle Dateisysteme reparieren, die der Kernel 2.6.7 unterstützt (Ext2, Ext3, JFS, ReiserFSv3.6, XFS). So gut wie alle weiteren Treiber dieser Kernel-Version sind als Modul ladbar. Somit greift der Administrator unter anderem problemlos auf Festplatten am SCSI-Controller oder USBBus zu. Netzwerkverbindungen lassen sich per Telnet- oder FTP-Client herstellen. In der Dokumentation beschreibt der Autor in kurzen Workshops, wie sich bestimmte Aufgaben erledigen lassen. Das Crash Recovery Kit ist nicht so umfangreich mit Software bepackt wie die anderen Rettungs- CDs. Es ist jedoch sauber zusammengestellt und die Tools sind gut dokumentiert. Die Website enthält zudem ein Dokument, das beschreibt, wie sich die CD individuell mit Werkzeugen bestücken lässt. Die CD liegt als ISO-Image (36 MByte) zum Download bereit.
Knoppix
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Bereits ein Klassiker der Recovery-CDs ist Knoppix (www.knoppix.de) von Klaus Knopper. Neben dem umfangreichen Software-Angebot enthält es viele Dokumente in deutscher Sprache, was ein unbestreitbarer Vorteil ist. Aktuell ist momentan die Version 3.7. Wer sich ein bisschen im Internet umsieht, findet leicht angepasste Versionen. Das Original-ISOImage bringt es auf 730 MByte, für den Download sollte daher mindestens ein DSL-Anschluss zur Verfügung stehen. Als Systemvoraussetzung sind mindestens 20 MByte Hauptspeicher empfohlen, wenn lediglich der Textmodus gewünscht ist. Möchten Sie die grafische Oberfläche KDE 3.3.1 benutzen, sollte das System mindestens 96 MByte RAM enthalten. Knoppix setzt auf Debian auf. Diese lässt sich wahlweise mit Kernel 2.4.27 oder 2.6.9 mit ACPI-Unterstützung booten.
Vollwertiges Linux
Knoppix ist nicht speziell als Recovery-CD anzusehen, da es auch Anwender- Software wie Open Office oder Gimp enthält. Allerdings gibt es auch massenhaft Werkzeuge zur Analyse und Fehlerbehebung. Dazu gehören der Protokollanalyzer »Ethereal« genauso wie der WLANSniffer »Airsnort«. Natürlich hat der Nutzer auch Zugriff auf die üblichen Netzwerk- Clients wie Telnet, FTP oder Secure- Shell (SSH). Auch lassen sich Samba- Windows- oder NFS-Shares über das Netzwerk mounten. Für die Datensicherung über Netz enthält die Distribution gleich mehrere Programme, darunter »Amanda « und »Bacula«. Um die Größe von Partitionen zu ändern, greifen Sie auf die Small-Version von »parted« zurück. Zudem lässt sich Knoppix auch auf Festplatte installieren und fungiert dann wie eine normale Linux-Distribution.
System Rescue CD
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Als Spezialist für defekte Festplatten, Partitionen und Bootsektoren präsentiert sich die »System Rescue CD« (www.sysresccd.org). Dazu enthält das System in einer rund 115 MByte großen ISO-Image- Datei diverse Partitionssoftware sowie viele Werkzeuge, um fehlerhafte Dateisysteme zu reparieren. Zudem existiert neben der PC-Version auch eine Release für PowerPC-Systeme. Die »System Rescue CD« basiert auf Gentoo Linux, einer Distribution, die sich aus den Quelltexten für das jeweilige System maßschneidern lässt. Das sehr gute englische Manual erklärt, wie der Benutzer bestimmte Programme startet oder das System nach eigenen Wünschen modifiziert. Die Stärke der CD liegt eindeutig im Umgang mit Festplatten und Dateisystemen. Sie enthält mit »GNU Parted« und »QtParted« gleich zwei grafische Werkzeuge, um Partitionen zu editieren respektive zu reparieren sowie Partitionen nachträglich zu verkleinern oder zu vergrößern. Mit Hilfe von »Partimage« kann der Benutzer sogar ein Image einer Windows- Partition anlegen. Für bequemen Zugriff auf NTFS-formatierte Partitionen sorgen die »ntfsprogs« sowie der Captive- NTFS-Treiber 1.1. Für die Verwaltung der von Linux unterstützten Dateisysteme Ext2/Ext3, JFS, ReiserFSv3.6 sowie XFS stehen entsprechende Pakete bereit.
Killt Viren
Auch die Sicherheitsbelange lässt die »System Rescue CD« nicht außer Acht. Hat sich ein Virus auf einem Windows-System eingenistet, lässt sich dieser mit Clam-AntiVirus beseitigen. Vermutet der Administrator einen Hackerangriff, durchsucht er das System mit »Chkrootkit« auf ein Rootkit. Das Hardware-Diagnose-Tool »Aida« sowie das funktionsreiche Backupprogramm »DAR« runden die Rescue-CD ab. Neben diesen Programmen enthält die CD auch Editoren, lässt den Benutzer Samba- oder NFS-Shares mounten und kann sogar einen SSH-Server starten. Der CD-Inhalt kann zudem auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt werden. Wie das funktioniert, erklärt ein Abschnitt in der Dokumentation.
Ultimate Boot CD
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Diese Rescue-CD (www.ultimatebootcd.com) enthält zahlreiche hardwarespezifische Programme. Als Hauptfunktion emuliert die CD ein Diskettenlaufwerk, damit der Anwender rein auf Disketten basierende Analyse-Tools benutzen kann. Dazu zählen gerade viele Diagnose- und Managementprogramme für Festplatten. Das System ist in zwei Ausführungen erhältlich: mit oder ohne grafische Oberfläche. Im Textmodus präsentiert die Rescue- CD ein übersichtliches Menü, in dem sich die Funktionen Mainboard-, Harddisk- und Filesystem-Tools aufrufen lassen. In den einzelnen Rubriken versammeln sich dutzende Programme, um beispielsweise den Inhalt einer Festplatte unwiederbringlich zu löschen oder eine Partition zu klonen. Zur Virenprüfung stehen gleich vier Programme bereit.
Mit grafischer Oberfläche
Wer die Version mit GUI besitzt, startet vom Bootmenü via [F7] direkt in die grafische Oberfläche. Darin lassen sich alle Werkzeuge bequem per Mausklick starten.
Das System ist mit Webbrowser, einer Dokumentationsdatenbank und weiteren Annehmlichkeiten ausgestattet und lässt den Benutzer auch auf Samba- oder NFSShares zugreifen. Die Option, per Textmenü oder grafischer Oberfläche zu arbeiten, ist einzigartig. Die ISO-Version mit GUI ist 190 MByte groß, die Konsolenversion kommt auf lediglich 113 MByte. Die Ultimate Boot CD eignet sich perfekt zur Diagnose von Mainboards und Festplatten. Über die grafische Oberfläche der Ultimate Boot CD wählt der Anwender zudem bequem weiter Analyse-Tools aus.