Die 7 1/2 Dinge, die ein Microsoft-Schreiber an Vista liebt

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Eine der heftigsten Verdammungen für die glänzende DRM-Infektion, die sich als Betriebssystem ausgibt, findet sich auf Microsofts eigener Website. Es ist eine bezahlte Liste von Gründen, warum Vista roXOrz oder sowas. Darüber lässt sich jedenfalls herzhaft lachen.

Der Text ist bloßes Marketing-Futter, aber man hätte doch zumindest annehmen können, dass Microsoft sich etwas einfallen lässt, um im eigenen Propagandastück mal richtig auftrumpfen zu können. Statt darüber zu flunkern, was Vista auf den Tisch bringt, sagen sie die Wahrheit, und die sieht wirklich traurig aus.

Also, was bringt es? 7,5 Dinge, und nichts davon lohnt die Zeit für die Installation, und schon gar nicht das Geld oder die Rechte, die Vista einem abnimmt. Also gut, gehen wir die Liste mal durch.

1) IE 7: Was sie als Nummer eins anführen, hat Vista gar nicht exklusiv, und außerdem ist es nicht mehr als eine überhitzte Spyware- und Virenschleuder. Man setze also auf Firefox oder bezahle den Preis. Die Botnet-Herdentreiber wollen eure Boxen. So weit also 0:1.

2) Die Windows-Sidebar: Hör auf zu hämmern, mein Herz. Hier schwirren Widgets herum, die jedes andere OS seit ungefähr 1983 hat, nur etwas weniger aufdringlich umgesetzt. Es saugt fröhlich Ressourcen auf und frisst ein Stück vom Bildschirm. Und hier einer dieser praktischen Windows-Tipps: Wenn die CPU selbst im Leerlauf starke Belastung meldet, einfach die Uhr abstellen, das könnte ein Drittel der CPU-Zeit zurückbringen. Wie lange wurde dieses Sammelsurium getestet? 0:2.

3) Aero: Okay, da haben sie Recht, das ist nett. 1:3.

4) Mahjong Titans: Wenn man schon nichts Gescheites hat, um drüber zu reden, warum nicht ein wenig Staub als Gold anpreisen? (Da muss ich im folgenden gleich mal etwas Begeisterung heucheln.) Holy Sh*t, Mah-fscking-jong!!! Echt cool. Ich hatte vor vier Jahren ja nur ein Datenbank-basiertes Dateisystem und eine Middleware-Schicht erwartet, aber Mahjong haut mich einfach um. Jetzt verstehe ich, wohin all diese Jahre, dieser Programmierer-Dekaden und Milliarden Dollar entschwunden sind – sicher nicht einfach weggespült, wenn man dafür Mahjong Titans bekommt! Mannomann. Kann man sich das vorstellen, so was Unglaubliches kostenlos im Web zu bekommen, oder vielleicht bei einer von 17 Milliarden Freeware-Sites? Das wär doch einfach nicht denkbar, oder? 1.000007:4.

5) Die Suche im Startmenü: Das soll ein Feature sein? Hmm, tja, und inwiefern soll das jetzt besser als Googles Desktop-Suche sein? Ach ja, die Suche hängt im Startmenü, nicht in der Startleiste, also braucht man einen zusätzlichen Klick. Whoopty-fscking-doO. MS sollte sich für das hier schämen, ebenso wie für das Startmenu ganz da unten, wo es ergonomisch voll daneben ist, nur um sich nicht wieder anhören zu müssen, Apple geklont zu haben. Hinweis an MS: Apple hat es aus einem guten Grund da platziert, weil es ergonomisch richtig ist, wo es sich befindet, und das ist nicht unten. Hinweis zwei an MS: Google hat aus aus einem guten Grund da platziert, es war ergonomisch richtig, und im Menü ist es das nicht. 1.000004:5.

5.5) Das Startmenü bleibt stehen und kaskadiert nicht in Untermenüs wie bei Windows XP: Sapperlott, man muss bei MS angestellt sein, um seinen Namen dafür herzugeben und etwas daran zu finden. Mehr Klicks sind besser, und selbst ein Troll weiß doch, das größer auch besser ist. Solche “Fortschritte” sind wirklich tief hängende Früchte. Nachdem das geklärt ist, denke ich, sie haben sich dafür eigentlich den Abzug von .000003 Punkten verdient, was zu einem aktuellen Stand von 1.000007:5.5 führt.

6) Suche in der Systemsteuerung: WTF? Der Grund, warum sie eine Suche für die Systemsteuerung brauchen, liegt ganz einfach darin, dass sie es bis zur Unbrauchbarkeit verdummt haben. Wie bescheuert sind die eigentlich? Das Interface für Nicht-Debile, auch als “Klassische Ansicht” bekannt, funktionierte einfach problemlos. Wer seine Schriftarten anpassen wollte, klickte auf Schriftarten, wer zu den Benutzerkonten wollte, klickte auf Benutzerkonten. Man musste nie lange überlegen, hinter welchem der 4 großen Symbole das Richtige steckte, wenn es hinter allen zum Vorschein kam. Man muss sich wirklich fragen, ob MS von Assistenten geführt wird, keinen echten natürlich, sondern kleinen Applets, die einen gar nichts mehr selbst tun lassen, während sie einen höllisch frustieren und am Ende noch verlorener zurücklassen als zuvor. Das ist ein klarer Fall von 19 Schritten zurück mit einem weiteren Abzug von 3 Punkten, um dafür zu büßen. Blöd, blöd, blöd. -1.999993:6.5 mit einem “Kretins!” dahinter.

7) Windows-Fotogalerie: Jaaaa, Microsoft hat endlich Picasa als eine Bedrohung erkannt, daher zwingen sie einem eine aufgeblähte Anwendung in die Kehle. Da ich es nicht ausprobiert habe und ein netter Mensch bin, der Microsoft wirklich mag, gönne ich ihnen hier einen vollen Punkt. -.999993:7.5

Wie man also aus dieser wissenschaftliche Betrachtung der von Microsoft selbst genannten Höhepunkte von Vista klar ersehen kann, beschert Windows Vista dem Computer einen negativen Wert. Die Zahlen sind nicht zu bestreiten, sie stehen da in Schwarz und Weiß, und nur MS hat für diese saubere Darstellung bezahlt.

Vista glänzt, und seine Macher brachten nicht einmal eine ordentliche Liste zusammen, warum uns das kümmern sollte. Darf ich vorschlagen, dass jeder die Hunderte $ für ein volles Vista als Startgeld für ein neues Hobby nimmt? Man erspart sich eine DRM-Infektion, muss seine Seele nicht für eine Lizenzvereinbarung verkaufen und hat einen Computer, der tatsächlich funktionsfähiger ist. Was will man mehr?

(Von Charlie Demerjian / ins Deutsche übertragen von Bernd Kling)

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Microsoft: 7 1/2 Dinge

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