Neue Business-Software erfordert neue ServerstrukturenDie Server der Zukunft – wie sehen sie aus?
Tolle Technik – aber wozu?
Neue Business-Software erfordert neue Serverstrukturen
Neues Jahr, neue Fragestellungen. Zum Beispiel die, ob einige Anbieter von Server-Hardware drauf und dran sind, ihren Realitätsbezug zu verlieren – zumindest den roten Faden auf dem Weg zum Kunden. Die kürzliche Markteinführung des Twin Servers für Racksysteme auf einer Höheneinheit, ein Gerät, das zwei Dual-Core-Server in einem einzigen Chassis enthält, deutet darauf hin, dass zumindest die Firma Supermicro aus San Jose (im Silicon Valley) ausgetickt sein muss.
Dieser architektonische Ansatz scheint weder Fisch noch Fleisch zu sein – geht man davon aus, wie Server-Systeme sich im Allgemeinen entwickeln – und dies in den nächsten Jahren auch tun sollten. Vier Prozessoren und bis zu 16 Prozessorkerne in einem 1HE-Gehäuse zu haben, scheint auf den ersten Blick ja echt toll zu sein, vor allem angesichts der besseren Wärmeableitung und hinsichtlich des Energieverbrauchs, denn schließlich ist nur eine Energiequelle zwischen zwei Servern vonnöten.
Dies mag als geniales Werk des industriellen Designs und der Umsetzung technologischer Ressourcen in ein Produkt gelten, wirft aber dennoch die Frage auf, warum jemand so was kaufen sollte. Zunächst einmal ist die Basis einer einzigen miteinander geteilten Energiequelle ein offensichtlicher Schwachpunkt für Firmen, die hochzuverlässige, hochleistungsfähige, entscheidungsrelevante Server-Anwendungen nutzen wollen.
Anwendungen ändern sich
Neue Business-Software erfordert neue Serverstrukturen
Wer den 1HE-TwinServer Seite an Seite mit einem Bladeserver stellt, sieht die Unterschiede. Wenn man zwei Server in ein Gehäuse quetscht, in dem normalerweise nur einer residieren würde, bedeutet es die doppelte Menge an Verkabelung auf der Rückseite des Racks. Also noch mehr Kabelsalat, der endlose Anschlussprobleme für die IT-Leute bedeutet.
Ich glaube, dass für den Twin nur diejenigen Firmen eine wichtige Zielgruppe darstellen, die mehr Spielraum für die Leistung von Anwendungen benötigen – also vertikale Skalierung. Nicht geeignet scheint es aber für die Unternehmen zu sein, die “Scale-out” brauchen (horizontale Skalierung).
Hier mag es kurzfristig ein Verkaufspotential geben, aber es wird sich langsam aber sicher reduzieren. Sogar Software, die vertikale Leistungs-Skalierung benötigt – etwa Großanwendungen wie ERP – wird sowieso in Grid-kompatible, SOA-basierte Systeme umgebaut, die für Clustering und horizontale Skalierung geeignet sind.
Kreative Änderungen an Software erfordern Kreativität beim Server-Design
Neue Business-Software erfordert neue Serverstrukturen
Die Art und Weise, wie IBM sein Secret Island Projekt auf dem Dienst für soziale Interaktion von Linden Lab, der Betreiberfirma 3D-Weltsimulation “Second Life”, entwickelt, ist vielleicht das beste Beispiel dafür, was hier möglich ist. Beispiel: On-Screen-Avatare für leitende Angestellte, die an globalen Projektmeetings teilnehmen, ohne zu reisen. Oder Mitarbeiter, die visuelle Interpretationen von Gebrauchsanleitungen für Produkte demonstrieren. Dies und mehr sind nur einige von vielen Möglichkeiten mit echtem Geschäftspotential.
Somit ist klar, dass sich auch das Server-Design radikal ändern muss, um die ungeheuren Mengen von hochauflösenden Grafiken für Hunderte von Nutzern zu verwalten und sie ihnen zur Verfügung zu stellen – alles in Echtzeit. Und da reicht es eben nicht aus, zwei Systeme in ein Gehäuse zu packen.