Microsoft vs. IBM: Offene Kampfhandlungen
Am 7. Dezember 2006 hat die European Computer Manufacturers Association (ECMA) das von Microsoft mit Office 2007 eingeführte Dateiformat Office Open XML verabschiedet (Standard 376).
Tom Robertson, General Manager für Interoperabilität und Standards bei Microsoft, und sein Kollege Jean Paoli veröffentlichten gestern einen Brief, in dem sie IBM vorwerfen, die darauf aufbauende ISO-Standardisierung von Office Open XML in der Orientierungsphase gezielt zu hintertreiben.
“IBM betrieb eine weltweite Kampagne, um nationale Standardisierungsgremien dazu zu bewegen, bei der ISO zu verlangen, dass Open XML nicht standardisiert werden solle, weil ODF ja schon zuerst da gewesen sei.” So versuche Big Blue, die Wahlmöglichkeiten der Kunden einzuschränken. IBMs Lotus Notes unterstütze beispielsweise Open XML nicht.
Microsoft-Kritiker aus der Freie-Software-Szene sammeln unterdessen ganze Listen mit Einwänden gegen die ISO-Standardisierung von Office Open XML und fordern, dass ECMA 376 maximal als Erweiterung des bereits bestehenden Standards ISO 23600 gelten dürfe. Zwei Standards für dieselbe Aufgabe zu haben, widerspreche den Prinzipien der ISO.
Novell-Entwickler Miguel de Icaza dagegen ist der Ansicht, dass Ecma 376 als ISO-Standard verabschiedet werden sollte. In einem Eintrag auf seinem Weblog begrüßte er die Entscheidung Microsofts, das Dateiformat offen zu legen. Das Unternehmen käme damit einer langjährigen Forderung der Open-Source-Szene nach.
Novell ist allerdings Microsofts wichtigster Verbündeter im Kampf für die ISO-Standardisierung seines Office-Formats. Die EU und auch einzelne Regierungen und Behörden verlangen nach verlässlichen standardisierten Dateiformaten, die nicht mit dem nächsten Update wieder unleserlich werden oder komplexe Konvertierungen erfordern. Das Gütesiegel der ISO ist in diesen Zusammenhang ein gewichtiges Argument. (rm)
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