Toshiba HD-A1
Erster HD-DVD-Player

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Markteinführung im Herbst

Toshiba HD-A1

Es passiert selten, dass ein Kollege aus der Redaktion in die USA jettet, um sich dort auf Firmenkosten mit neuester Hardware einzudecken. Das Ganze ist jedoch kein Fall von unerlaubtem Griff in die Firmenkasse, sondern offiziell abgesegnet und dient einem hehren Ziel: Nur in den USA gibt es den Toshiba HD-A1, den ersten überhaupt erhältlichen HD-DVD-Player.

Als erste Redaktion hat PCpro das Gerät unter die Lupe genommen – nur eine Woche nach USA-Verkaufsstart und Monate vor der Markteinführung in Deutschland, die der Hersteller wenig konkret auf Herbst 2006 datiert.

Tom Cruise in 1920 x 1080

Toshiba HD-A1

Was in der sperrigen Toshiba-Verpackung im Supersize-Format steckt, beeindruckt in Aktion auch abgebrühte Tester. Neben dem Player hat der Kollege mit »The Last Samurai«, »Million Dollar Baby« und »Goodfellas« auch drei HD-DVD-Videos dabei – rund ein Zehntel aller derzeit erhältlichen Titel. In der Redaktion sind sich alle einig – die HD-DVD-Versionen der Spielfilme sind auf einem HDTV-tauglichen Riesenfernseher wie dem 37-Zoll-LCD Acer AT3705-MGW beeindruckend. Das liegt nicht unbedingt am Film oder am 5.1-Raumklang, sondern besonders an der Auflösung von 1920 x 1080 Bildpunkten (HDTV-Format 1080i), mit der die Bilder auf der Mattscheibe erstrahlen.

Im Vergleich dazu wirken DVD-Filme, die mit 720 x 572 Pixel nur ein Fünftel der maximalen HDTV-Auflösung bieten, ausgesprochen flau und detailarm. Das gilt auch dann, wenn der HD-Film herunterskaliert wird – zum Beispiel auf dem 42 Zoll großen NEC 42XR4, der nur eine native Auflösung von 1024 x 768 hat.

Innenleben: Ein kompletter PC

Toshiba HD-A1

Bevor man aber die High-Definition-Filme sehen kann, muss man rund 60 Sekunden Wartezeit einplanen, die der Toshiba HD-A1 zum Einschalten benötigt. Hinzu kommen für das Einlesen einer HD-DVD noch einmal bis zu 20 Sekunden. Der Hersteller begründet das mit einer Reihe von Kopierschutz-Checks, die der Player durchführt.

Legt man das Innenleben des HD-A1 frei, wird klar, weshalb der Einschaltvorgang tatsächlich so lange dauert. Der Toshiba entpuppt sich als 500-Dollar-PC, der erst gebootet werden muss. Auf der Platine sitzen ein Heatpipe-gekühlter und mit 2,5 GHz getakteter Pentium-4-PC, ein 1 GByte großer PC2700-DDR-RAM-Speicherriegel von Samsung sowie ein 256 MByte großer Flashbaustein. Dieser ist über USB 2.0 an der Platine angeschlossen und enthält das Betriebssystem des HD-A1, eine stark modifizierte Variante von Red Hat Linux. Wegen der PC-Hardware liegt der Player mit rund 55 Watt bei HD-DVD-Playback deutlich über der Leistungsaufnahme normaler DVD-Player.

HD-DVDs: Am PC nicht lesbar

Toshiba HD-A1

Ein weiteres interessantes Detail: Das im Toshiba integrierte Laufwerk ist das bereits in PCpro 04/06 angetestete NEC HR-1100A. Die Tester machen die Probe aufs Exempel: Sie bauen den NEC-Player aus und schließen ihn direkt an der IDE-Schnittstelle eines PCs an. So erhält man ein Leselaufwerk für alle CD- und DVD-Formate – nicht weniger, aber auch nicht mehr. HD-DVD-Filme am PC ansehen klappt wegen der speziellen Firmware des NEC aber nicht.

Egal, ob unter Windows XP SP 2, unter der aktuellen Betaversion von Windows Vista, unter Suse Linux 10 oder Mac OS X, das Medium wird nicht erkannt. Lediglich Nero Info Tool erkennt die Kapazität der Medien korrekt, zeigt aber keine Inhalte an. Alle erhältlichen HD-DVDs sind einseitige, doppelschichtige Medien, die pro Layer 15 GByte Daten speichern. Beispielsweise bringt es »The Last Samurai« mit Unmengen an Bonusmaterial auf 26 GByte.

Analoge Wiedergabe ist möglich

Toshiba HD-A1

Videos schickt der HD-A1 über seine digitale HDMI-Schnittstelle oder den analogen, unverschlüsselten Komponentenausgang auf den Fernseher. Zwar können Disk-Hersteller die analoge Wiedergabe über eine Kennung auf der Disk verbieten oder die Auflösung per ICT (Image Constraint Token) auf 960 x 540 Pixel verringern. Im Test werden aber alle HD-Filme über den Komponenten-Ausgang in voller Auflösung abgespielt. So wäre es theoretisch möglich, den Film von einem Aufnahmegerät mit Komponenten-Videoeingang speichern zu lassen. Für Heimanwender ist solches Profi-Equipment aber meist zu teuer. Selbst günstige Geräte wie der Sony-HDTV-Camcorder HDR-FX1 kosten mehrere tausend Euro.

Mitunter macht die HDMI-Verbindung zwischen Player und Fernseher Probleme. Das liegt nicht am Testgerät, sondern ist eine Kinderkrankheit der Schnittstelle. Vor dem Filmstart verständigen sich Player und Fernseher über einen gemeinsamen Schlüssel. Klappt der Austausch nicht, weil etwa der Fernseher zu spät eingeschaltet wird oder einem Gerät das HDMI-Kabel nicht passt, bleibt der Bildschirm schwarz. Im Test zeigt sich, dass man das Problem am schnellsten durch einen Neustart beider Geräte löst.

500 Dollar, günstiger als Blu-Ray

Toshiba HD-A1

Filmfreunde, die nicht erst Ende 2006 DVD-Videos in High-Definition sehen wollen, kommen um den Toshiba HD-A1 nicht herum. 500 US-Dollar kostet der Player, ein Film 20 Dollar. Will man den 110-Volt-Player importieren, kommen 50 Euro für einen Spannungswandler und Einfuhrzoll hinzu. Das ist noch günstig im Vergleich zu Blu-Ray-Playern wie dem Mitte 2006 erwarteten Sony BDP-S1, der 900 Euro kosten soll.

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