Dokumentenstandards buhlen um den Käufer
Markterschließung von XPS könnte die PDF-Dominanz beenden
Warum ignorierte Microsoft die Buchmesse?
Dokumentenstandards buhlen um den Käufer
Vor kurzem bin ich von der Frankfurter Buchmesse zurückgekommen, wo ich den Vorsitz bei einem Seminar über elektronische Bücher (E-Books) hatte, das von Springer gefördert wurde. Schon ganz zu Anfang wurde mir die Frage gestellt, warum von Microsoft keine Spur zu sehen war.
Google, Springer, ein weiterer Verleger und ein Verlagsberater waren präsent aber niemand, der die Nummer Eins im Bereich Software vertritt.
Ich antwortete, dass nächstes Jahr um die gleiche Zeit Microsoft womöglich anwesend sein könnte. Aber die Frage war gut – warum ignoriert ein so mächtiges, einflussreiches Unternehmen mit so starken Ambitionen im mobilen Bereich die Zukunft der Display-Technologie?
MS-Dokumentenformat jetzt offen
Dokumentenstandards buhlen um den Käufer
Ungefähr eine Woche nach meiner Rückkehr aus Deutschland (nach London) stellte ich witzigerweise fest, dass die Europäische Kommission Microsoft angewiesen hatte, seine Spezifikation XPS für Dokumente (XML-Papierpezifikation) in einen offenen Standard umzuwandeln.
Seltsamerweise ist das nicht schlecht für Adobe, obwohl das Unternehmen wahrscheinlich protestieren wird. Wenn der XPS-Standard weit geöffnet wird, könnte dies schließlich die Marktdominanz von Acrobat gefährden.
Meiner Meinung nach ist dies das Beste, was Acrobat passieren kann. Die Leute sprechen über PDFs als eine allgemeine Norm, aber bestenfalls stellen sie eine Liste von einem Dutzend Normen dar, die sich alle ähneln. Bei jedem Update seitens Adobe werden alte Versionen auf den Müll geworfen und jedes Mal, wenn jemand einen Viewer entwickelt (und das ist schließlich der springende Punkt), scheint der Standard in einer Nische abseits der großen Eingangshalle zu landen.
Zu viel Idealismus bei Dokumentenstandards?
Dokumentenstandards buhlen um den Käufer
Ich sehe das Ganze natürlich optimistisch. Die Win-Win Situation für alle Parteien, einschließlich der Verleger, wäre die Entwicklung einer echten Interchange-Platform, die auf XML basiert und deshalb selbst erweiterbar ist. Es würde kein “Tut uns leid, unser Viewer kann mit diesem Dokument nicht umgehen” mehr geben – XML schafft es, die passenden Render-Engines kann jeder Programmierer basteln.
Dieser offene Standard könnte uns auch hoffen lassen, dass Adobe sich etwas mehr anstrengt und ein echter Wettbewerb von Seiten Microsoft kommt. Damit dürfte dann der Einstieg in die Welt echter E-Books und E-Seiten zu bewerkstelligen sein.
Die reale Welt jedoch wird mir wohl beweisen, dass ich ein naiver Idealist bin. Vor uns liegen wahrscheinlich so um die fünf Jahre haariger Rechtsstreits zwischen der EU, Adobe und Microsoft und ein weiterer Wildwuchs von bruchstückenhaften Substandards (oder unterdurchschnittlichen Standards).