Analyse: “Killerspiele” nicht schuld an Jugendgewalt

Allgemein

Schon vor Jahren untersuchte Jonathan Freedman vom Department of Psychology der Toronto University bereits alle in englischer Sprache veröffentlichten Studien über Gewalt und Medien. Er kam damals zur Schlussfolgerung, dass die Mehrheit der Studien mit Belegen arbeiteten, die widersprüchlich waren oder sogar der Behauptung widersprachen, dass reale Gewalt durch Gewaltdarstellungen in Medien verursacht würde.

Ein vom amerikanischen Soziologenverband in seiner Publikation Contexts veröffentlichter Feature-Artikel stellt nun erneut die Frage, ob Videospiele zu tödlicher Gewalt führen. Er beschäftigt sich damit insbesondere aus soziologischer Sicht und stellt heraus, dass Videospiele und andere Unterhaltungsmedien mit Gewaltinhalten als Sündenbock benutzt werden, tatsächlich aber keine reale Auswirkung auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen haben.

Daraus ergibt sich die Frage, warum so viele bereit sind, den Videospielen die Schuld für gewaltsame Angriffe von problembelasteten Jugendlichen zu geben. Wie der Bericht ausführt, gingen in den 10 Jahren nach der Veröffentlichung von Doom im Jahr 1993 die Verhaftungen wegen Mordes unter Jugendlichen um 77 Prozent zurück. Tatsächlich sind auch Schießereien in Schulen relativ selten, auch wenn sie große öffentliche Aufmerksamkeit erregen. Selbst in den 1990ern, als die Furcht vor Gewalt in den Schulen besonders hoch war, betrug das Risiko eines Schülers, in der Schule getötet zu werden, weniger als sieben auf 10 Millionen.

Warum also weisen unwissenschaftliche Studien ebenso wie populistische Politiker die Schuld den Videospielen zu? Der Bericht kommt zum Ergebnis, dass damit nur die Täter ebenso wie das soziale Umfeld entschuldigt werden:

“Wenn Jungs aus ‘guten’ Gegenden Gewalt ausüben, dann scheinen sie eine ganz neue Generation von Jugendlichen zu sein, die nur von Videospielen und nicht von den gesellschaftlichen Umständen geprägt wurden …
Mörder mit weißer, bürgerlicher Herkunft behalten ihren Status als Kinder, die leicht durch ein Spiel beeinflussbar und Opfer eines angeblich gefährlichen Produktes sind.”

Es gibt da einen Herrn Pfeiffer, der sich gerne auf die erwähnten vorurteilsbeladenen “Beweise” beruft. Der dem Herrn Beckstein die schlimmen “Killerspiele” vorgeführt hat, die der jetzt alle verbieten will. Wir empfehlen Herrn Pfeiffer die vorurteilsfreie Lektüre des Textes (einfach nur dem Link weiter unten folgen).

(bk)

Linq

Contexts: Do Video Games Kill? (PDF)

Joanathan L. Freedman: Evaluating the Research on Violent Video Games

Killerspiele-Pfeiffer pfeift nach noch mehr Verboten

Pfeiffer: Keine Ab-18-Filme mehr im Fernsehen

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