Upgrade-Zyklen im Kreuzfeuer
Zeit für Gartner, auf den Boden der Realität zurückzukehren
Gartner beleidigt IT-Manager
Upgrade-Zyklen im Kreuzfeuer
Gartners Behauptung, dass die meisten IT-Manager nicht in der Lage seien, die Lobhudeleien der Anbieter für ihre Produkte zu durchschauen oder selbständig effektive Pläne für Upgrades der Infrastruktur zu erstellen, ist eine Beleidigung für das Können derjenigen, die indirekt die Gehälter dieses Marktforschungsunternehmens bezahlen.
Der Analyst Ian Keene hat letzten Monat eine Prognose wiedergekäut, die erstmals von seinen Kollegen Mark Fabbi und Bob Hafner im vorigen Jahr zur Diskussion gestellt wurde. Darin heißt es, dass weltweit 100 Milliarden Dollar auf Netzwerkprodukte und Dienste in den nächsten fünf Jahren “verschwendet” werden.
Keene kritisierte die geschätzten 70 Prozent von Firmen, die angeblich Geld auf unnötige 1 Gbit/s Upgrades für Endnutzer-Desktops und Workstations verschwenden – Fabbi schätzte ein, der Betrag, der auf diese Weise zum Fenster rausgeworfen wird, beläuft sich auf 10 Milliarden Dollar – und zu viel für IP-Telefonsysteme ausgeben, die mit Features voll gestopft sind, die niemals erforderlich sind geschweige denn verstanden werden.
IT micht zu kurzfristig planen
Upgrade-Zyklen im Kreuzfeuer
Am umstrittensten war vielleicht die Aufforderung, niemals über drei Jahre hinaus zu planen, wenn man überlegt, in neue Technologie zu investieren. Das ist begründet mit dem Argument, dass sich das Unternehmen zwischenzeitlich sowieso verändert und jegliche IT-Zukäufe sowieso nicht ausreichend für neue Anforderungen eingesetzt werden können.
Theoretisch ist dieses Prinzip durchaus sinnvoll, aber es wird in den überlasteten IT-Abteilungen Horrorvisionen hervorrufen, die versuchen, drei-bis-fünf und fünf-bis-siebenjährige Lebenszyklen für Ausrüstungen unterzubringen. Man stelle sich vor, die verfügbaren Mitarbeiter müssten diese Kleinarbeit noch verdoppeln.
Jeder IT-Profi weiß: Wartet man, bis der nächste strahlende Stern am Technologiehimmel aufgeht, um den Sprung zu wagen, wartet man ewig. Egal, was man bereits im Einsatz hat, oder einsetzen will, irgend etwas Besseres ist immer schon auf dem Vormarsch.
Alte IT-Weisheiten neu vepackt?
Upgrade-Zyklen im Kreuzfeuer
Lässt man sich zu früh auf etwas Neues ein, riskiert man Geld auf eine Technologie zu verschwenden, die in Nullkommanichts ein alter Hut sein kann. Und wartet man zu lange, könnte dies schädlich für das Unternehmen sein, weil die Systeme nicht mehr den nötigen Wettbewerbsvorteil erbringen können.
Deshalb ist es also sinnvoll, Upgrades vorzunehmen, wenn es wirklich notwendig ist und dabei die besten Produkte und Dienste zu verwenden, die zu diesem Zeitpunkt verfügbar sind. Das heißt nicht, dass man sich auf spezielle Upgrade-Schienen oder Lebenszyklen von Ausrüstung festlegt – aber dass man flexibel genug ist, um sich an Veränderungen im Unternehmen anzupassen.
Und es ist weit gefehlt zu glauben, dass die IT-Käufer sich kleinlaut den Argumenten der Anbieter ergeben. Die meisten haben ein gesundes Misstrauen, schauen hinter die Absichten der Anbieter und sind durchaus bereit, sowohl Lieferanten als auch Technologien über die Klinge springen zu lassen, wenn sie es für richtig befinden.
Den besten Rat, den Gartner gab, ist: “If it ain’t broke, don’t fix it” (“Was nicht kaputt ist, muss man nicht reparieren”). Aber das ist nun wirklich einer der ältesten Glaubenssätze, den IT-Profis zumeist schon mit der Muttermilch aufgesogen haben.