Sind User-Interfaces für Wirrköpfe gemacht?
Die dunklen Seiten der Benutzerschnittstellen
“Andromedanebel” in ZoneAlarm und Co
Sind User-Interfaces für Wirrköpfe gemacht?
Was nur haben die Benutzerschnittstellen an sich, dass sie die dunklen Seiten der Programmierer zum Vorschein bringen? Diese Frage stellt sich mir, nachdem ich mich in den letzten Wochen mit ein paar Problemen grafischer Benutzeroberflächen herumschlagen musste. Bei der englischen Abkürzung GUI (Graphical User Interface), sollte man an das Wort “User” und seine positiven Seiten denken, aber oft passt für GUI eher “Grässlicher Urheber des Irrsinns”. Ein Bild von Darth Vader taucht in meinem Kopf beim Nutzen mancher Software auf…
Da wäre zum einen der Versuch, ein Upgrade für meine persönliche Firewall von ZoneAlarm zu installieren. Als ich die kostenlose Version, die mir zwei Jahre lang gute Dienste geleistet hat, entfernt und das Upgrade installiert hatte, wurde ich mit überirdischen Mitteilungen bombardiert. Als ich beispielsweise meine Digitalkamera einstöpselte erhielt ich eine Nachricht, die in etwa lautete: “Murdlespringe.exe versucht, mit dem Andromedanebel zu kommunizieren, indem es dessen Prozesse verändert? Zustimmen/Ablehnen?.
Bei aller Hochachtung für ein ansonsten bewundernswertes Produkt war dies für den Durchschnittsnutzer doch so viel wert wie eine Teetasse aus (schmelzender) Schokolade.
BMWs und Flughafen-Check-ins sind nicht besser
Sind User-Interfaces für Wirrköpfe gemacht?
Meine Schnittstellen-Odyssee setzte sich fort, als ich einen BMW für eine Reise von England nach Deutschland gemietet hatte. Trotz respektabler Deutschkenntnisse habe ich Stunden gebraucht, um herauszufinden, wie man das Radio abschalten kann. Selbst dann konnte ich es nur zum Schweigen bringen, indem ich seinen Ton-Eingang an eine nichtexistente Soundquelle anschloss und dafür den Mini-Joystick dieses Auto-Modells verwendete. Die Idee eines Aus-Knopfes schien den Konstrukteuren nicht in den Sinn gekommen zu sein.
Dann ging es um das automatische Einchecken per E-Ticket bei KLM auf dem Londoner Flughafen Heathrow. Angeblich soll das Gerät der Fluglinie den Pass, die Kreditkarte oder eine Buchungsnummer der Fluggesellschaft akzeptieren, damit man den elektronischen Check-in durchführen kann.
Es war völlig unerklärlich, wie das Gerät einen Pass hätte scannen sollen. Also entschied ich mich für die Kreditkartenvariante. Leider ist die Aussparung für große Finger zu klein. Während ich verzweifelt versuchte, die Kreditkarte einzuschieben, ging das Zeitfenster zu und mir wurde mitgeteilt, dass ich mich zwar erfolgreich eingecheckt habe, aber ich erhielt keine Bordkarte. Beim zweiten Versuch konnte ich die Karte innerhalb des Zeitlimits einschieben. Wiederum wurde ich eingecheckt und aufgefordert, mich zur “Gepäckaufgabe” zu begeben, erhielt aber noch immer keine Bordkarte.
An dem Punkt war ich soweit, es mit der Buchungsnummer der Fluggesellschaft zu versuchen. Das ging solange glatt, bis das Gerät mich aufforderte, die 13-stellige Referenznummer der Airline einzugeben und es erschien eine Zahlentastatur. Leider hatte meine Nummer nur sechs Buchstaben und Zahlen.
GUIs schaffen Verweiflung und Rachegelüste
Sind User-Interfaces für Wirrköpfe gemacht?
Mittlerweile war ich der Verzweiflung nahe und wandte mich deshalb an eine Mitarbeiterin. Die junge Dame meinte, dass die Passvariante am besten funktioniere, wobei ich den Verdacht hatte, dass sie in Wirklichkeit sagen wollte, dass die Passvariante wohl als einzige funktioniert. Viele Klicks später konnte ich schließlich und endlich doch einchecken.
An meiner Uni nageln wir unseren Studenten die Hände auf der Tastatur fest, wenn sie solche Systeme wie dieses entwickeln.