Datenkontrolle als Privileg?
Datenschutz muss im 21. Jahrhundert ankommen
Schlafwandeln in den Überwachungstaat?
Datenkontrolle als Privileg?
Als Richard Thomas, seit 2002 oberster Datenschützer Großbitanniens, erstmalig den Begriff des “Schlafwandelns in eine Überwachungsgesellschaft” in einem Interview 2004 prägte, wusste er wahrscheinlich nicht, dass er damit ein geflügeltes Wort erschuf.
Das Zitat wurde in England zum Schlagwort für die weit verbreitete Annahme, dass Technologie unweigerlich eine Gefahr für private Daten sei.
Die Debatte um den Datenschutz ist eine schwelende Krise, die baldigst öffentlich aufgegriffen werden muss. Sachliche Diskussionen zum Thema gibt es im Moment kaum – nur Gegenstimmen und Schwarz-Weiß-Malerei.
Da wäre zum Beispiel die kürzliche Ankündigung der britischen Regierung, dass diese ihre Datenbanken zusammenlegen will, damit zwischen den Abteilungen ein besserer Informationsfluss gewährleistet werden kann. Das ist eine vernünftige und zwingend erforderliche Zielsetzung, geht man etwa davon aus, dass die hinterbliebene Familie eines Verstorbenen bis zu 44 unterschiedliche Behörden über den Tod des Verwandten informieren muss – in Deutschland sind es vermutlich noch mehr. Selbst in China, wo vor rund 3000 Jahren die Bürokratie erfunden wurde, ist der Informationsaustausch kein so großes Problem.
Datenaustausch bringt auch Vorteile
Datenkontrolle als Privileg?
Der Plan der britischen Regierung jedoch wurde in der überregionalen Presse anfänglich als eine Art Super-Datenbank dargestellt, die alles enthält, was der öffentliche Dienst über uns weiß – von Vorstrafen bis zur Zahlung der Gemeindesteuer – alles natürlich mit den unvermeidlichen Anspielungen auf den “Big Brother”.
Die Debatte um den Datenschutz kann aber nicht in dieser “veralteten” Form hängen bleiben. Das Internet verändert die Spielregeln. Pesonenbezogene Daten sind eine wertvolle Online-Währung, mit kostenlosen Produkten und Dienstleistungen, die dem Nutzer als Dank für die Eingabe seiner persönlichen Daten verfügbar gemacht werden. Der jüngeren Generation ist es schon selbstverständlich, vertrauenswürdigen Webseiten ihre persönlichen Daten zur Verfügung zu stellen.
Es gibt für uns alle das Potential riesiger Vorteile durch den Austausch von Daten, aber die Verwendung dieser Information muss natürlich kontrolliert werden. Viele der Datenschützer sehen schon diese Informationsteilung an sich als eine schlechte Sache, und deshalb kommt die Diskussion nie vorwärts. Inzwischen handeln die Webnutzer selbst weiter mit ihren persönlichen Daten, ohne sich um irgendwelche Argumente zu kümmern. Auch das kann gefährlich sein – zumindest sollte man nachdenken, wem man seine Daten gibt.
Informations-Prolos gegen Daten-Superreiche?
Datenkontrolle als Privileg?
Wenn die Auseinandersetzung mit Argumenten des vergangenen Jahrhunderts weitergeführt wird, haben die Befürworter von Neuem schlechte Karten – und schlechten Schutz. Die “alten” Datenschützer werden in ihrem Widerstreben, das Potential technologischen Fortschritts anzuerkennen, einfach ein noch größeres Problem für die Menschen erschaffen, die sich der Veränderung verschrieben haben. Viele Technikverweigerer gerieren sich als “Datenschützer”, nur weil sie nicht verstehen, wer wie und wann mit den Informationen umgeht.
Inm diesem Sinne können wir ja mit der Schwarzmalerei fortfahren – hier also ein Stück Schwarz-Weiße-Zukunftsvision:
Eines Tages mag Datenschutz vielleicht ein Privileg sein und kein Recht. Die Teile der Gesellschaft, die sich die technischen Sicherheitseinrichtungen leisten können, um ihre persönlichen Informationen zu schützen, werden mit Daten schwunghaften Handel treiben, um Zugang zu exklusiven Produkten und Dienstleistungen zu erhalten. Der Rest wird keine Möglichkeit haben, zu kontrollieren, wer darauf Zugriff hat – und damit werden die Daten wertlos.
Werden Sie zur Elite der Daten-Reichen gehören oder zu den unterprivilegierten Informations-Armen?
(Kleines Bild auf der ersten Seite: Symantec)