Enttäuschte Microsoft-Kunden gewinnen
Auf Kundenfang mit Retro-Office
Wechselwillige Office-Nutzer
Enttäuschte Microsoft-Kunden gewinnen
Computernutzer sind ein eigenwilliges Volk: Dem Neuem durchaus nicht abgeneigt, reagieren sie auf Änderungen im vertrauten PC-Alltag eher allergisch. Darauf hoffen nun die Konkurrenten von Microsoft. Der Software-Riese aus Redmond mutet den weltweit circa 450 Millionen Office-Nutzern mit der neuen Benutzeroberfläche von Office 2007 und einem neuen Standard-Dateiformat nämlich ein ordentliches Wechselpaket zu.
Eine gute Gelegenheit für die Konkurrenten Corel, OpenOffice.org und Sun, enttäuschte Microsoft-Kunden zu gewinnen, denen die neue Oberfläche zu ungewohnt und fremd ist. Erwin Tenhumberg, Open Source Group von Sun Microsystems, ist denn auch überzeugt, »dass viele User die Einführung von Office 2007 als Anlass nehmen, vermehrt OpenOffice.org und Star Office einzusetzen«. Und auch Corel erwartet wechselwillige Office-Nutzer, erklärt Richard Carriere, General Manager Office Productivity von Corel gegenüber PC Professionell.
Kein radikaler Umschwung
Statt der Innovations-Offensive des Marktführers zu folgen, bieten die Microsoft-Konkurrenten den Kunden daher lieber gewohnte Kost. Der Arbeitsbereichsmanager von Word Perfect zum Beispiel schaltet Symbolleisten, Menüs, Shortcuts und Speicherformate automatisch auf Word 2003 um. Die Benutzer arbeiten mit Corel-Office dann so wie mit MS-Office 2003.
Auch bei Sun will man Kunden nicht mit radikalen Neuerungen verschrecken. »Unsere Office-Programme werden sich zusammen mit den Benutzern weiterentwickeln, anstatt den Anwendern eine neue Oberfläche aufzuzwingen«, sagt Tenhumberg. Microsofts neues Format Office Open XML will Sun erst bei Bedarf in OpenOffice.org einfügen. Der Schwerpunkt liegt derzeit eher auf dem offenen Standard OpenDocument (ODF). Corel rechnet dagegen mit einer raschen Verbreitung von Dokumenten im neuen Microsoft-Format. Noch im ersten Halbjahr soll es Im- und Exportfilter sowohl für Office Open XML als auch für OpenDocument geben.
Alternative: Online-Tools
Denkbar wäre natürlich auch, dass enttäuschte Office-2007-Nutzer auf die Google-Alternativen Docs und Spreadsheets ausweichen. Weder Tenhumberg noch Carriere sehen darin aber eine ernsthafte Gefahr. Die Online-Tools seien allenfalls für den Datenaustausch und gemeinsames Arbeiten an Dokumenten interessant. »Das Schreiben von Texten geschieht wie bisher auf dem Desktop«, so Carriere.
Bild: Radikal erneuert: Das Office-Ribbon soll die Arbeit erleichtern – setzt aber ein Umlernen voraus.