Angeschlagener Online-Riese verliert Business-Antenne
Bei AOL keine Fühler fürs Geschäft?

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Der hässliche Käfer AOL dreht sich im Kreis

Angeschlagener Online-Riese verliert Business-Antenne

Ich glaube, dass in diesem Jahr AOL nichts anderes mehr ist als ein großer Käfer, auf den irgendein schusseliger Typ getrampelt ist und ihn zwar zerquetscht aber nicht ganz zu Tode gebracht hat. Die Kreatur ist noch immer bewegungsfähig und kapiert einfach nicht, dass sie sich mit einem Bein weniger nur noch in endlosen Kreisen dreht. Und der erste Impuls zu sagen “Erlöst doch das arme Ding!” passt nicht. AOL ist noch immer ein riesiger Markt.

Nun, vor 10 Jahren hätte ich gesagt: “AOL ist eine riesige Community” – und hätte daran geglaubt. Damit hätte ich aber völlig falsch gelegen.

Meiner Meinung lag eine falsche Analogie zu dem ursprünglichen Diskussionsforum des Byte Magazine (kennt das noch jemand in der heutigen Zeit?) und seinem britischen Pendant CIX zugrunde. Und das waren echte Communities, so wie in Deutschland mal OIS und Cube, oider weltweit das Fdo-Netz und andere Mailbox-Gemeinschaften.

Peng! Send-Button schaltet Empathie aus

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Bei Online-Gemeinschaften haben wir häufig das Problem, dass die Menschen mit Gemeinschaften schlecht umgehen können. Ich glaube, dass man interessante Parallelen zum Einsatz der Artillerie ziehen könnte. Dabei werden Empathiereflexe ausgeschaltet, weil in dem Moment, da auf den Auslöser gedrückt wird, wir die Angst und den Schrecken auf dem Gesicht unseres Gegners nicht sehen können. Ein geschulter Moderator kann die sich ergebende kontroverse und hitzige Diskussion zwar eindämmen, aber es ist eine undankbare Aufgabe, wozu es eine dicke Haut braucht.

Die Leute können sich gegenseitig im Web auf sehr grausame Art und Weise behandeln – wobei es sich nicht um wirklich grausame Menschen handelt. Das können sogar ihre Opfer erkennen. Aber es passiert immer wieder: Die Leute lassen ein kleines Missverständnis zu einem ausgewachsenen Krach eskalieren.

AOL war im Großen und Ganzen frei davon, weil einfach zu viele Leute bei AOL waren und die Chancen, auf den gleichen Gegner zweimal in einem Monat zu treffen damit gering. BIX, CIX und die Mailbox-Netze waren davon ebenfalls größtenteils frei, weil es solche kleinen Gemeinschaften waren, dass die Leute sich untereinander kannten. Die Blutströme überfluten heutzutage die Schleusen der Newsgroups – sollten Sie noch nie dort gewesen sein, meiden Sie diese besser auch in Zukunft.

Macht Blut zu Dollars!

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Aber ein mörderisches Spektakel wie in den Diskussionsgruppen zieht immer die Gaffer an. Da gibt es z.B. die Aasgeier in den Newsgroups, die nur nach einem Kampf Ausschau halten und sich dann einmischen, um das Gemetzel noch anzufachen. Diese Art Kampfbeobachtung findet man nicht bei AOL oder den kleineren Online-Communities – weshalb sie wohl alle im Aussterben begriffen sein mögen.

Was AOL retten könnte ist die einfache Tatsache, dass all dessen Mitglieder Geld wert sind. Auch die Gaffer und Schwätzer.Die Frage ist nur, ob irgendjemand bei Time Warner über die Kreativität verfügt, sie abzuschöpfen, ohne sie zu verjagen.

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