Chinesische Pfadfinder jagen Raubkopierer (Kommentar)
Ein Einzelfall fehlgeleiteter Kinder? Mitnichten! Die Hong-Kong-Regierung fand die Privatinitiative, bei der 800 Bittorrent-Fälle protokolliert wurden, so gut, dass noch im Sommer eine offizielle Kampagne gestartet werde. Man wolle 200.000 Jugendliche (!) rekrutieren, um im Internet nach Hinweisen auf Raubkopierer zu suchen. Die “Youth Ambassador”-Aktion hat schon ein internationales Echo hervorgerufen. Proteste? Oh nein, die USA, China und Macau (was für eine Achse) wollen das Modell sehr gerne übernehmen.
Die Unterhaltungsindustrie ist natürlich ganz begeistert und sieht den erzieherischen Effekt, damit die jungen Leute gar nicht erst auf die schiefe Raubkopierer-Bahn abrutschen. Kritiker mahnen, dass diese Methode an Chinas Kulturrevolution erinnere, als Kinder ermutigt wurden, über die Aktivitäten ihrer Eltern zu berichten. Mir fallen da noch ein paar andere, näher liegende Ex-Diktaturen ein, bei denen der Nachwuchs Familie und Nachbarn nach Herzenslust denunzieren durfte. Na? Genau…
“Es ist nicht fair, zu behaupten, die Regierung rekrutiere Kinder, um andere auszuspionieren”, wehrt sich tapfer Tam Yiu-keung, Aufsichtsbeamter der Zoll- und Steuerbehörde Hong Kongs. “Wir wollen nur das Bürgerbewusstsein wecken, um Verbrechen den Behörden zu melden.” Sehr glaubwürdig.
Die Kinder und Jugendlichen im Alter von 9 (!!!) bis 25 Jahren werden Internetdiskussionsseiten, die öffentlich zugänglich sind, besuchen (und da GANZ andere Sachen entdecken). Stoßen sie auf illegal kopiertes Material, wie etwa Musik oder Filme, melden sie dies den Behörden, welche die Hinweise untersuchen. Die Ergebnisse werden schließlich an die Branchenverbände wie die Motion Picture Association oder die International Federation of the Phonographic Industry weitergeleitet. (rm)