“Computerspiele sind wie Cannabis oder Alkohol”
“Experten warnen: Computerspiele verändern Seele und Gehirn von Kindern und Jugendlichen. Bereits 600 000 Betroffene in Deutschland”, heißt es in der aktuellen “TV Sehen und hören”. Die Kollegen vom österreichischen Rundfunk kommentierten lapidar: “Die Lektüre dieses Texts kann zeitweilige Unbehaustheit in der realen Welt zur Folge haben.”
Dann zitieren sie genüsslich den Origialtext: “Der Familientherapeut Wolfgang Bergmann und der Hirnforscher Dr. Gerald Hüther warnen vor Computersucht als neuer Volkskrankheit. In Deutschland seien bereits 600 000 Jugendliche und Kinder von der Sucht betroffen.” Wolfgang Bergmann im Gespräch mit der Programmzeitschrift: “Es wird Zeit, dass wir allmählich aufwachen, sonst sind nicht nur sie, sondern wir alle nicht mehr in der Lage, in der realen Welt zu Hause zu sein”. Damit meint er weniger die Computer als vielmehr deren Anwendung als Spielzeug.
Und das gerade jetzt, wo die Erwachsenen in der Spieleindustrie richtig Geld verdienen. Ist ja nichts Schlechtes. Auch Professor Klaus Jamin, Professor für Betriebswirtschaft und Freund von klarem Nutzen der EDV, schreibt im IT-Management-Blog: “Schnell mit der Hand ist fast jeder – auch der Affe – mit dem Kopf nur der Mensch“. Er glaubt nicht daran, dass Computerspiele den Menschen das in die Hand geben, was sie zum Management von Firmen oder ihrem eigenen Leben benötigen.
Der Hirnforscher Hüther geht im Interview mit dem Tagesspiegel noch weiter: “Die Computergames verschaffen den Spielern grenzenlose Glücks- und Allmachtsgefühle, die auf das Gehirn eine ähnliche Wirkung haben wie Cannabis oder Alkohol”. Am stärksten gefährdet seien Jungen zwischen 14 und 16 Jahren.
Das Oktoberfest in München wurde auch nicht abgeschafft, die Coffeeshops in Amsterdam auch nicht – Alkohol und Cannabis haben eine Existenzberechtigung. Die Gesellschaft lebt ganz gut von den Steuern; auch solchen, die diese Drogen abwerfen. So gesehen braucht sich die Spielebranche nicht zu fürchten. (Amen!)