Musikindustrie reicht den Webradios die Hand – oder?

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Gerade den teils privaten !-Mann-Webradios steht das Wasser bis zum Halse, können sie sich die hohen Preise für Musikrechte kaum leisten. Denen bietet die Non-Profit-Gruppe SoundExchange, welche die Gebühren im Interesse hunderter Labels einsammelt, nun an, einen Teil der Kosten zu sparen. Doch der Argwohn der Webcaster dürfte begründet sein, denn zunächst heißt günstiger nicht etwa niedriger, sondern es wird lediglich angeboten, auf kräftige Preiserhöhungen bis 2010 zu verzichten. “Kleine Stationen hätten die Garantie, dass die Lizenzgebühren bis mindestens 2010 nicht angehoben werden”, bestätigt Michael Huppe, Rechtsbeistand von SoundExchange.
Doch Vorsicht bei Kretern, die Geschenke bringen: Sie könnten noch vor der Regelung ihre Preise anheben – oder die Offerte an knifflige Bedingungen knüpfen. Zudem könnte die Regel für “kleine Webcaster” bedeuten, dass Onlineradios ihr Wachstum absichtlich bremsen, um nicht über diese Grenze zu kommen. So könnte die Musikindustrie verhindern, dass massenweise große Stationen wie Pilze aus dem Boden schießen, kritisiert die Webcaster-Vereinigung SaveNetRadio. Auch fehle eine Definition von “klein” – unter den gängigen Rundfunkstandards könnten ja auch die großen Webradios als “klein” gelten.
Die Idee der geringeren Lizenzgebühren für kleine Webcaster folgt einer neuen US-Copyright-Richtlinie, die ab 15. Juli in Kraft treten wird, wonach pro Song 0,08 Cent bezahlt werden müssen – allerdings war hier noch vorgesehen, dass sich die Preise bis 2010 um 30 Prozent pro Jahr erhöhen und letztlich 0,19 Cent pro Song ausmachen werden. Bei 24 Stunden Sendebetrieb pro Tag kommt da schon etwas zusammen. Diese stetige Gebührenerhöhung soll nach Überlegung von SoundExchange eben den kleinen Internetradios erspart bleiben. Zwar ist die Musikindustrie der Meinung, die Zahlungen seien ohnehin bescheiden, doch eine fast 240-prozentige Preissteigerung dürfte wohl zum Sterben vieler Webcaster führen, was die effektiven Einnahmen doch wieder schrumpfen lassen könnte.
Den Musikern dürfte die Sache recht egal sein, denn der administrative Aufwand, die Mini-Beiträge pro Song einzusammeln, zu verwalten und zu verteilen ist viel zu groß, um am Ende noch zu spürbaren Ausschüttungen zu führen. (rm)

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