Schünemann: “Killerspiele” sind abartig!
Nachdem Beckstein selbst den Käufer eines Spiels, das er zum “Killerspiel” erklärt, locker ein Jahr in den Knast sperren will, muss es ein Flachland-Innenminister noch deftiger bringen, um auch mal eine Inquirer-Schlagzeile zu bekommen. Gut, jetzt hat er sie. Aber wir wollen uns nicht vorwerfen lassen, dass wir ihn aus dem Zusammenhang gerissen zitieren. Er sagte also der Süddeutschen Zeitung, deren Verlagshaus auf Beckstein-Gelände steht:
“Computerspiele, in denen der Spieler aktiv zum Töten aufgefordert wird und dazu noch eine Anleitung erhält, sind abartig und gehören verboten.”
Die geschätzte Süddeutsche Zeitung sieht mittlerweile eine “bayerisch-niedersächsische Phalanx” im Kampf gegen die angeblichen Killerspiele.
In beiden Bundesländern gibt es reichlich Schützenvereine. Für diejenigen unter uns, die noch nicht ein Gedächtnis wie ein Sieb haben: Der Amokschütze von Erfurt (nicht der von Emsdetten, Beckstein) hatte seine reale Killerwaffe als Mitglied eines Schützenvereins bekommen. Damals hatten praktisch alle Politiker große Töne gespuckt, so leicht solle ein Amokläufer nicht wieder zu Waffen kommen. Wie der Amokläufer von Emsdetten bewies, ist da nicht allzu viel passiert. Jedenfalls hat es den Amokläufer von Emsdetten nicht verhindert, der offenbar ganz einfach an potenziell tödliche Schusswaffen kam.
Und warum reden Becksteins und Schünemanns jetzt statt dessen von lauter virtuellen Sachen, die sie eh nicht kennen – und nicht vom Handel und Umgang mit den realen Waffen, die tatsächlich in der Lage sind, echte Menschen zu töten? Ist das jetzt schleichender Realitätsverlust der fränkischen / niedersächsischen Innenminister, die eigentlich mit ernsthafteren Problemen zu kämpfen haben sollten – oder hat das einen guten Grund?
Könnte es sein, dass sie die Knarre vom Vorsitzenden ihres lokalen Schützenvereins im Genick spüren? Oder zumindest dessen Drohung, ein paar sichere Wahlstimmen abzuziehen? War ja nur eine Frage. (bk)