IT-Gehaltstrends 2007, Teil 2IT-Gehälter: “Tal der Tränen durchschritten”

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Gehälter hoch durch Prämien und Provisionen

IT-Gehaltstrends 2007, Teil 2

In Teil 1 der Serie zur akuellen und künftigen Gehaltsentwicklung in der deutschen IT-Branche gaben Studienergebnisse zur aktuellen Entwicklung Auskunft über die erzielbaren Gehälter. In Teil 2 erklären die Experten aus der Branche selbst, wie sich die Bezahlungen zusammensetzen – denn einfach ist es nicht, ein höheres Einkommen zu erzielen.

Die Gehaltssummen alleine können täuschen, denn heute entlohnen die Firmen ihre neuen IT-Mitarbeiter ungern über hohe Festgehälter, sondern schütten bis zur Hälfte der Bezüge als Prämien und Provisionen aus, berichtet der BVDW-Verband. Daraus können sich unter dem Strich in der Praxis die höchsten Gehälter ergeben. “Einige Unternehmen verzichten auf eine Anhebung des Grundgehalts und definieren einen flexiblen Einkommensteil, der nur ausbezahlt wird, wenn auch die Firmenergebnisse am Ende des Jahres stimmen”, erklärt Vergütungsexperte Martin Hofferberth von Towers Perrin in Frankfurt.

Martin Hoffeberth vom TowersPerrin: “Der Mittelstand bezahlt teilweise mehr als die Großunternehmen”.

57 Prozent aller Führungskräfte in der IT-Wirtschaft erhalten schon variable Bezüge, fand die Studie “Spezialisten in IT-Funktionen” jüngst heraus. Das kann aber auch abhängig vom Firmensitz sein, warnt die Kienbaum-Vergütungsstudie, die regionale Unterschiede bei den Gehältern sogar innerhalb von Konzernen feststellen konnte. Als besonders lukrative Standorte erweisen sich für IT-Fachkräfte die Großstädte Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg, Stuttgart, Dortmund und München. Die Gehälter liegen in Städten und Ballungsräumen höher als in ländlichen Gebieten, wo Lebenshaltungskosten entsprechend geringer sind. Und auch kleinere Unternehmen zahlen in der Regel weniger Gehalt – wobei es hier durchaus schon Ausnahmen gäbe, verursacht durch den Fachkräftemangel. So meldete eine Studie der Unternehmensberatung Towers Perrin, dass sich die Gehälter in mittelständischen und großen Unternehmen immer mehr annähern. In der Abteilung Forschung und Entwicklung werde im Mittelstand stellenweise tatsächlich schon mehr bezahlt als bei Großunternehmen. Auch im Verkauf entlohnen kleinere Unternehmen tendenziell besser. Daneben können sich Berufseinsteiger über höhere Gehälter in der Provinz freuen.

IT-Gehälter: Wie wird 2007?

IT-Gehaltstrends 2007, Teil 2

Studien und Marktforschungen haben den Nachteil, dass sie gesicherte Daten nur über die “hochgerechnete” Vergangenheit erheben können. Daher haben wir selbst eine kleine Umfrage unter den erfahrenen Praktikern im deutschen Markt gestartet, um realistische Aussagen über die zu erwartende Gehaltsentwicklung zu erhalten.

“Wir sehen uns mit steigenden Gehaltsforderungen konfrontiert. Im Hinblick auf die gute Konjunktur und im Vergleich zu den Zeiten des ‘Neuen Marktes’ fallen die Ansprüche aber noch moderat aus. Wir sehen für unsere Branche rund 5 Prozent Steigerung bei fest angestellten Entwicklern als realistisch an”, prognostiziert Jens Wagener, Gründer der Itemis GmbH & Co. KG in Lünen.

“Besser qualifizierte Positionen wie Software-Architekten oder Projektleiter schneiden mit rund 20 Prozent noch deutlich besser ab. Managementpositionen verteuern sich am meisten: 120.000 in 2005, 140.000 in 2006, 160.000 in 2007. Und wenn Sie gut sind können wir sogar über 180.000 Euro reden?, macht Wagener den Top-Leuten Mut.


Jens Wagener, Itemis: “Rund fünf Prozent Gehaltssteigerung bei fest angestellten Entwicklern sind realistisch”

Martin Hofferberth von Towers Perrin hält “das Tal der Tränen für durchschritten.” Kaum eine Firma der IT-Branche in Deutschland werde in diesem und kommendem Jahr mit Nullrunden arbeiten, geschweige denn mit Gehaltskürzungen. “Im Gegenteil – wir rechnen mit einer nochmaligen deutlichen Erhöhung der Vergütungsbudgets von durchschnittlich 3,5 Prozent im kommenden Jahr. Und der Bedarf an Fachkräften ist aktuell wieder so hoch, dass wir bei vielen Positionen vom Überschreiten des geplanten Durchschnittswertes ausgehen”, schätzt der Marktprofi.

Leistungsbezogene Gehälter und Glück in der Arbeit

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Dr. Winfried Materna, Geschäftsführer der Materna GmbH: “Im Bereich der IT-Dienstleistungen setzt sich eine leistungsbezogene Bezahlung immer stärker durch. Oftmals zählt das eigene Engagement: Wer das Unternehmensziel ‘profitables Wachstum’ unterstützt, wird auch überdurchschnittlich belohnt.?

Etwas anders beurteilt Frank Widmayer, Vorstand der CAS Software AG, die künftige Personalsuche: “Bei der Entscheidungsfindung eines Bewerbers für ein Unternehmen spielt das Gehalt eine untergeordnete Rolle, wenn sich das Angebot im brachenüblichen Durchschnitt bewegt. Wichtiger sind spannende Aufgaben, der Einfluss, den man in Projekten nehmen kann, und das direkte Arbeitsumfeld wie Führungskraft sowie Kollegen. Wer Anerkennung findet und das Gefühl hat, seine Arbeit gut zu machen, wird gerne beim Unternehmen bleiben. Geld ist ein Ersatz, wenn es in anderen Bereichen nicht stimmt.”

Nachwuchs-Probleme bei qualifizierten Mitarbeitern

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Und wie sehen die Praktiker den wachsenden IT-Fachkräftemangel? “Spezialisierte IT-Fachkräfte sind inzwischen wieder schwerer zu finden. Neben einer leistungsgerechten Bezahlung erwarten diese weitere Konditionen wie etwa fachliche Entfaltungsmöglichkeiten sowie die Mitarbeit in spannenden Projekten und Technologien”, beobachtete Dr. Winfried Materna.

“Für Unternehmen wird es zunehmend schwieriger, hoch qualifizierte IT-Fachkräfte zu gewinnen. Die Rekrutierung wird mehr und mehr zur Networking-Aufgabe: Die Unternehmenskommunikation und Kooperationen mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen tragen hier zum Erfolg bei. Ebenso kann durch ein vielfältiges Angebot an Praktikantenplätzen und Diplomarbeiten eine Vorauswahl unter den Nachwuchskräften getroffen werden”, schlägt Frank Widmayer vor.

Frank Widmayer, CAS Software: “Praktikanten und Diplomanten tragen zum Erfolg bei Suche nach qualifizierem Personal bei”

“Mit einem Mangel an Fachkräften setzen wir uns bereits seit gut einem Jahr auseinander. Daher greifen wir sehr oft auf freie Berater zurück – und zahlen rund 15 Prozent höhere Tagessätze”, begegnet Jens Wagener der Situation. “Neben der Konzentration auf den Unternehmenserfolg tritt zunehmend die individuelle Leistung der Mitarbeiter in den Blickpunkt von Vergütungsentscheidungen. Viele IT-Unternehmen haben in den letzten zwei Jahren Extra-Mittel für die Förderung ihrer Top-Performer bereitgestellt. Aber auch Einsteiger können von der günstigen Situation profitieren, denn der zunehmende Mitarbeiterbedarf wirkt sich finanziell positiv aus, sind doch die Gehälter am unteren Ende bereits um 8 Prozent gestiegen”, blickt Martin Hofferberth optimistisch in die Zukunft.

Gehaltsfaktoren und Hilfe bei der Jobsuche

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Im morgigen Teil 3 unserer Serie beschäftigen wir uns mit Faktoren für die Gehaltsbestimmung und stellen nützliche Links bereit, etwa zur
Gehaltsanalyse, zu Hintergrundinformationen über Berufsbilder und Ausbildung sowie Bewerbungstipps für Einsteiger.

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