Eco gründet VoIP-KompetenzzentrumVoIP-Anbieter haben Diskussionsbedarf
Regulierung: Übergangslösung für VoIP
Eco gründet VoIP-Kompetenzzentrum
Mit seinem frisch gegründeten Kompetenzzentrum VoIP will der eco Verband der deutschen Internetwirtschaft VoIP-Anbietern, Telcos und Carriern eine Diskussions-Plattform für technische und regulatorische Themen geben – bei der ersten Sitzung im November taten dies 60 von ihnen, darunter auch Vertreter der Bundesnetzagentur und des Bundesministeriums für Wirtschaft. Mitglieder des VoIP-Kompetenzzentrums sind Unternehmen wie Siemens, Claranet, Arvato, Telefonica, T-Systems oder telio.
Die Top-Themen sind natürlich Recht und Regulierung sowie Überwachung. Nach dem Telekommunikationsgesetz (TKG) müssen Telcos technische Vorkehrungen für die Überwachung treffen, sofern sie mehr als 1000 Kunden haben. Für VoIP wurde im Juli 2005 bereits eine Übergangslösung vereinbart: Die Kunden-Grenze steigt auf 10.000.
Unklar sei bislang, so Mike Behrendt, Leiter des neuen VoIP-Kompetenzzentrums und Vorstand der Outbox AG, welche Regelung für VoIP-Reseller gelten, die wie Outbox in der Summe schnell 10.000 Teilnehmer zusammen haben. Nach Angaben der Bundesnetzagentur lassen sich solche Fragen schwer pauschal beantworten. Bei einem Reseller wird man aber sicher nicht alle Teilnehmer verschiedener Kunden einfach addieren, sondern nur die Teilnehmer ab 10.000 zählen, für die es dann technische Überwachungs-Vorkehrungen zu treffen gilt.
Weiterhin werden nach der derzeit geltenden Übergangsregelung nur die Signalisierungsdaten überwacht. Anbieter sind verpflichtet, eine vollständige Kopie der VoIP-Signalisierung zu übermitteln.
Nicht auf der Überwachungs-Agenda steht derzeit der Gesprächsinhalt aus dem RTP-Sprachdatenstrom, da viele Anbieter die Calls nicht selber routen. Ein weiterführender Standard sei im nächsten Jahr zu erwarten, betont Ralf Schmalbach von der Bundesnetzgagentur gegenüber www.it-im-unternehmen.de. Das European Telecom Standards Institute (ETSI) arbeitet derzeit daran. Eventuell werde in Zukunft auch der Call zu überwachen sein, so Schmalbach, technische Lösungen gäbe es aber hierfür noch nicht.
VoIP-Nomaden ohne Notruf
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Und wenn mal was passiert? Viele Anbieter ermöglichen Notrufe bei der stationären VoIP-Nutzung. Verpflichtet sind sie dazu nicht, denn das würde den Erfolg von VoIP behindern, so Steffen Schmitt von der Bundesnetzagentur, Referat 114 – Grundsatzfragen der Internetökonomie. Auch hier ist eine Übergangslösung für Anfang 2007 geplant. Sie wird eine Verpflichtung der Anbieter offiziell aussetzen.
Nach wie vor ungelöst: der Notruf für die “nomadische” Nutzung vorn VoIP.
Wer sich also als VoIP-Nomade durch die Wüste des Geschäftslebens telefoniert – egal wo – egal wann – und im Notfall Hilfe braucht, ohne dass er selber noch seinen Standort bekannt geben kann – man nennt dies auch treffend Röchel-Anruf – muss mit Problemen rechnen: Da sein Notruf nicht automatisch geortet werden kann, wird ihm auch nicht die richtige Einsatzzentrale zugeordnet. Die Umsetzung bereitet noch technische Probleme, so Steffen Schmitt. Seiner Meinung nach aber sei die nomadische Nutzung eher eine Randerscheinung.
0900 Servicenummer – gefragt sind Abrechnungslösungen
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Zur Festnetz-Alternative gehört auch die Erreichbarkeit von Service-Rufnummern – eine bislang nur zum Teil gelöste Aufgabe. VoIP hat noch Probleme mit 0900-Rufnummern, vor allem bei der Abrechnung der kostenpflichtigen Mehrwertdienste unter den Betreibern.
Die Implementierung von Abrechnungsmöglichkeiten sei keine unüberwindbare technische Hürde, führt Steffen Schmitt aus, dies werden die Anbieter mittelfristig wohl alle im Programm haben.
In der nächsten Sitzung, voraussichtlich im Februar 2007, kann es bei der Diskussion und Vorstellung von Lösungsansätzen auch mal “richtig technisch” werden, so Mike Behrendt, der Diskussionsbedarf sei nach wie vor hoch. Im Vordergrund sollen Themen stehen wie Peering/Interconnection, Security, Verfügbarkeit, Quality of Services oder das zentrale Verzeichnis ENUM.
Vielleicht will man dann auch die Idee eines Zertifikats für Anbieter ausarbeiten, um schwarze Schafe herauszufiltern und “Drei-Sterne-Anbieter” zu kennzeichnen.