Apple setzt Prioritäten
iPhone: Mehr iPod als Telefon
Apple setzt Prioritäten
Betrachtet man die ganze iPhone-Hysterie, wird klar, dass Steve Jobs es ziemlich gut hinbekommen hat ? indem er auf Einfachheit setzte. Das iPhone ist nicht der erste Versuch, ein iTunes-Telefon zu produzieren; es gab schon das unglückselige Motorola ROKR, das scheiterte, weil der Markt nur am iPod interessiert war und nicht an einem Telefon mit Zugang zu Apples Musikladen.
Apple glaubt nun, dass die Menschen bereit sind für einen iPod, mit dem man auch telefonieren kann, und dass es nur kleiner Innovationen bedarf: man nehme einen iPod und füge ein fortschrittliches Nutzerinterface und die Kommunikation hinzu. Und da traf man mit GPRS und EDGE die richtige Wahl, denn ein 3G-iPhone gleich zu Beginn vermarkten zu wollen, wäre wohl ein Fehlschlag geworden.
Das 3G-iPhone wird kommen. Das wissen wir seit vorigem Oktober, als Apple seinen Fahrplan für den iPod vorstellte. Aber ein 3G-iPhone wird nicht überall auf der Welt funktionieren, es lechzt nach Strom aus der Batterie und – so traurig es ist – noch immer haben viele Orte eine schlechte 3G-Abdeckung. Ein 2,5G-Telefon auf den Markt zu bringen und es dann aufzurüsten, wenn es läuft, war seitens Apple eine goldrichtige Entscheidung. Denn das Gerät muss in erster Linie als iPod Erfolg haben und erst in zweiter als Telefon.
Der springende Punkt ist, dass iTunes Apple wesentlich mehr am Herzen liegt als irgendein Deal mit irgendeinem Mobilfunkanbieter. Mit iTunes kontrolliert Apple den Musikverkauf über das Internet ähnlich wie der Quasi-Monopolist Amazon das bei Büchern, CDs und DVDs tut.
Welchen digitalen Kanal man wählt, ist ohne Bedeutung. Die meisten Downloads werden über das ADSL-Internet erfolgen, einige angeregt durch Angebote im Supermarkt, andere durch einfache Weblinks. Es spielt kaum eine Rolle, ob man gelegentlich »over the air« bestellt oder sogar herunterlädt. Es geht einzig und allein darum, dass man iTunes verwendet und das man iTunes nutzt, um die erworbene Musik zu ordnen, mit anderen zu teilen und – von entscheidender Bedeutung ? die Ausgaben für digitale Musik und andere Daten zu kontrollieren.
Alles was das iPhone tun muss, ist das Interesse der Öffentlichkeit zu wecken und für iPod-Nutzer ein cooles Upgrade zu bieten. Mit Beschwerden über das langsame 2,5G bei Downloads und Webbrowsing oder auch den Preis des iPhones kann man sich dann später kümmern. Und das wird man auch.