Google schluckt tatsächlich Blog-Anbieter (Update)

Allgemein

Die Reaktionen der Netzgemeinde auf die zuvor angedeutete Neuerwerbung Googles (wir berichteten) fiel verhalten aus. Früher wurde noch jede Businesstaktik des Quasi-Monopolisten frenetisch bejubelt, doch heute wird der Applaus immer sparsamer. Doch unbestritten passt die Neuerwerbung ganz hervorragend ins Web-2.0-Konzept Googles, denn mit Feedburner stehen plötzlich weitere Möglichkeiten der Monetarisierung des Adsense-Produkts zur Verfügung.
Das Portal zählt zu den Sonnenkindern des Web-2.0-Booms: die Betreiber konzentrierten sich seit der Gründung im Jahr 2003 voll und ganz auf die Aggregation von RSS-Feeds. Dieses plattformunabhängige Format macht Webseiten maschinenlesbar, erlaubt den problemlosen Austausch von Inhalten zwischen verschiedenen Domains und wird zunehmend dazu benutzt, um die Beiträge aktualitätsbezogener Webseiten zu abonnieren. Besonders rasante Verbreitung fand das Format in der Blogosphere, sind die Weblogs doch bequem zu abonnieren. Ständige Besuche der Homepage entfallen.
Theoretisch könnte die Feedfunktion auch benutzt werden, um nur kurze Teaser anzubieten, die jedoch bei den Lesern und Leserinnen meist auf wenig Akzeptanz stoßen – die überwiegende Mehrzahl der Blogautoren bietet ihren Lesern daher werbefreie Volltextversionen an. Jede moderne Content-Managment-Software kann solche Feeds generieren. Der Feedburner-Server schaltet sich zwischen den Originalfeed und die Abonnenten und stellt dem Seitenautor eine ganze Reihe nützlicher Features zur Verfügung – genaue statistische Auswertungen ebenso wie Zusatzfunktionen.
Manche Experten sehen bei Google beginnende Probleme mit der Größe. Zwar verfügt die Firma über die wohl beeindruckendste weltumspannende Serverarchitektur des gesamten Netzes, aber viele Erwerbungen der letzten Jahre bleiben mehr oder weniger unbeachtet liegen. Die ehemals florierende Weblog-Plattform Blogger dümpelt seit dem Aufkauf im Web-1.0-Status dahin. MySpace scheint weitgehend sich selbst überlassen zu sein. Analytics dagegen erfuhr kürzlich ein umfassendes Update. Es ist nun so gut, dass es kommerziellen Statistik-Tools nahezu die Existenzgrundlage entzieht.
Mit Feedburner stärkt sich Google immerhin gleich an mehreren Fronten. Den Fehler, zwangsweise Werbung in den Feeds zu schalten, sollte Google freilich nicht machen. Die wenigsten Autoren stellen erfahrungsgemäß ihre Arbeit gerne Dritten als Werbefläche zur Verfügung. Wahrscheinlicher ist wohl, dass Google sein Adsense-Revenue-Share-Modell anpasst und die Webmaster an den Werbeeinnahmen beteiligt. Bereits jetzt stellt Feedburner eine komfortable Möglichkeit zur Verfügung, ab 500 Abonnenten auch Werbung im Feed zu schalten: eine Verheiratung dieses Features mit Adsense wäre daher mehr als wahrscheinlich.
Zum Zeitpunkt des Aufkaufs verwaltete Feedburner rund 420.000 RSS-Adressen. Neben dem zusätzlichen Werbekanal wird Google wohl auch die Chance nutzen, die hauseigene, aber bisher kaum genutzte Blogsuche mit den indizierten Inhalten aufzupolieren. Dagegen nehmen sich die Blog-Portfolios von Microsoft und Yahoo geradezu bescheiden aus. Bleibt nur abzuwarten, ob es Google demnächst auch noch gelingt, sich Technorati einzuverleiben – mit dem Kauf der größten und populärsten Weblog-Plattform wäre ein weiterer Abschnitt im Monopol-Puzzle komplett. (rm)


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