Nach der Tragödie von Emsdetten
Neuauflage der Debatte um PC-Killerspiele

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Rufe nach Verbot von PC-Killerspielen

Nach der Tragödie von Emsdetten

Man ahnte es schon: Kaum war es bekannt, dass der Amokläufer von Emsdetten, Sebastian B., gerne Online-Taktik-Shooter spielte, wurden die Rufe nach dem Verbot von “PC-Killerspielen laut”. Diese hätten den Jugendlichen zur Tat verführt.

Dieser Meinung würden die Hersteller der PC-Ballerspiele wie etwa Counterstrike, Doom, Quake, Farcry, Crysis und Half-Life sicher widersprechen. Aber einige wollen sich gegenüber PC Professionell nicht äußern, wie zum Beispiel Ubisoft und Vivendi Universal. Von Take 2 Interactive, iD-Software, Activision und Crytek war bis zum Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu bekommen.

Was Politiker sagen

Nach der Tragödie von Emsdetten

Die Politik fühlt sich indes zum Handeln aufgerufen. So kündigte Bayerns Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber heute an, dass der Freistaat seine Initiative zum Verbot von Killerspielen neuerlich in den Bundesrat einbringen wird.

“Nach dem verheerenden Amoklauf von Emsdetten darf es keine Ausreden und Ausflüchte mehr geben: Killerspiele gehören in Deutschland verboten. Sie animieren Jugendliche, andere Menschen zu töten. Das sind völlig unverantwortliche und indiskutable Machwerke, die in unserer Gesellschaft keinen Platz haben dürfen. Ein starker und verantwortungsbewusster Staat darf hier nicht einfach zuschauen und nichts tun.” Zur Stunde tagt der Bayerische Ministerat in der Kabinettsitzung zum Thema.

Stoiber erklärte weiter, dass der Freistaat Bayern bereits seit dem Amoklauf von Bad Reichenhall im Jahr 1999 wiederholt Gesetzesinitiativen zum Verbot von Killerspielen gestartet hat. Er erinnerte daran, dass CDU/CSU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag für diese Legislaturperiode ein Verbot von Killerspielen verabredet haben.
“Die Politik ist jetzt aufgefordert, ein umfassendes Verbot von Killerspielen in Deutschland gesetzlich festzulegen und durchzusetzen. Ich setze darauf, dass unsere sieben Jahre betriebene Initiative jetzt endlich Erfolg hat.”

Was die Pädagogen sagen

Nach der Tragödie von Emsdetten

In dasselbe Horn stößt auch Josef Kraus, Präsident des deutschen Lehrerverbands: “Ich wünsche mir strengere Gesetze, das habe ich bereits nach Erfurt gesagt. Die rechtlichen Möglichkeiten bezüglich der gewaltverherrlichenden Spiele müssen besser ausgeschöpft werden können.” Und weiter: “Wenn die gewaltverherrlichenden Spiele gesellschaftlich ebenso wie Waffen geächtet wären, hätten es auch die Eltern leichter und könnten ihre Kinder nachhaltiger erziehen und beeinflussen. Eine Altersbegrenzung beim Einsatz der gewaltverherrlichenden Spiele reicht nicht. Diese Spiele verstoßen gegen die Würde des Menschen, gegen den Artikel 1 des Grundgesetzes.”

Medienexperten sind da anderer Meinung, PC-Spiele allein könnten nicht zu Schulmassakern und Unglücken wie dem Amoklauf von Emsdetten führen. Wolfgang Fehr, Leiter der Fachstelle Medienpädagogik/Jugendmedienschutz beim Amt für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Köln warnt: “Wenn man die Debatte auf Computerspiele reduziert, ist es zu wenig. Das wäre eine sehr beschränkte Sichtweise, die allen Beteiligten bei der Lösung der Gewaltproblematik nicht weiterhilft. PC-Spiele allein können eine solche Tat nicht provozieren.” Fehr fordert: “Vielmehr sollte man die Medienangebote für Jugendliche insgesamt kritisch beobachten, unter anderem auch die alltägliche Berichterstattung über Terrorismus. Geguckt werden muss auch, woher die Jugendlichen die Anregungen für Taten wie die von Emsdetten bekommen. Ein PC-Spiel ist nie so martialisch.”

Sucht nach Killerspielen

Nach der Tragödie von Emsdetten

Auch Robert Steinhäuser, der Schulattentäter von Erfurt, wurde zunächst die Sucht nach Killerspielen attestiert. Nachdem die Geschichte aus den Medien verschwunden war, stellte sich im Rahmen polizeilicher Ermittlungen heraus, dass er noch nicht einmal einen Internet-Anschluss hatte und demzufolge auch nicht sein angebliches Lieblingsspiel Counterstrike spielen konnte. (bwi)

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