Namensklau im Web 2.0
Die MySpace-Invaders bedrohen das Geschäft
Die Wege des Web sind unergründlich
Namensklau im Web 2.0
Diese MySpace-Sache habe ich nie ganz verstanden und dachte mir, vielleicht bin ich dafür einfach zu alt. Mir schwant aber, dass ich da falsch liege.
Kürzlich las ich ein Interview mit ein paar Alt-Rockern – wer immer das auch war. Sie sprachen über die Vorteile ihres MySpace Webspace und meinten, dass dies die Demographie ihres Publikums radikal verändert hätte – wahrscheinlich von Leuten, die so aussehen als würden sie sich einfache Fernsehserien wie “Um Himmels Willen” ansehen in die Richtung von Neulingen, die so aussehen, als würden sie es bevorzugen, sich – ja, genau – so einfache Sachen wie “Traumschiff”, anzusehen.
Es war aber erstaunlich, wie diese Band den Sänger Chris Rea und andere Stars niedermachte, nur weil diese keinen MySpace-Auftritt haben. Ich jedoch meine, dass der Naturbursche mit der Lederhaut und den zusammengewachsenen Augenbrauen genug an schlechter Presse zu verdauen hat – auch ohne seine Fotos oder Musik online zu stellen. Andererseits – wenn eine Webseite Vorteile, Absatz, Fans und sogar Stalker (auch eine Art von Wertschätzung) mit sich bringt – warum sollte man dann keine haben?
Fanbasis von unten – Niveau unten!
Namensklau im Web 2.0
Duran Duran, Madonna, Eminem und andere haben alle eine, und Neulinge am Musikhimmel wie Lily Allen und The Arctic Monkeys schreiben ihren Erfolg in hohem Maße der Präsenz auf den Webseiten und der “Fanbasis von unten”, die sie erzeugen, zu. Natürlich haben einige Musiker Webseiten, die von anderen betrieben werden und anderen Zwecken dienen.
Die Fans von Celine Dion wären enttäuscht, würden sie Celines Namen bei MySpace wieder finden – nun ja, zumindest wenn sie jemals damit aufhören, ihre Köpfe gegen die Wand zu rammen und andere psychotische Dinge zu tun.
Phil Collins ist ebenfalls vertreten – aber ich glaube nicht dass er selbst dahinter steckt. Schließlich würden nur die verrücktesten egomanischen Lebewesen behaupten, dass ihr Lebenszweck darin besteht “Phil Collins zu sein, Dinge zu tun, die Phil Collins tut und von anderen erwarten, dass sie nach meinen Grundsätzen leben, eben nach denen von Phil Collins.”
Lustiges Markengrabbing im Web 2.0
Namensklau im Web 2.0
Aber nicht nur Celine, Phil und andere Leute aus der Unterhaltungsbranche sollten sich bei MySpace registrieren lassen. Auch für Unternehmen ist dies angesagt. Eine kurze Suche lässt viele Markennamen auftauchen – dabei findet sich sogar eine Registrierung unserer Zeitschrift IT Week – wenn auch nicht unbedingt immer alle Markeneintragungen durch ihre rechtmäßigen Besitzer.
Der Auftritt von Coca-Cola bei MySpace ist ein enttäuschendes und verwirrendes Durcheinander, das mehr mit einem unausgegorenen Teenager zu tun hat als mit einem Zähne zerstörenden sirupartigen koffeinhaltigen Gesöff. Ein Besuch der IBM-Seite enthüllt uns, dass das Unternehmen, das wir Big Blue genannt haben, “Computer, Spiele, Parties, Trinkgelage, Poker und seine Spezialformen” mag. Auch wird dort Musik von Eminem und Jay-Z gehört oder man guckt Polizeiserien oder Blind Date im Fernsehen – sehr merkwürdig.
Nehmen Sie es selbst in die Hand!
Namensklau im Web 2.0
Die Webseite von Microsoft auf MySpace sieht recht offiziell aus. Man erblickt ein Foto von William Gates III, einen Aufruf, Kommentare zu Microsoft-Produkten abzugeben und Werbung, die Betaversion von Vista herunter zu laden. Leider enthält die Liste der Freunde (eines der wichtigsten Charakteristika von MySpace) solche Namen wie “Captain Nemo”, “who I am hates who I have been” und “Alienfistgod54” als Partner. Keiner von denen klingt sehr nach Bill Gates’ echtem Business-Partner Steve Ballmer.
Wie lange wird es also noch dauern, bis es für die Firmen einfach ein Muss ist, auf diesen Webseiten mit sozialen Netzwerken einen Auftritt zu haben? Dabeisein ist alles – und wenn Sie es noch nicht sind, sollten Sie dies schleunigst nachholen. Am schlimmsten wäre, Ihren Namen brach liegen zu lassen und jemand anderes schnappt ihn auf. Ich kenne die Folgen, und deshalb meine Warnung: Geben Sie Ihren Ruf oder Ihr Markenzeichen keinesfalls aus den Händen!