Readyboost
Mehr RAM per USB
Tuning für Windows
Readyboost
Seit es Windows gibt, wollen Nutzer es schneller machen. Microsoft hat sich davon inspirieren lassen und für das nächste Windows System-Tuning betrieben. Zu den herausragenden neuen Features gehört eine Technik namens »Readyboost«, der Traum aller Marketing-Strategen: Einfach einen USB-Stick einstecken und schon soll Windows Vista mehr Arbeitsspeicher haben. Doch was steckt dahinter? Und bringt das wirklich mehr Speed? PC Professionell hat Readyboost für Sie getestet.
USB-Stick als RAM-Riegel
Readyboost
Eine Revolution für die IT-Welt ist Readyboost nicht. Der Speicher auf dem USB-Stick ist nicht gleichwertig zu Ihren RAM-Riegeln im Rechner. Das zeigt sich schon daran, dass der Rechner mit einem Readyboost-Stick nicht startet, wenn Sie das RAM komplett ausbauen. Außerdem zeigen das System und sämtliche Analyse-Tools auch mit noch so viel Readyboost nicht mehr als die verbauten RAM-Riegel an. Vista erlaubt es vielmehr, »External Memory Devices« (EMD) wie etwa USB-Sticks als zusätzlichen Speicher einzubinden. Auf dieses Gerät lassen sich dann Dateien ausgelagern, die sich häufig ändern und auf die schnell und vor allem in zufälliger Reihenfolge zugegriffen werden muss.
Genau das ist der Knackpunkt: Da USB-Sticks Flash-Speicher als Datenträger verwenden, sind die Zugriffszeiten wesentlich kürzer als bei einer Festplatte. Festplatten punkten hingegen mit sehr hohen Durchsatzraten, also wenn viel in einem Rutsch gelesen oder geschrieben werden soll.
Das Betriebssystem Windows Vista entscheidet laut Microsoft ohne Ihr Zutun, welche Daten auf der Festplatte und welche auf dem Stick gespeichert werden. Readyboost ist also nichts weiter als ein zusätzlicher Zwischenspeicher, etwa für die Auslagerungsdatei – ein neuer Schreib-Lese-Cache. Somit können Sie den Marketing-Gag »USB-Erweiterung per RAM« abhaken – das ist Readyboost schlicht und einfach nicht.
Sicherheitsrisiko Readyboost?
Readyboost
Während Festplatte und RAM im Recher verbaut sind, steckt der USB-Stick ungesichert am Gehäuse. Theoretisch kann jeder den Stick abziehen und hat dann die ausgelagerten Daten. Allerdings schiebt Readyboost dem Datenklau einen Riegel vor. Die Files auf dem Stick werden mit AES 128 vor Fremdzugriffen verschlüsselt und sind somit sicher vor Datendieben geschützt.
Ein Problem bei dem Einsatz von chipbasiertem Massenspeicher gibt es jedoch: Eine einzelne Zelle des Flash-Speichers lässt sich nicht beliebig oft beschreiben und löschen. Theoretisch haucht die Speicherzelle schon nach etwa hunderttausend Zugriffen ihr Lebenslicht aus. Vista kontert diesen schnellen Verschleiß mit einem Trick: Alle Speicherzellen des Sticks werden möglichst gleichmäßig angesprochen – dadurch verteilt sich die Belastung der Zellen und die gesamte Lebensdauer des Sticks erhöht sich. Laut der Readyboost-Entwickler übersteigt die Lebenserwartung der USB-Sticks in Tests sogar zehn Jahre.
Als weiteres Gimmick können Sie den Readyboost-Speicher im laufenden Betrieb sogar entfernen, ohne das System dadurch aus dem Takt oder zum Absturz zu bringen – durch das geschickte Management von Vista entsteht kein Datenverlust, weil die Files im USB-Stick-Cache auch auf der Festplatte gespeichert werden (Write-Through-Cache). Aber bringt es wirklich Speed?
Readyboost: Einfache Installation
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PCpro verwendet im Test Standard-USB-2.0-Sticks von Verbatim mit 1 und 2 GByte Speicher, einen SanDisk-Stick mit 512 MByte, einen Stick von Buffalo mit ebenfalls 512 MByte und eine ByteStor-Multimediacard mit 1 GByte Speicher. Die Vista-Testversion trägt die Build-Nummer 5472.
Nach dem Anstecken des USB-Sticks verhält sich Vista genau wie seine Betriebssystem-Vorgänger: Nach der automatischen Treiberinstallation öffnet sich ein Autoplay-Fenster mit den üblichen Auswahlmöglichkeiten. Ganz unten in der Liste findet sich jedoch ein neuer Menüpunkt: Speed up my System. Nachdem Sie diesen Menüpunkt angeklickt haben, öffnet sich das Fenster Eigenschaften des USB-Sticks unter dem Register Readyboost. Vista fragt hier ab, ob Sie den Stick zur Systembeschleunigung verwenden wollen und wie viel Speicher dabei reserviert werden soll. Laut Entwickler ist ein Verhältnis von 1:1 bis 2,5:1 von Flash zu RAM empfehlenswert. Wer also 1 GByte RAM besitzt, sollte 1 bis 2,5 GByte für Readyboost vorsehen.
Praktisch: Bereits auf dem USB-Speicher vorhandene Daten werden nicht überschrieben. Je mehr Speicher Sie jetzt freigeben, desto größer wird der Cache-Speicher, der für Ihr System daraus resultiert – die Größe bestimmen Sie per Schieberegler. Aber Vorsicht, den großen Cache bezahlen Sie mit einem Einbruch der Transferrate zum USB-Stick. Ohne Readyboost schafft etwa der Buffalo-Stick 24,6 MByte pro Sekunde, mit Readyboost nur noch 14 MByte.
Nachdem Sie Readyboost eingestellt haben, rödelt Windows einen kurzen Augenblick, bis eine Cache-Datei auf dem Stick angelegt ist. Diese ist dann auch als Datei mit dem Namen readyboost.sfcache auf dem Stick zu finden. Verbinden Sie einen zweiten Stick mit dem System auf dem Sie bereits Readyboost nützen, zeigt Ihnen Vista an, dass Sie nur einen Stick für die Beschleunigung verwenden können.
Vista wird nicht schneller
Readyboost
Eines vorweg: Den Systemstart von Vista beschleunigt Readyboost nicht, dafür sind neue Festplatten mit eingebautem Hybridspeicher nötig. Zugriffe auf 4 KByte große Dateien, die auf einem USB-Stick gespeichert sind, sind laut Microsoft etwa zehnmal schneller als entsprechende Festplattenzugriffe.
Aber wann bringt Readyboost wirklich Vorteile? Der in Vista eingebaute Leistungsindex bleibt auf unseren Test-PCs gleich – auch die Werte für den Festplattendurchsatz sind unverändert. Anwendungs-Benchmarks, die praxisnahe Aussagen über die Leistungsfähigkeit eines PCs zulassen, laufen noch nicht unter Vista. Im Labor verweigerten PCMark und Content Creation Winstone den Dienst. Beim Speicherdurchsatz messen die PCpro-Tester zum Teil sogar geringfügig schlechtere Werte für Readyboost – das scheint aber vom Stick abhängig zu sein. Das besonders schnelle Buffalo-Modell absolviert den Speicherbenchmark als einziges mit mehr Punkten.
Paging-Test mit Rätseln
Readyboost
Um das Paging von Vista in Gang zu bringen, nutzen die PCpro-Tester das Tool RAMFill. Es füllt das RAM komplett mit Daten auf und zwingt das System so, Speicher auszulagern – also eigentlich genau die Stärke von Readyboost auszunutzen. Das Ergebnis ist aber enttäuschend: Bis auf einen Lese-Wert ist das System mit Readyboost sogar immer etwas langsamer als der Vorgänger.
Lieber RAM-Upgrade kaufen
Voraussetzungen
Readyboost
– USB-Stick mit USB 2.0
– USB-2.0-Schnittstelle am PC
– mindestens 256 MByte Speicher
– mindestens 2,5 MByte/s Lesedurchsatz bei zufälligem Zugriff auf 4 KByte große Datenblöcke
– mindestens 1,75 MByte/s Schreibdurchsatz für 512 KByte große Datenblöcke