Im Kampf gegen Terrorgruppen macht Indien etliche Blogs dicht
Vor einer Woche sind bei einem islamistischen Bombenanschlag auf mehrere Züge in Mumbai 207 Menschen ums Leben gekommen. Nun sind viele indische Websites auf einer schwarzen Liste gelandet. Ihnen wird die Verbreitung von Hassbotschaften sowie Verbindungen zu islamistischen Gruppen vorgeworfen.
Nicht alle ISPs sind der Forderung nachgekommen, einige haben nur bestimmte Inhalte eliminiert, doch die meisten ISPs haben gehorcht, ja sogar übereifrig reagiert nicht nur einzelne Seiten gesperrt, sondern die gesamte Domain. “Damit werden nur die gewöhnlichen User ausgeschlossen und bestraft, nicht die islamistischen Terrorgruppen behindert, die das Internet sehr effektiv zu nutzen wissen und solche Blockaden leicht umgehen können”, ärgert sich Julien Pain, Leiter des Internet Freedom Desk bei Reporter ohne Grenzen. RSF hat die indische Internetkontrollbehörde CERT-IN in einem Brief aufgefordert, die Sperre der Bloganbieter aufzuheben. Falls nicht, wolle man öffentlichen Stunk machen.
Pains Ärger ist insofern berechtigt, da viele der gesperrten Blogseiten offenbar über keine islamistischen oder radikalen Inhalte verfügen. Nun befürchten manche Politbeobachter, dass Indien sich in die Front jener einreiht, die Meinungsfreiheit unterdrücken, wie etwa China, Saudi Arabien und Pakistan. Doch die Inder sind nicht so fügsam wie die Chinesen: Profi-Blogger haben bereits neue Blogseiten bei anderen Anbietern eröffnet und geben dort Tipps, wie man die Sperren umgehen kann. Meinungsäußerung per Blog ist in Indien sehr beliebt geworden. Allein auf Blogspot soll es einige hunderttausend indische Blogs geben. (rm)