Wikipedias Wales feuert lügenden “Professor”

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Der Gründer der freien Onliny-Enzyklopädie, Jimmy Wales, hat seine Meinung über die Titelanmaßung um hundertachtzig Grad geändert. Noch letzte Woche hatte er es für weniger schlimm gehalten, da er davon ausging, dass Ryan Jordan die falschen Angaben nur als Online-Persönlichkeit namens EssJay gemacht hätte. Das wäre dann also eine ähnliche Form von Persönlichkeitsaufspaltung gewesen, wie sie etwa die Second-Life-Unternehmerin Anshe Chung-Graef pflegt, die abwechselnd als Avatar und als reale Person zitiert werden möchte und böse wird, wenn das nicht genau nach ihren Wünschen geschieht.

Der 24jährige Ryan Jordan also, der sich EssJay zu nennen beliebte, schmückte sich in Wikipedia-Postings mit frei erfundenen biographischen Einzelheiten. Dabei wollte er seine vorgeblichen akademischen “Qualifikationen” offenbar als Trumpfkarte bei inhaltlichen Auseinandersetzungen benutzen.

Als EssJay alias Ryan Jordan letzte Woche im Magazin New Yorker als Wikipedia-Vertreter interviewt wurde, versah der Journalist den Text mit den aus Wikipedia entnommenen Angaben zur Person des eingebildeten Professors, und der ganze Schwindel flog auf.

Jetzt gab sich Aufschneider Jordan ganz zerknirscht. Und Wikipedia-Boss Wales führte seine bisherige Unterstützung für ihn darauf zurück, dass er zu wenig darüber gewusst hätte, was in Wikipedia vor sich ging.

Die Wikipedia aber beruhe, so erklärte er jetzt, auf den beiden Säulen von Vertrauen und Toleranz: “Die Harmonie unserer Arbeit hängt von unserem gegenseitigem menschlichen Verständnis und dem Vergeben von Fehlern ab.”

Das klingt ein wenig nach einer Predigt. Und zu dem, was EssJay / Ryan Jordan angeblich an einer Universität gelehrt hatte – Theologie.

(Nick Farrell/bk)

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“Jimbo Wales” über den “EssJay-Skandal”

Wikipedia: EssJay

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