Sportler-Navis im Test
Navis für Jogger, Radler, Segler und Wanderer
Testbericht
Sportler-Navis im Test
Ausgleich muss sein, auch für PCpro-Testredakteure. Nach einer anstrengenden Arbeitswoche freuen sich alle aufs Wochenende. Auf dem Programm steht vor allem sportliche Aktivität. Heiko kämpft beim Marathon gegen den Wind an. Jörg erklimmt steilste Berge in Rekordzeit. Sinisa prescht mit dem Mountainbike durchs Unterholz. Und Cordula muss trotz Nebelwand und Wellengang die volle Kontrolle über ihr Segelboot behalten. So praxisnah wie möglich wollen wir die neue Generation von Outdoor-Navis für Sportler testen. Dafür ist uns kein Wetter zu schlecht, kein Aufwand zu groß. Unsere vier Tester prüfen die Geräte auf Herz und Nieren in den Disziplinen Laufen, Bergwandern, Radfahren und Segeln.
Laufen: Heiko Mergard
Klassische Outdoor-Navis sind für mich als Langstreckenläufer unbrauchbar. Beim Laufen will ich nicht Karten studieren, sondern Geschwindigkeiten, Distanzen und Herzfrequenzen messen. Alle erfassten Daten will ich nach dem Lauf am PC mit einer Trainings-Software überblicken, um Strecken, Leistungsziele und Trainingsplan zu kontrollieren.
Ganz wichtig: Läufer-Navis müssen ultrakompakte Minis mit starkem GPS-Empfang und auch in Bewegung gut bedienbar sein. Wenn ich vier Stunden durch Wind und Wetter laufe, will ich weder einen Backstein am Arm tragen noch Messlücken hinterherlaufen. Außerdem müssen die Bedienelemente im Winter auch mit Handschuhen nutzbar sein. Auf insgesamt etwa 80 Kilometern Teststrecke in freien, bewaldeten und bebauten Gebieten müssen mir die Geräte ihre Fähigkeiten bei blauem Himmel, Wolken und Schneeregen beweisen.
Klein, aber nicht oho: Casio GPR-100
Das derzeit kleinste und mit 60 Gramm leichteste Läufer-Navi ist das Casio GPR-100 (500 Euro). Der Tragekomfort ist klasse, entspricht dem einer normalen Laufuhr. Die Funktionen gehen aber auch nur unwesentlich über diese hinaus. Viel mehr als Stoppuhr und Gesamtstrecke zeigt das Casio unterwegs nicht an. Das ist zu wenig. Und die Bedienung ist dennoch zu hakelig. Auf Höhen- und Navi-Informationen muss ich auch verzichten. Und schon nahe Bäume, Gebäude und Unterführungen bringen den schwachen GPS-Empfänger aus dem Tritt. Nach etwa 15 Kilometern klagt der Akku über zu wenig Saft und stellt Zeit- und Distanzmessung auf null zurück. Ein klares K.o.-Kriterium. Nach zwei Stunden geht gar nichts mehr. Wer den Marathon (42,195 km) also nicht in Weltbestzeit läuft, verzichtet besser auf das GPR-100. Das Gerät ist allenfalls für Schönwetter-Jogger im Stadtpark geeignet.
Viele Features, zu viele Geräte: Timex Bodylink Trail-Runner-Set
Sportler-Navis im Test
Große Erwartungen weckt der Timex Bodylink Trail Runner T5C391 (330 Euro) mit dem Data Recorder 2 (90 Euro). In Sachen Navigation, Geschwindigkeit und Herzgesundheit bietet das Set alle denkbaren Funktionen, die wir Läufer brauchen – inklusive einer Automatik und Trainings-Software.
Um alle Features nutzen zu können, muss ich mich aber mit Geräten behängen wie einen Weihnachtsbaum mit Lametta: Chronometer ans Handgelenk, GPS-Empfänger an den Oberarm, Herzmonitor um die Brust und Datenrekorder an die Hose. Nach zwei Stunden habe ich das Gefühl, das GPS schnürt mir die Blutzufuhr ab. Lockere ich das Band, rutscht es an der Laufjacke. Das nervt. Zudem ist der GPS-Empfänger viel zu schwach für ein externes Gerät. Ein paar Wolken und lichter Baumbestand machen ihm den Garaus. Empfängt das GPS 15 Minuten kein Signal, schaltet es sich automatisch ab. Zuverlässig arbeitet es nur bei Sonnenschein auf freiem Gelände. Allein der Frequenzmonitor zeichnet auf der Teststrecke von 46 Kilometern treu jeden Herzschlag auf; der gut bedienbare Chronometer misst jede Hundertstelsekunde. Längeren Distanzen hält auch die Batterieversorgung nicht stand. Schnell wechseln lässt sich jedoch nur die AA-Zelle des GPS-Geräts.
Die mit dem Datenrekorder mitgelieferte Software ist übersichtlich und hilft gut bei der Trainingsplanung und -kontrolle.
Langstreckenläufer können auf das Timex-Lametta verzichten, da die vielen Geräte unterwegs stören und das GPS-Gerät zu schwach ist. Viele Funktionen nützen nichts, wenn sie mit dem GPS ausfallen.
Allen anderen Navis voraus: Garmin Forerunner 305
Alle wichtigen Funktionen bietet der Forerunner 305 (320 Euro) voll integriert: Zeit-, Distanz-, Navigations- und Herzmessungen. Der Speicher zeichnet bis zu 1000 Trainingsrunden auf. Extras wie die GPS-Satelliten-Übersicht, ein digitaler Kompass und ein virtueller Trainingspartner machen Spaß. Trotz der vielen Funktionen trägt sich der Forerunner wie ein größerer Sportchronometer und ist mit 77 Gramm leicht genug, um nicht zu stören. Die Bedienung fällt dank einfacher Menüs leicht. Knöpfe und Anzeige könnten größer sein.
Beim 15-km-Test ist der Himmel wolkenverhangen, Schneeregen treibt durch den Park. Das Wetter zwingt den GPS-Empfang in die Knie. Aber im Gegensatz zum Timex versucht es der Garmin weiter. Nach 60 Minuten zeichnet er GPS-Daten, Distanzen, Geschwindigkeiten und Höhenprofil auf. Auch neben Bäumen und Gebäuden funktioniert er, in Straßenschluchten jedoch nicht – ein grundsätzliches Problem bei kleinen GPS-Empfängern. Bei gutem Wetter läuft das GPS nach fünf bis zehn Minuten.
Die Akkuleistung reicht, um auch Ultraläufe von 100 Kilometern zu bestehen. Gut gelöst: Der Adapter lässt sich per Baby-USB an den PC und an das Stromnetz anschließen. Die mitgelieferte Software überzeugt mit flexibler und aussagekräftiger Darstellung der Messwerte, Speicherung weltweiter Touren sowie der Profile mehrerer Läufer.
Mit dem Forerunner 305 sind auch ambitionierte Läufer gut beraten. Derzeit bietet das Gerät den besten Formfaktor für so viele integrierte Funktionen bei so geringem (Straßen-)Preis. Trotz klassischer Schwächen beim GPS ist es doch das beste im Test.
Bild: Für Langstreckenläufer ist der Garmin Forerunner 305 zwar nicht perfekt, aber derzeit die beste Empfehlung. Formfaktor, Bedienbarkeit und Funktionalität sind durchweg gut. (Heiko Mergard)
Wandern: Jörg Geiger
Sportler-Navis im Test
Zum Wandern rate ich vom Griff zu den kleinsten GPS-Geräten ab. Auch wenn die Minis für Läufer ambitionierte Wanderer locken: Holen Sie sich ein Gerät mit eingebauter Karte, anständigem Display und griffigen Bedienknöpfen.
Guter Partner: Garmin GPSMAP 76CSx
Sparen Sie nicht am falschen Ende, denn eine kompaktere Bauform bedeutet meist auch einen schlechteren Empfang. Beim Wandern sind Werte wie Durchschnittsgeschwindigkeit und Herzfrequenz unwichtig. Wer nicht gerade auf Rundwegen wandert, der will einfach klassisch navigieren.
Eine Empfehlung ist das Garmin GPSMAP 76CSx für rund 730 Euro. Karten liest das Gerät per Micro-SD-Slot ein. Das gestochen scharfe Farbdisplay ist gut ablesbar und die Bedienung intuitiv über massive Knöpfe geregelt. Gut auch, dass der GPS-Begleiter mit normalen AA-Batterien läuft. Der Grund: Wer auf einer mehrtägigen Trekking-Tour an keiner Steckdose vorbeikommt, hat Pech mit leeren Akkus; Besitzer des GPSMAP nehmen einfach Wechselbatterien mit und sind glücklich. Traurig wird diese Klientel auch nicht, wenn das Gerät mal in den Dreck fällt. Alle wichtigen Anschlüsse sind hinter Gummilaschen geschützt, die Oberfläche robust gegen Kratzer und Matsch geschützt. Allerdings kann das Initialisieren der Satelliten schon mal wenige Minuten dauern, der Empfang ist im Test aber sehr stabil. Dort, wo Navigationsgeräte für Läufer mit Empfangsschwächen kämpfen, ist unser Wandergerät immer noch im Kontakt mit den Satelliten. Fans von Geocac
hes laden das Garmin-Gerät mit Schatzkarten voll und wählen bequem das nächste Ziel aus der Liste aus.
Mit dem Garmin-Testkandidat macht Wandern Spaß. Das Gerät bietet guten GPS-Empfang, ist hart im Nehmen, gut verarbeitet und lässt durch die sinnvolle Betankung mit AA-Batterien kaum Wünsche offen.
Bild: Gutes GPS, übersichtliche Kartenanzeige, Robustheit und Batteriebetrieb: Mit dem GPSMAP 76CSx macht wandern richtig Spaß. (Jörg Geiger)
Radfahren: Sinisa Lepusa
Sportler-Navis im Test
Wir Biker brauchen robuste Navis, die Schocks auf unebener Strecke überstehen, eine gute Routenplanung und einen schnellen Batteriewechsel auf längeren Touren ermöglichen.
Das Biker-Duell: Magellan Explorist 200 vs. Garmin Edge 305
Der erste Eindruck des Magellan-Navi ist durchweg positiv. Pluspunkte sind: Günstiger Preis (130 Euro). Robust und wasserdicht. Europakarte ab Werk. Stromversorgung per austauschbarer Standardbatterien. Einfache Bedienung, die schnell alle Navi-Funktionen zugänglich macht. Damit hat es sich aber auch schon.
Die Ausstattung kommt insgesamt zu kurz. Immerhin werden auch WAAS-Signale (Wide Area Augmentation System) empfangen, die eine Ortung auf 15 Meter ermöglichen. Routenplanung und -Auswertung über den PC ist aber leider nicht möglich. Ich will aber Karten und Touren hochladen können, um mich auf neuem Terrain nicht um die Orientierung kümmern zu müssen. Das soll schon das Navi übernehmen. Auch will ich gefahrene Touren am heimischen PC auswerten und etwa bei Google Earth anschauen. Wer ab und zu mit GPS-Unterstützung im Gebirge fährt, hat mit dem Explorist 200 wenig Probleme. Die fehlende PC-Schnittstelle fürs Tourenmanagement verleidet Rad-Profis insgesamt aber den Spaß.
Radsport-Sieger
Herausforderer Garmin Edge 305 ist um einiges interessanter als das Magellan-Gerät: An Funktionen hat man hier nicht gespart. Trittfrequenz, Puls, Zeit, Tempo, Distanz und Höhenprofile misst das Edge zuverlässig. Die Daten lese ich am PC aus und übertrage sie auf eine Karte. Ein Zusatztool zeigt mir die Strecke in Google Earth an. Die Messgenauigkeit von 4 Metern ist deutlich präziser als beim Magellan.
Einfache Bedienung, drahtlose Datenübermittlung der Sensoren, wasserdichtes Gehäuse und elegante Lenkerhalterung – das Edge 305 ist das Biker-Navi meiner Wahl.
Bild: Meine Wahl fällt auf das Garmin Edge 305. Es bietet eigentlich alles, was ich fürs Biken brauche. Vor allem die Features der PC-Schnittstelle sind genial. (Sinisa Lepusa)
Segeln: Cordula Lochmann
Sportler-Navis im Test
Elektronische Navigation ist für uns Segler kein Neuland. Früher haben wir Funkgeräte oder Peilsender genutzt, heute sind es komfortable Kartenplotter mit GPS. Das Beste daran: Sie sagen einem nicht nur, wo man ist und welcher Kurs zum Ziel führt. Sie übernehmen auf Wunsch zusammen mit dem Autopiloten auch die Steuerung des Schiffs. Aber so unsportlich sind wir Segler ja nicht. Gerne liefern wir uns auch einmal ein Rennen. Hier hilft das Navi. Sobald nach der Steuermannsbesprechung der Regattakurs bekannt ist, gebe ich die Wegepunkte ins Gerät ein und lasse mir die exakten Kurse berechnen – ein klarer Zeitvorteil gegenüber manuellem Navigieren.
Alles Wichtige auf einen Blick
Mein aktueller Favorit: das GPSMAP 276C von Garmin. Es ist zwar nicht für die Ölzeug-tasche geeignet, weil mit 14,5 x 8,1 x 4,8 Zentimeter zu groß und mit 390 Gramm auch ganz schön schwer. Doch es bietet mit seinem großen farbigen Display die relevanten Informationen auf einen Blick: Wo bin ich? Wie weit bin ich von potenziellen Gefahren wie Untiefen entfernt? Und befinde ich mich noch auf dem richtigen Kurs?
Die Bedienung ist einfach. Ich komme mit dem 650 Euro teuren Navi besser klar als mit den Fernbedienungen der heimischen Unterhaltungselektronik. Das ist bei gerade mal zehn Bedienelementen mit selbsterklärenden Namen wie In, Out oder Find auch kein Wunder.
Sicherheit geht vor
Das GPSMAP 276C ist zwar ein Mobilgerät. Auf dem Schiff trage ich es trotzdem nicht herum. Mir ist die Gefahr viel zu groß, dass es im Wasser landet. Auch die Funktionen fürs Auto lasse ich ungenutzt. Die Mobilität hat aber trotzdem ihren Sinn. Wenn ich nämlich auf einem anderen Boot segle, bin ich froh, das eigene Navi dabeizuhaben – keine Umgewöhnung und keine Einarbeitungszeit.
Schwachstellen Fehlanzeige: Mit dem Garmin-Navi findet jedes Schiff sicher in den Hafen. Zirkel, Geodreieck und Papierkarten werden mein Schiff aber trotzdem nicht verlassen. Sie sind das sicherste Backup, das ein Segler haben kann.
Bild: Mit dem GPSMAP 276C fühle ich mich auch bei hartem Wetter sicher. Egal ob ich auf einem Kiel oder mit fremdem Boot unterwegs bin. (Cordula Lochmann)