Pfeiffer: Keine Ab-18-Filme mehr im Fernsehen
Rechtzeitig zum tot aufgefundenen mutmaßlichen Amokläufer in seinem Bundesland schwenkte auch Ministerpräsident Günther Oettinger in die Front der “Killerspiele”-Verbotsbefürworter ein, drückte sich aber etwas schwäbischer und bedächtiger aus. Er erklärte in Stuttgart, er halte ein Verbot für notwendig, soweit dies durchsetzbar sei.
Christian Pfeiffer, Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen und früherer niedersächsicher Justizminister, forderte jetzt das Verbot der Fernsehausstrahlung aller Filme, die erst ab 18 Jahren freigegeben sind.
Wenig von einem solchen Verbot hält hingegen Sabine Feierabend, Medienwissenschaftlerin beim Südwestrundfunk (SWR): “Ein Verbot wäre eine einfache Formel, trägt aber nicht zur Lösung des Problems bei.”
Sie empfiehlt statt dessen die Einführung von Ganztagsschulen: “Im Nachmittagsunterricht können Medienkompetenzen geschult werden. In manchen Schulen wird ja bereits der Spieß umgedreht und die Schüler produzieren etwa eigene Radiosendungen.”
Das mit den Ganztagsschulen haben wir im Zusammenhang von PISA auch schon gehört. Wir haben auch mal ganz kurz gehört, dass die Schüler Finnlands in PISA-Tests wegen der Ganztagsschulen und des großzügig ausgebauten Schulsystems so gut abgeschnitten haben sollen.
Gerade konservative Politiker aber halten davon wenig und gaukeln immer noch ein Familienbild vor, in dem eine bestens gebildete Mutter Hausfrau spielt und gerne als unbezahlte Nachhilfelehrerin am Küchentisch sitzt, während der Vater hinausgeht ins feindliche Leben und genug verdient für alle. Diese Gartenlaube gab’s nicht einmal gestern.
Statt jeden Tag neue Verbote vorzuschlagen, sollten sich zumindest ehrliche Politiker wieder mehr für Familien- und Bildungspolitik engagieren. Und sich dort vielleicht auch mal mit Vorschlägen zu Wort melden, die nicht gleich den lauten Beifall von allen Seiten finden, aber auf Dauer brennende Probleme lösen könnten. (bk)