Die Spur des Katers, so installieren Sie Tomcat auf einem V-ServerTomcat auf einem V-Server

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Implementierung von JSP-Anwendungen

Die Spur des Katers, so installieren Sie Tomcat auf einem V-Server

Nicht nur mit PHP oder ASP.NET lassen sich professionelle Web-Applikationen realisieren. Eine gewichtige Alternative zum Erzeugen dynamischer Webseiten stellen vor allem im kommerziellen Bereich die Java Server Pages (JSP) dar. Als ein Teil der Java-Technologie von Sun Microsystems ermöglicht JSP das Entwickeln von plattformunabhängigen webbasierten Applikationen. Java Server Pages sind eine Erweiterung der Java-Servlet-Technik. Diese Servlets sind plattformunabhängige, serverseitige Module, welche sich nahtlos in das Webserversystem integrieren lassen. Im Gegensatz zu vielen anderen Skriptsprachen benötigen Servlets keine plattformspezifischen Anpassungen.

JSP auf dem Server
Allerdings lassen sie sich auch nicht ganz so einfach in eine klassische Apache-Konstellation integrieren, wie dies zum Beispiel mit PHP-Skripts der Fall ist. Man benötigt in jedem Fall einen Servlet-Container für die JSP-Unterstützung. Es gibt eine ganze Reihe dieser Servlet-Container, der bekannteste dürfte jedoch Tomcat sein, der im Rahmen des Apache-Projekts entwickelt wurde.
Wer auf einem gemieteten Webserver diese Technik nutzen will, kann sich entweder einen Provider aussuchen, der Tomcat auf seiner Umgebung installiert hat, oder er kann selbst die notwendigen Installationen durchführen. Allerdings kommt dafür nur eine Root- oder V-Server-Umgebung in Frage.
Auf Systemen, auf denen Plesk installiert ist, gibt es noch einen dritten Weg. Dieses Admin-Tool bietet die Option, Tomcat als zusätzliches Modul zu installieren. Diesen Service gibt es jedoch nicht kostenlos. Mehr Komfort und keine Ausflüge in die Shell-Umgebung des Servers sind die Vorteile, die die Plesk-Variante dafür bietet.
Internet Professionell zeigt in diesem Workshop, wie Sie den Tomcat-Server auf einem Linux-System installieren und konfigurieren. Als Beispielsystem diente ein V-Server von Strato mit installiertem Suse Linux 9.3.

Der Tomcat-Server

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Als Erstes sollte man einen Blick auf die Tomcat-Projektseite werfen. Es herrscht nämlich noch eine gewisse Vielfalt an JSP-Spezifikationen, die jeweils mit einer bestimmten Version des Tomcat-Servers korrespondieren müssen. Eine Tabelle auf der Tomcat-Seite klärt über diese Relationen auf. In diesem Workshop verwenden wir den Tomcat-Server in der Version 5.5.17 für die Servlet-Spezifikation in der Version 2.4 und die JSP-Spezifikation 2.0.
Der Server steht sowohl als Binary als auch im Sourcecode zum Download zur Verfügung. Für die Testinstallation wurde die Binärversion gewählt, also die Datei apache-tomcat-5.5.20.tar.gz, die Sie auch auf der Heft-CD finden. Bevor Sie mit der Installation des Servers beginnen, sollten Sie sich jedoch mit der Grundstruktur von Tomcat vertraut machen.
Die Bezeichnung $CATALINA_HOME steht für das Root-Verzeichnis der Tomcat-Installation. Im Rahmen dieses Artikels werden wir zwar stets das Root-Verzeichnis auch als solches angeben. Wenn Sie sich aber in die offiziellen Dokumente von Tomcat einarbeiten möchten, werden Sie regelmäßig auf die oben genannte Beschreibung stoßen. Das Installationsverzeichnis von Tomcat beinhaltet nach der Installation mehrere Verzeichnisse, von denen uns vier besonders interessieren:

• /bin: Skripts zum Starten und Beenden
• /conf: Die wichtigste Datei in diesem Ordner ist server.xml – die Haupt-Konfigurationsdatei des Containers

/logs: Logfiles von Tomcat
/webapps: Hierin werden die Applikationen abgelegt

Zu beachten ist auch, dass Tomcat beim Start die zentrale Konfigurationsdatei server.xml einliest. Sämtliche Änderungen in dieser Datei erfordern also einen Neustart des Tomcat-Servers.

Bild: Ein nützliches Tool für die Arbeit auf einem entfernten Server: WinSCP.

Java-Development-Kit

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Für die Nutzung von Tomcat benötigen Sie auf dem Server ein aktuelles Java-Development-Kit. Es ist zwar möglich, dass Sie auf der Linux-Umgebung Ihres Servers schon eine Java-Umgebung vorfinden, jedoch handelt es sich dabei vielfach nur um eine Laufzeitumgebung, also ohne Compiler. Auch ist nicht gewährleistet, dass es sich dabei um die aktuellste Java-Version handelt. Wir starten die Tomcat-Installation also mit der Bereitstellung der notwendigen Java-Umgebung.
Prinzipiell können Sie die notwendigen Downloads mit Hilfe des wget-Kommandos direkt auf Ihrem entfernten Server vornehmen. Allerdings müssen Sie dazu den genauen URL der jeweiligen Datei kennen. Alternativ geht der Weg klassisch über einen Download und Upload via FTP-Client.
Bei dieser Variante laden Sie sich zuerst von Suns Java-Webseite das aktuelle Java-2-Software-Development-Kit herunter. Dabei können Sie zwischen einem selbstextrahierenden Binary-File und einem RPM wählen. In unserem Beispiel verwenden wir die RPM-Datei. Die aktuelle Version ist 1.5.0, der Dateiname lautet jdk-1_5_0_08-linux-i586-rpm.bin. Speichern Sie die Datei in dem Ordner, in dem das Java-SDK installiert werden soll, zum Beispiel /usr/java. Den Pfad benötigen Sie später auch für die Installation des Tomcat-Servers.
Gehen Sie nun über die Kommandozeile in den Ordner /usr/java und führen folgende Kommandos aus, um die Datei ausführbar zu machen und das RPM aus dem Binary zu entpacken:

chmod a+x jdk-1_5_0_08-linux-i586-rpm.bin
./jdk-1_5_0_08-linux-i586-rpm.bin

Das Skript zeigt Ihnen die Lizenzvereinbarungen, denen Sie mit yes zustimmen. Daraufhin wird das RPM entpackt, welches Sie dann installieren können:

rpm -iv jdk-1_5_0_08-linux-i586.rpm

Das Java-2-Software-Development-Kit wird nun im Unterverzeichnis jdk1.5.0_08 installiert. Um Platz zu sparen, können Sie anschließend die beiden Dateien jdk-1_5_0_ 08-linux-i586-rpm.bin und jdk-1_5_0_08-linux-i586.rpm von der Festplatte löschen.

Bild: Nach der erfolgreichen
Installation erscheint diese Tomcat-Startseite im Browser.

Tomcat-Installation

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Damit haben Sie die Basis auf Ihrem Server geschaffen, auf der Sie nun den Tomcat-Server installieren können. Die Einrichtung des Servers ist mit wenigen Kommandos erledigt. Wir installieren Tomcat in das Verzeichnis /usr/local, die Variable CATALINA_HOME ist demnach das Verzeichnis /usr/local/jakarta-tomcat-5.0.19. Der Pfad zum Java-2-SDK, JAVA_HOME, ist /usr/java/j2sdk1.4.2_04. Im ersten Schritt entpacken wir die heruntergeladene Datei mit folgendem Kommando:

tar -xvzf apache-tomcat-5.5.17.tar.gz -C /usr/local

im Verzeichnis /usr/local finden Sie nun das Unterverzeichnis apache-tomcat-5.5.17 mit den entpackten Dateien. Damit Tomcat ordnungsgemäß funktioniert, muss der Server nun nur noch wissen, wo er das Java-SDK findet. Hierzu geben Sie in der Kommandozeile die folgenden beiden Kommandos ein:

JAVA_HOME=/usr/java/j2sdk1.4.2_04
export JAVA_HOME

Damit ist die Installation von Tomcat abgeschlossen und Sie können den Servlet-Container zum ersten Mal starten. Hierzu geben Sie folgenden Befehl ein:

/usr/local/apache-tomcat-5.5.17/bin/startup.sh

Beenden können Sie den Tomcat-Server mit diesem Befehl:

/usr/local/apache-tomcat-5.5.17/bin/
shutdown.sh

Diese beiden Start/Stop-Kommandos werden Sie wie erwähnt immer dann benötigen, wenn Sie Änderungen am Konfigurations-File vornehmen wollen. Ansonsten wird sich Tomcat quasi im Dauerlauf befinden.
Um Tomcat zu starten, rufen Sie auf Ihrem lokalen PC den Webbrowser und dann die Tomcat-Startseite auf dem entfernten Webserver auf. Diese erreichen Sie über die Domain, unter der Ihr V-Server läuft, ergänzt um den Zusatz :8080, also zum Beispiel http://www.mein-vserver.de: 8080. Der Port 8080 ist der Standard-Port, auf dem Tomcat nach der Installation läuft.
Die Startseite von Tomcat ist bereits eine dynamisch generierte JSP-Anwendung. Falls beim Start von Tomcat Probleme auftauchen, lohnt sich ein Blick in das Logfile catalina.out unter /usr/local/apache-tomcat-5.5.17/logs. Probleme könnte es zum Beispiel dann geben, wenn dieser Port auf Ihrem Server schon von einem anderen Dienst genutzt wird.

Konfiguration

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Der Tomcat-Server ist unmittelbar nach der Installation verwendbar und benötigt für einen ersten Testlauf keine besondere Konfiguration. Wer aber den JSP-Server sinnvoll nutzen möchte, kommt um ein wenig Handarbeit in den Einstellungen nicht herum. Die meisten Einstellungen nehmen Sie in der zentralen Konfigurationsdatei server.xml im conf-Verzeichnis der Tomcat-Installation vor.
Auch wenn die Administration über Textdateien etwas spartanisch anmutet und auf den ersten Blick unbequem sein mag, so hat sie auch einen wichtigen Vorteil gegenüber grafischen Oberflächen: Copy and Paste. Zudem sind die Textdateien versionierbar.
Wer dennoch eine grafische Konfigurationsoberfläche bevorzugt, kommt bei Tomcat ebenfalls auf seine Kosten. Der JSP-Server bringt ein gelungenes Web-Interface zur Konfiguration der Datei server.xml mit. In der Regel ändern sich die Einstellungen des Tomcat-Servers selbst nicht so oft, wohl aber die der Web-Anwendungen. Daher ist eine Administration des Servers selbst über die Textdatei der sinnvollere Weg.
Als zentrales Werkzeug für die alltägliche Administration der Anwendungen fungiert der so genannte Tomcat-Manager. Für das Web-Interface steht auf der Startseite in der linken Navigation im Bereich Administration des Tomcat-Servers ein entsprechender Link zur Verfügung (http://localhost:8080/manager/html). Ebenfalls dort finden Sie den Bereich Examples. Er enthält einige JSP- und Servlet-Beispiele. So können Sie Tomcat in vollem Einsatz ausprobieren.

Bild:Diesen Wysiwyg-Editor stellt die Anwendung JSPWiki zur Verfügung.

Tomcat-Manager nutzen

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Der Tomcat-Manager verlangt vor der Nutzung einen Benutzernamen samt einem Passwort, damit nicht jeder irgendwelche Änderungen vornehmen kann. Das Einrichten einer solchen Benutzerkennung ist mit wenigen Handgriffen erledigt. Im Installationsverzeichnis von Tomcat, in unserem Beispiel /usr/local/apache-tomcat-5.5.17, finden Sie im Unterverzeichnis conf die Datei tomcat-users.xml. In dieser Datei sind die einzelnen Benutzer festgelegt. Benutzer, die auf den Tomcat-Manager zugreifen dürfen, müssen von der Rolle manager sein. Sie können in dieser Datei nun entweder einem bereits bestehenden User zusätzlich die entsprechende Rolle zuweisen. Hierzu fügen Sie hinter einem bestehenden User – durch ein Komma getrennt – die neue Rolle hinzu. Oder Sie legen einen neuen User nach dem gleichen Schema der bestehenden an. Detaillierte Informationen hierzu finden Sie unter jakarta.apache.org/tomcat/tomcat-5.5-doc/.
Zwar können Sie Ihren neuen Tomcat-Server nun bereits nutzen, dennoch gibt es noch eine Menge einzustellen und einzurichten. Ein Beispiel ist das Zusammenspiel zwischen Tomcat und dem Apache-Webserver httpd. Hierzu kommen so genannte Connectoren zum Einsatz. Die Dokumentation enthält hierüber ausführliche Informationen zur Konfiguration von Tomcat sowie des Apache-Webservers.

Bild:Nützliche Informationen gibt es auf der Tomcat-Projektseite

JSP-Applikationen

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Wie Sie den neu installierten Tomcat-Server nutzen können, soll an einem kleinen Beispiel demonstriert werden. Zwar ist das Angebot an Open-Source-Applikationen in diesem Bereich bei weitem nicht so umfangreich wie zum Beispiel für PHP, jedoch lohnt sich eine Recherche auf Freshmeat.net in jedem Fall.
Dort finden Sie auch das Skript JSPWiki. Es handelt sich dabei um eine Applikation, mit der sich eine Knowledge-Base im Stil von Wikipedia aufziehen lässt. Im Download-Archiv befinden sich sowohl die Sourcen als auch ein WAR-File mit der fertigen Anwendung. Eine einfache Vorgehensweise für eine Testinstallation lautet:
Entpacken Sie das WAR-File zum Beispiel mit 7-Zip auf Ihrem PC in eine Verzeichnis jspwiki. Dann übertragen Sie dieses komplette Verzeichnis in den webapps-Folder Ihrer Tomcat-Installation. In der konkreten Umgebung ist dies also usr/local/apache-tomcat-5.5.17/webapps/. Als Nächstes starten Sie via Browser und die Adresse http://www. mein-vserver.de:8080/jspwiki/Install.jsp das Setup-Programm. Dieses konfiguriert die Anwendung und legt einen Admin-Account an. Ist dieser Schritt erfolgreich abgeschlossen, können Sie das Wiki durch http://www.mein-vserver.de:8080/jspwiki/ starten, sich als Admin einloggen und mit der Arbeit loslegen. Ab hier werden Sie wenig Unterschiede feststellen zu einem funktional identischen PHP-Skript, allenfalls der komfortable Wysiwyg-Editor dürfte sich vorteilhaft von Pendants in anderen Skriptsprachen unterscheiden.

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