Achtung vor technisch apruchsvollen Nutzern!
Wenn der Kunde – immer – König ist…..
Hat der Kunde wirklich immer recht?
Achtung vor technisch apruchsvollen Nutzern!
Diese Kolumne setzte sich bis jetzt zumeist für den Verbraucher gegen die Allmacht des Herstellers ein. Nur wenn der Kunde sich lautstark artikuliert – das gilt für Netzwerkadministratoren und Endverbraucher gleichermaßen – realisiert dieser, dass er nicht allein ist.
Ich möchte aber behaupten, dass Verbraucher und Hersteller sich gegenseitig eine Hilfe sein können. Wenn nicht ein paar hartnäckige Käufer eine paar Fotos von den Überresten ihrer Notebooks ins Internet gestellt hätten (TheInquirer berichtete als einer der ersten Newsdienste), würde Sony noch immer seine Feuerwerksbatterien an uns alle verkaufen – und Dell, Apple und Fujitsu müssten ganz alleine mit bösartigem viralen Marketing der erzürnten Kunden kämpfen.
Doch während ich das Statement “Der Kunde ist König” durchaus teile, folge ich nicht dem Grundsatz, dass der Kunde immer Recht hat. Das gilt vor allem für den unwissenden End-User. Wir sollten also aufhorchen, wenn Dells IT-Chef Kevin Kettler in höchsten Tönen Microsofts Vista im Büro als Ergebnis der ” onsumerisierung” von Unternehmens-IT anpreist. Kettlers Theorie: Verbraucher werden von ihrem Vista auf dem Heimcomputer so überrannt werden, dass sie umgehend ein Upgrade ihres Bürocomputers haben wollen.
Druck, immer das Neueste zu kaufen
Achtung vor technisch apruchsvollen Nutzern!
Was lässt sich gegen diese These vorbringen? Vielleicht, dass Kettler sich entweder selbst etwas vormacht oder den Kunden für dumm verkaufen will. Dabei sprechen wir hier von der Art von IT-Kunde, der sich seinen Heim-PC von Ketten wie PC World in Großbritannien oder PC Spezialist in Deutschland zusammenflicken lässt. Diese Leute sind offensichtlich so fest entschlossen, das Falsche zu tun, dass eine britische Verbraucherzeitschrift sich bemüßigt fühlte, die Warnung “Verlassen Sie sich nicht auf PC World, wenn Sie Ihren PC reparieren wollen” auszusprechen.
Danke, Zeitschrift! Der Ratschlag kommt zu den Merksprüchen der Kategorie “Nicht rennen mit der Schere in der Hand”.
Kettlers These greift aber auf jeden Fall insofern, als der Druck auf Verbraucher, immer das Neueste zu kaufen, ein echtes Problem ist. In der Tat geht das einem Großteil des IT-Personals gewaltig auf die Nerven. Herr Müller kauft einen Tintenstrahldrucker für seine Kids am Wochenende, und am Montag schickt er ein Serien-Memo in der Firma herum, in der er seiner Verwunderung Ausdruck gibt, warum die Firma ihr Geld für teure Farblaserdrucker verschleudert.
IT-Chefs müssen den Nutzern widerstehen
Achtung vor technisch apruchsvollen Nutzern!
Und dann darf nicht vergessen werden, wie schon so manche Anwender-Spinnerei Anlass bot – Stichworte Podslurping, USB-Flash und DVD-Brenner , das Firmensicherheitssystem völlig neu zu überdenken.
Verdammt, der Kettler hat ja doch irgendwie Recht! Kaum wird der Erste seinen PC mit Vista nach Hause tragen, wird er im Büro das Gefühl bekommen, nicht angemessen ausgestattet zu sein. Auch wenn ihm die Unterhaltungsfeatures und das Aero-Oberflächen-Schnickschnack bei der Eingabe seiner Zahlen in seine Tabellen nicht viel hilft ? das neue Vista bringt´s total und muss auch bei der Arbeit her…
Ich erinnere mich genau an dieses Gefühl, als ich meinen ersten PC mit Windows 95 anschaltete. Aber ebenso gut ist mir in Erinnerung, dass ich mir nach einer Woche sehnlichst einen Downgrade wünschte, weil der Windows 3.11-Computer im Büro immer noch Word öffnen konnte, ohne dass die Festplatte eine halbe Minute lang herumnölte.
Vielleicht predige ich hier für die bereits Bekehrten, aber IT-Manager müssen bereit sein, den Benutzer-Forderungen nach einem Upgrade auf Vista, sobald es am Markt ist, zu widerstehen. Eine entsprechende Planung ist sowieso angesagt – aber bitte nicht auf Druck der Angestellten!