Open-Source-ShopsKostenlose Shop-Alternativen im Vergleich

Allgemein

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Open-Source-Shops

Im Gegensatz zu Content-Management-Systemen gibt es bei Online-Shops auch im unteren Marktsegment ein deutlich stärkeres Miteinander von Open Source und kommerziellen Lösungen. Allerdings schicken sich hier die Open-Source-Lösungen ebenfalls an, den vielen kommerziellen Anbietern das Wasser abzugraben. Das ist vor allem ein Verdienst der hier vorgestellten, besonders populären Shops.

Bevor Sie sich für eine Lösung entscheiden, sollten Sie recht genau festlegen, wie der eigene Shop aussehen soll. Gibt es die Produkte bereits in einer Datenbank oder Warenwirtschaft, muss der Shop eine Import-Schnittstelle bieten. Soll die Anbindung in Echtzeit inklusive Lieferstatus erfolgen, muss meist eine umfangreichere Schnittstelle programmiert werden. In diesem Fall muss die Shop-Lösung gut erweiterbar sein, oder aber es gibt idealerweise schon eine Lösung auf dem Markt. Wer Business-to-Business (B2B) an andere Unternehmen verkaufen möchte, benötigt die Einteilung in Kundengruppen und individuelle Rabatte für einzelne Gruppen. Im Business-to-Consumer-Bereich (B2C) stehen dagegen die Marketingmöglichkeiten im Vordergrund. Für Kunden müssen beispielsweise Gutscheine angeboten werden können.

Zu guter Letzt kommt der Bestellprozess. Hier geht es um Zahlungsarten, Versandkosten und AGBs. Und Download-Produkte müssen anders gehandhabt werden, da für sie die Auslieferung im Shop selbst erfolgen soll. In der Praxis hat es sich bewährt, hier ideale Prozesse zu definieren und dann erst nach der richtigen Shop-Lösung zu suchen. Unter Umständen müssen Sie dann zwar die Erwartungen noch ein wenig anpassen, dafür sind Sie sich dann aber sicher, das Richtige gefunden zu haben.

OS Commerce

Open-Source-Shops

OS Commerce ist einer der Veteranen unter den Open-Source-Online-Shops. Seit über sechs Jahren ist diese umfangreiche Lösung schon im Einsatz und hat sich eine große Community erarbeitet. 2003/2004 haben sich aus dem OS-Commerce-Projekt auch XT-Commerce und diverse andere Shops wie beispielsweise Zen Cart und OOS entwickelt.

Leider merkt man OS Commerce aus technischer Sicht an, dass es ein wenig angestaubt ist und mit den XT-Commerce-Entwicklern deutlich an Substanz verloren hat. Am unangenehmsten fällt auf, dass OS Commerce noch die PHP-Einstellung register_globals auf ON gesetzt haben muss. Das heißt, intern wird noch der Direktzugriff auf Formularwerte mit den jeweiligen Variablennamen verwendet. Dieser Zugriff wurde mit PHP 4.1 aus Sicherheitsgründen durch die superglobalen Arrays ersetzt. Außerdem sind in OS Commerce die globalen Arrays $_HTTP_xx im Einsatz. Schon mit PHP 4.2 steht diese Einstellung in der Standardauslieferung der php.ini auf OFF und damit ergeben sich auch bei vielen Hostern Probleme. Ebenfalls zu bemängeln ist, dass der Admin-Bereich standardmäßig nicht passwortgeschützt ist. Sprich, Sie müssen dies mit HTTP-Authentifizierung in einer .htaccess-Datei nachrüsten und das admin-Verzeichnis schützen.

Obwohl technisch schon etwas angestaubt, glänzt OS Commerce ansonsten mit großer Funktionalitätsfülle. Die Produktverwaltung arbeitet wie bei Virtuemart und XT-Commerce auch mit Kategorien. Die Kategorien sind in der Administrationsoberfläche direkt abgebildet und die Produkte diesen zugeordnet. Der Kunde kann Produkte bewerten, und diese Bewertungen sind über das Backend einsehbar. Länder, Steuern und Sprachen lassen sich flexibel einstellen. Und auch fortgeschrittene Funktionen wie Rundschreiben an alle angemeldeten Nutzer und Gutscheine sind möglich. OS Commerce unterstützt wie Virtuemart und XT-Commerce diverse Zahlungs-Gateways von den unterschiedlichsten Anbietern. Die meisten sind im deutschsprachigen Raum eher unbekannt, aber es gibt auch einige bekanntere Dienste wie Paypal und eine Fülle an kommerziellen Lösungen.

Überblick

Projekt: OS Commerce
Version: 2.2
Lizenz: GPL
Benötigt: PHP ab 4.0 (register_globals auf on), MySQL

Virtuemart

Open-Source-Shops

Virtuemart ist eine E-Commerce-Erweiterung für die CMS Joomla und Mambo. Es hieß ursprünglich Phpshop. Mit der Abspaltung von Joomla aus dem Mambo-Projekt kam dann die Namensänderung. Im Gegensatz zu OS Commerce und XT-Commerce ist Virtuemart sehr eng in das dahinter liegende CMS integriert. Der Shop selbst ist eine Komponente, Teilfunktionen wie die Suche stehen als Plug-in beziehungsweise Mambot zur Verfügung. Top-Seller, Warenkorb und Shop-Navigation sind wiederum Module, die sich komfortabel in Joomla und Mambo integrieren lassen. Zwar sind aktuell noch beide – Joomla und Mambo – als CMS möglich, die Tendenz geht aber seitens des Virtuemart-Projekts eindeutig in Richtung Joomla.

Virtuemart gibt es als einzelne Erweiterungen oder als Komplettpaket. Das Komplettpaket heißt Joomla eCommerce-Edition und enthält auch die Joomla-Sourcen. Wenn Sie bereits eine Joomla-Installation besitzen, installieren Sie die einzelnen Erweiterungen. Zentral ist die Komponente. Sie finden sie dann auch im Components-Menü im Backend von Joomla. Hier findet die zentrale Shop-Verwaltung statt. Die Verwaltung orientiert sich stark an der typischen Joomla-Verwaltung: Es gibt Listen mit Übersichten und Formulare, um Elemente zu erstellen. Auf diese Art lassen sich beispielsweise neue Hersteller, neue Steuersätze oder Kreditkartentypen hinzufügen und anschließend verwalten.

Die Produkte werden in Virtuemart genau wie in OS Commerce oder XT-Commerce in Kategorien aufgeteilt. Kategorien und Artikel lassen sich dann über zwei getrennte Listen verwalten. Daneben gibt es noch Aktionsprodukte, die sich gesondert hervorheben lassen, und Produkt-Rabatte. Zusätzliche Produkteigenschaften werden als Attribute in einem Textfeld aufgenommen. Hier sind detailliertere Steuerungen möglich. Beispielsweise kann sich je nach Größe eines Kleidungsstücks der Preis verändern. Ebenfalls gut gelöst ist die Anzeige der Lagerhaltung: Dort lässt sich einstellen, wie viel Stück noch auf Lager sind und wie lange die Lieferdauer ist. In OS Commerce und XT-Commerce ist dem Produkt der Status vorrätig oder nicht vorrätig direkt zugeordnet und die Artikelanzahl separat angegeben.

Der Nutzer hat für die Produkte eine Bewertungsfunktion, wenn diese für den Shop aktiviert ist. Die zentrale Verwaltung solcher Einstellungen erfolgt über das Menü (Administration, Konfiguration). Wer Virtuemart beispielsweise nur als Katalog mit Produktverwaltung verwenden möchte, deaktiviert einfach die Bezahl- und Bestellfunktionen. Die Suche ist ähnlich wie in den anderen Shops eine komplette Volltextsuche. Bei Virtuemart handelt es sich natürlich speziell um ein Joomla-Modul. Die erweiterte Suche und das Ergebnis werden dagegen von der Komponente geliefert.

Die Report-Funktionen von Virtuemart können nicht ganz mit der Konkurrenz mithalten. Zwar lässt sich die Zeitspanne, über die berichtet wird, beliebig wählen und Sie haben auch die Möglichkeit, sich alle Produkte einzeln auflisten zu lassen – eine Auswertung nach Kunden oder Kundengruppen, wie sie XT-Commerce und OS Commerce bieten, fehlt aber beispielsweise.

Optisch ist Virtuemart gut anpassbar. Im Backend wählen Sie einige Basisangaben wie Farben und Icons für Warenkorb und Bestellung. Der Rest läuft dann über Templates. Diese sind allerdings teilweise etwas unübersichtlich und in wichtigen Teilen, zum Beispiel beim Bestellvorgang, steckt viel HTML in den PHP-Skripts.

Überblick

Projekt: Virtuemart
Version: 1.0.7
Lizenz: GPL
Benötigt: PHP ab 4.2, MySQL

XT-Commerce

Open-Source-Shops

In XT-Commerce sind viele Funktionen schon eingebaut, die in OS Commerce erst nachgerüstet werden müssen. Beispielsweise gibt es in OS Commerce für den Import eine eigene Erweiterung, Easypopulate, in XT-Commerce ist der Im- und Export dagegen schon integriert. Der Nachteil dieses Ansatzes: Die Shop-Oberfläche wird deutlich voller. Allerdings schafft es XT-Commerce dennoch dank ordentlichem Layout, bei der Übersichtlichkeit gut mit der Konkurrenz mitzuhalten.

In Sachen Download und Support geht XT-Commerce einen für ein Open-Source-Projekt eigenwilligen Weg. Der Download des Quellcodes und der Zugang zum Forum sind kostenpflichtig und liegen aktuell bei 98 Euro im Jahr. Diese Finanzforderung hat zu einigen interessanten Blüten geführt: Es kursieren diverse Links zu Downloads einer kostenlosen Version. Dies ist auch absolut legal, da XT-Commerce unter der GPL steht und damit frei verteilbar ist. Außerdem bildet sich in diversen Foren eine Subkultur.

Warum sollten Sie sich mit dem etwas ungewöhnlichen Bezahlmodell von XT-Commerce herumschlagen und nicht gleich OS Commerce verwenden? Ein Argument ist, dass OS Commerce technisch doch in manchen Bereichen stehen geblieben ist. Parallel bietet XT-Commerce viele interessante Neuerungen. Besonders praktisch ist das Template-System von XT-Commerce. Damit können Sie die zentrale Design-Vorlage für den Shop definieren, und dort lässt sich auch das Aussehen von Blöcken ändern.

In der Praxis erweist sich das auch als einfacher als der Virtuemart-Ansatz, denn in Virtuemart müssen Sie wie erwähnt an sehr vielen verschiedenen Stellen optische Änderungen vornehmen. Das liegt zum einen in der Natur der Sache: Da Virtuemart nicht eigenständig ist, bildet das Template von Joomla oder Mambo den Rahmen. Aber auch intern sind die Template-Ausgaben weiter verzweigt – es gibt diverse Templates für den Warenkorb et cetera, aber viele Dinge wie beispielsweise der Bestellvorgang sind nicht per Template, sondern nur direkt in den Ausgabe-Skripts änderbar. XT-Commerce bietet dagegen für jedes Shop-Modul ein eigenes Template und trennt Inhalt und Programmierung etwas konsequenter. Nicht verschwiegen werden soll, dass Puristen aus Performance-Gründen eher gegen ein Template-System sind, da das Zusammensetzen der Einzel-Templates naturgemäß Rechenzeit kostet. Allerdings wird in der Praxis selbst bei viel besuchten Shops die einfache Anpassung den kleinen Performance-Nachteil aufwiegen.

Seine volle Leistungsfähigkeit zeigt XT-Commerce bei einem Blick in die Adminstrationsoberfläche. Die Bandbreite reicht hier von Kundengruppen mit individuellen Preisnachlässen über die Verwaltung von Steuerzonen, Ländern und Bundesländern bis hin zur perfekt umgesetzten Mehrsprachigkeit. In der Produktverwaltung gibt es sehr feine Steuerungsmöglichkeiten: Beispielsweise lässt sich für jede Produktkategorie eine eigene Standardsortierung der Produkte einschalten. Rein optisch und in vielen Formularen ist die Verwandschaft zu OS Commerce allerdings noch gut zu erkennen. Hier haben sich andere OS-Commerce-Klone wie beispielsweise Zen-Cart etwas weiter vom Ursprung entfernt. Dankenswerterweise sind die meisten Neuerungen sehr sinnvoll. So gibt es in XT-Commerce einen Content-Manager, der die Shop-Inhaltsseiten verwaltet und das Anlegen neuer Inhalte erlaubt. Hierbei handelt es sich quasi um eine Mini-CMS-Funktionalität.

Überblick

Projekt: XT-Commerce
Version: 3.0.4
Lizenz: GPL
Benötigt: PHP ab 4.2, MySQL

Im CMS?

Open-Source-Shops

Oftmals gehen Inhalte und Produkte auf einer Unternehmens-Website Hand in Hand. Das heißt also, der Shop soll in das Content-Management-System integriert werden. Im Falle von Virtuemart ist die Integration in Joomla als CMS bereits Programm. Wie aber sieht es aus, wenn man ein anderes CMS verwenden möchte? Für die meisten größeren CMS-Projekte gibt es Shop-Erweiterungen. Beispielsweise besitzt Drupal mit E-Commerce eine gute Erweiterung. Auch der Typo-3-Shop (Extension Key tt_products) ist nutzbar. Bei beiden fehlt allerdings funktional noch einiges, um mit Virtuemart und XT-Commerce oder auch OS-Commerce-Alternativen wie Zen Cart mithalten zu können. Daran wird jedoch kontinuierlich gearbeitet.

Für Typo 3 ist eine neue Shop-Erweiterung (Extension Key wohl tt_shop) in Arbeit und aktuell in einer geschlossenen Beta-Phase. Wer also ein bestimmtes CMS einsetzt und es mit einem Shop erweitern möchte, sollte sich auf jeden Fall das jeweilige Shop-Projekt ansehen. Außerdem gibt es für viele CMS so genannte Wrapper oder Frames, die die Einbindung des jeweiligen Shops in das CMS erlauben. Vor allem für OS Commerce und XT-Commerce gibt es hier bei populären CMS wie Typo 3 passende Lösungen. Eine allzu enge Verbindung, sprich beispielsweise gleichgeschaltete Nutzerverwaltung, ist meist allerdings nicht zu erwarten. Für solche Projekte ist – ebenso wie für die Anbindung von Produktdatenbanken und Warenwirtschaftssystemen – mit einer Menge Handarbeit zu rechnen.

Empfehlungen

Dieser Artikel hat sich auf die drei populärsten PHP-basierten Open-Source-Shops konzentriert. Das ist natürlich nur ein kleiner Ausschnitt aus den zahllosen Warenkörben, Shops und Shop-Erweiterungen. Alle drei Produkte eignen sich auch für umfangreichere Anforderungen. Allerdings merkt man OS Commerce das hohe Alter ein wenig an. Das aus OS Commerce entstandene XT-Commerce-Projekt bietet den komfortableren und technisch aktuelleren Shop. Wer sich an der Strategie mit einem Basispreis für Support stört, sollte sich andere, auf OS Commerce basierende Alternativen wie Zen-Cart und OOS ansehen.

Virtuemart ist dagegen eine komplette Eigenentwicklung, die funktional für viele Belange genauso tauglich ist wie XT-Commerce. Sie besticht vor allem durch die enge Integration in Joomla, die man für XT-Commerce oder OS Commerce so nicht erreichen kann. Dadurch kann der Web-Entwickler seine Shopping-Module einfach in sein CMS einbauen und Redakteure haben nur eine Oberfläche für Inhalte und Produkte. Eine solche Integration hat andererseits natürlich auch Nachteile: Wer die Möglichkeiten eines CMS nicht braucht, erspart sich mit einem allein stehenden Shop den Aktualisierungs- und Anpassungsaufwand für das CMS.

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