WLAN-CommunitiesInternet-Zugang mit anderen teilen
Hohe Verbreitung: Fon
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Zu Jahresanfang brachte es Fon hierzulande auf knapp 12 000 Fonspots und stellte damit zehn Monate nach dem Start in Deutschland schon mehr WLAN-Zugangspunkte als T-Mobile ? vor allem deshalb, weil man mit Google und Skype, Index Ventures und Sequoia Capital namhafte und finanzstarke Investoren hat, so dass man den WLAN-Router La Fonera zeitweilig verschenken konnte. Neuestes Projekt des Startups: 5000 kostenlose Hotspots für deutsche Städte und Gemeinden, um flächendeckende Funknetzwerke zu schaffen.
Das Prinzip von Fon ist einfach. Wer seinen Breitbandanschluss via WLAN mit der Community teilt, darf an allen Fonspots kostenlos ins Internet. Alle anderen müssen für den Internet-Zugang an den Fonspots zahlen.
Foneros, die ihren Internet-Zugang teilen wollen, benötigen einen speziellen Router, der mit zwei SSIDs arbeitet, einer für das öffentliche Netz und einer für den privaten Zugang über eine verschlüsselte Verbindung. Fon und einige Partnerunternehmen verkaufen mit dem La Fonera und dem mit einem zusätzlichen LAN-Anschluss ausgestatteten La Fonera+ zwei solche Geräte. Alternativ dazu lassen sich auch einige Router von Linksys und Buffalo Technology mit der auf OpenWRT basierenden Fon-Firmware bestücken.
Die Router sollten nach Möglichkeit rund um die Uhr online sein, um der Community zur Verfügung stehen. Andernfalls droht Fon mit Konsequenzen: ist ein La Fonera mehr als 30 Tage offline, wird dem User der Zugang zum Fon-Netzwerk gesperrt ? er kann an anderen Fonspots nicht mehr kostenlos ins Internet.
Linus, Bill und Alien
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Fon kennt drei Nutzertypen. Linus und Bill werden Foneros genannt, die einen Fonspot betreiben und daher im Fon-Netzwerk kostenlos online gehen können. Der Unterschied zwischen beiden: ein Linus teilt seinen Internet-Zugang ohne weitere Gegenleistung, während ein Bill Geld verdienen will. Er wird mit 50 Prozent an den über seinen Fonspot verkauften Tagestickets beteiligt. Früher musste er selbst Tagestickets kaufen, um an anderen Fonspots zu surfen, doch das hat Fon im Juni abgeschafft. Einzig Aliens, Nutzer ohne eigenen Fonspot, benötigen nun die Tagestickets, die 3 Euro kosten.
Sobald 30 Euro zusammengekommen sind, werden Bills via Paypal ausbezahlt. Wer es ausprobieren will, kann seinen Benutzerstatus ändern ? allerdings nur zweimal innerhalb eines Jahres. Dazu kommt: An Nutzern, die an seinem Fonspot online gehen, aber die Tageskarte woanders gekauft haben, verdient ein Bill nichts.
Damit Neulinge, die Aliens werden wollen, Fon zunächst ausprobieren können, gibt es seit kurzem Zugänge für 15 Minuten kostenloses Surfen. Diese stehen allerdings in der Kritik, da keine Verifikation der Benutzerdaten vorgenommen wird, die Accounts also anonym für Straftaten verwendet werden könnten. Fon will daher »in den nächsten Wochen« eine SMS-Authentifizierung einführen.
Ungeklärt: Die Haftungsfrage
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So einfach und schön Fon auch ist, gibt es doch einige Nachteile sowohl für die Betreiber eines Fonspots als auch die Surfer an einem solchen. So wird zwar für das private Funknetz die Verschlüsselung mit WPA genutzt, die Daten der öffentlichen Verbindung werden jedoch ungesichert übertragen ? können also von Dritten mit geeigneten Tools mitgelesen werden. Wer einem Fonspot Webmail und andere Dienste nutzt, sollte daher zumindest auf eine https-Verbindung achten.
Für die Fonspot-Betreiber besteht ein rechtliches Risiko, denn bislang ist nicht geklärt, inwieweit sie für Aktivitäten der anderen Benutzer haften. Zwar hatte das LG Hamburg Mitte des vergangenen Jahres geurteilt, dass der Anbieter eines ungeschützten WLANs als Störer für Rechtsverletzungen Dritter haftbar ist. Unklar ist allerdings noch, wie eine wirksame Sicherung aussehen muss ? ob also das Registrierungs- und Login-Prozedere von Fon ausreichend ist. Sollte das der Fall sein, drohen dem Fonspot-Betreiber dennoch Scherereien, denn beispielsweise Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing oder Kinderpronografie fallen zunächst einmal auf ihn zurück, da auch die Aktivitäten des öffentlichen Netzes über die IP-Adresse seines Internet-Anschlusses laufen.
Dazu kommt: Wer seinen Internet-Zugang anderen zur Verfügung stellt, verstößt womöglich gegen die Nutzungsbestimmungen seines Providers. Besonders riskant ist das vor allem dann, wenn man als Bill damit Geld verdienen will – auch wenn bislang noch kein Provider gegen diese kommerzielle Nutzung des Internet-Zugangs vorgegangen ist.
Mehr Sicherheit: Sofanet
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Sofanet verschenkt zwar keine WLAN-Router, bietet aber seinen Nutzern ein bessere Sicherheit als Fon, da man auf VPN-Verbindungen setzt. Wer seinen Internet-Zugang anderen zur Verfügung stellen will, benötigt T-DSL oder den Anschluss eines T-DSL-Resellers sowie einen zweiten Router. Seinen alten Router nutzt der Anschlussinhaber weiter wie gehabt, der neue WLAN-Router erhält eine DSL-Kennung von Sofanet und ist für die Mitsurfer gedacht. Die beiden Router können parallel betrieben werden, also über einen Switch Zugang zum DSL-Modem erhalten. Sie lassen sich aber auch hintereinander schalten; dann wird kein Switch benötigt, der erste Router muss jedoch PPPoE-Passthrough beherrschen, damit sich auch der zweite Router einwählen kann.
Für die Mitsurfer wird ein PPTP-Tunnel aufgebaut, so dass die Datenübertragung geschützt ist. Zudem sind die Surfer über eine andere Internet-Verbindung online als der Hotspot-Betreiber an seinem Router, sie erhalten von Sofanet eine IP-Adresse ? der Hotspot-Betreiber braucht sich also keine Sorgen um die Haftung machen.
Die Mitsurfer können eine Reihe von Seiten kostenlos aufrufen, ansonsten wird nach Übertragungsvolumen abgerechnet. Sofanet bietet einen Schnuppertarif mit 500 GByte, die innerhalb von 24 Stunden verbraucht werden können, und einen 3-Monats-Tarif mit 6 GByte. Der Schnuppertrarif kostet zwischen 1,00 und 2,50 Euro, der 3-Monats-Tarif zwischen 15,00 und 37,50 Euro. Die Preisspanne kommt zustande, da der Hotspot-Betreiber die Höhe seiner Provision bestimmen kann: eine höhere Provision bedeutet einen höheren Preis für die Mitsurfer.
Die Betreiber eines Hotspots, der mehr als 95 Prozent der Zeit aktiv ist, erhalten monatlich 1 GByte Freivolumen. Ist dieses aufgebraucht, müssen sie wie allen anderen ein Prepaid-Paket kaufen. Das Freivolumen kann an anderen Sofanet-Hotspots genutzt werden oder für Sofanets VPN-Dienst Pure SofaLink, mit dem an beliebigen Hotspots über einen VPN-Tunnel gesurft werden kann.
Ebenfalls sicher: Hotsplots
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Ein ähnliches Konzept wie Sofanet verfolgt auch Hotsplots. Wer einen Hotspot betreiben will, benötigt in diesem Fall jedoch keinen zweiten Router, sondern stattet seinen vorhandenen Router mit der Hotsplots-Firmware aus. Diese basiert auf OpenWRT, kann also nur auf bestimmten Geräten installiert werden.
Am eigenen Hotspot kann man selbst kostenlos ins Internet und, sehr praktisch, für Freunde ebenfalls eine
n freien Zugang einrichten. An den Umsätzen der übrigen Nutzer wird man von Hotsplots zu zwei Dritteln beteiligt. Diese zahlen 1,5 Cent pro MByte, maximal jedoch 14,95 Euro pro Monat. Wer als Geschäftskunde einen Hotsplots-Hotspot betreibt, hat die Möglichkeit die Tarife selbst festzulegen und kann auch direkt an die Kunden Prepaid-Tickets verkaufen.
Sowohl der Betreiber als auch die Hotspot-Nutzer können bei Hotsplots eine VPN-Verbindung nutzen, müssen aber nicht. Wählt der Betreiber die VPN-Option wird sämtlicher Datenverkehr des Hotspots über einen Server von Hotsplots übertragen, über dessen IP-Adresse der Datenaustausch mit dem Internet abgewickelt wird. Die Ermittlungsbehörden müssten sich gegebenenfalls an Hotsplots wenden – der Hotspot-Betreiber bleibt außen vor, braucht sich also im Falle von Straftaten der Hotspot-Nutzer nicht mit möglichen Hausdurchsuchungen oder Beschlagnahmungen herumschlagen.
Die Hotspot-Nutzer ihrerseits können ebenfalls eine VPN-Verbindung nutzen, damit ihre Daten nicht ungesichert durchs Funknetzwerk transferiert werden. Sie müssen sich lediglich OpenVPN auf dem Notebook installieren und den Schlüssel aus dem Hotsplots-Kundenbereich herunterladen. Da die verschlüsselte Verbindung zum Server von Hotsplots aufgebaut wird und nicht nur bis zum Hotspot, lässt sich das VPN auch an beliebigen anderen Hotspots nutzen, die nicht zu Hotsplots gehören.
Sehr nett: Wie einigen Forenbeiträgen zu entnehmen ist , ist es sogar möglich, die Hotsplots-Software auf einer La Fonera zu installieren. So können zwei Hotspots auf demselben Gerät betrieben werden, auch wenn dafür einiges an Handarbeit notwendig ist.
Kommerzfrei: Freifunk
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Der Ansatz von Freifunk ist ein anderer als bei Fon, Sofanet und Hotsplots. Hinter der Freifunk-Bewegung steht kein Unternehmen, das Geld verdienen will, und für die User geht es nicht primär darum, ihren Internet-Zugang mit anderen zu teilen, um dafür im Gegenzug bei diesen online gehen zu können. Der Basisgedanke ist der Aufbau freier Netzwerke zur freien Kommunikation, ganz ohne auf kommerzielle Anbieter angewiesen zu sein.
Der Grund für den Aufbau eines freien Funknetzes ist natürlich oft das Bestreben, einen breitbandigen Zugang zum Internet zu erhalten, beispielsweise in Gebieten, in denen kein DSL verfügbar ist. So liegen denn die Ursprünge der Freifunk-Bewegung auch in Berlin, wo es wegen den von der Telekom Anfang der 90er Jahre verlegten Glasfaserkabeln in einigen Stadtvierteln kein ADSL gibt.
Wer mitmachen will, kann seinen Internet-Anschluss den anderen Nutzern zur Verfügung stellen ? muss aber nicht. Das Projekt basiert auf freiwilligem Geben und Nehmen, jeder trägt dazu bei, was er kann. Das kann einerseits zwar der Internet-Zugang sein, anderseits aber auch die Weiterentwicklung der Freifunk-Software, technische Hilfe für andere Freifunker, die Überarbeitung von Dokumentation und anderen Artikeln, das Promoten der Freifunk-Idee oder das Organisieren von Events.
Damit das freie Funknetz funktioniert, hat man im Picopeering Agreement einige Richtlinien vereinbart, etwa den freien Datentransit über die Netzwerkinfrastruktur und die offene Kommunikation. Das Netz ist nicht in der typischen Client-Server-Struktur normaler WLANs organisiert, sondern als vermaschtes Netzwerk (Mesh). Dabei sind die einzelnen Netzknoten via P2P miteinander verknüpft, jeder kann Datenpakete für andere weiterrouten. Der Vorteil: Es gibt keinen zentralen Zugangspunkt, mit dessen Ausfall das gesamte Netzwerk lahm gelegt ist, und Reichweite und Abdeckung sind sehr gut, da jeder Knoten als Repeater arbeitet.
Die meisten Freifunk-Netze setzen auf das OLSR-Protokoll (Optimized Link State Routing), weshalb für Router und Rechner eine spezielle Software benötigt wird. Für OpenWRT-kompatible Router bietet Freifunk eine angepasste Version der OpenWRT-Firmware zum Download an, für Rechner oder Notebook gibt es die OLSR-Software für Windows, Linux und Mac OS X.
Unklar ist derzeit allerdings noch die Haftungsfrage beispielsweise bei Urheberrechtsverletzungen. Denn – wie bereits erwähnt – urteilte das LG Hamburg, dass Betreiber eines unverschlüsselten Funknetzwerks als Störer haften. Und als offenes Netz setzt Freifunk eben nicht auf Verschlüsselung, schließlich sollen Interessierte ohne Hürden teilnehmen können. Die Freifunk-Bewegung gehört daher auch zu den schärfsten Kritikern des Urteils und fordert eine schnellstmögliche Klärung der Rechtslage.
Vorsicht vor Whisher
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Neben Fon, Sofanet, Hotsplots und Freifunk gibt es noch verschiedene weitere Anbieter, die versuchen ein Netz aus privaten Hotspots aufzubauen, beispielsweise Maxspot und Mitsurfzentrale. Unterschiede zu den vorgestellten Communities gibt es meist nur bei der Umsatzbeteilung und der Zahl der bereits verfügbaren Hotspots beziehungsweise bei der Zahl der Hotspot-Nutzer.
Sehr interessant, aber mit Vorsicht zu genießen, ist Whisher. Das Projekt hat einige Vorteile, ist doch die WLAN-Nutzung an den Whisher-Hotspots kostenlos und es braucht auf dem Hotspot-Router keinerlei Software installiert werden. Allerdings muss der Hotspot-Betreiber selbst noch aktiv werden, will der den Zugriff aus dem WLAN ins LAN unterbinden, beispielsweise indem er für das Funknetzwerk ein eigenes Subnetz verwendet. Zudem gibt der Hotspot-Betreiber seine WEP/WPA-Schlüssel aus der Hand. Diese werden über die Client-Software, die jeder Whisher-Nutzer benötigt, an Whisher-Server übertragen und an die Community verteilt ? nur so können sich andere Nutzer am verschlüsselten WLAN anmelden. Ob dies nun einem deutschen Gericht im Falle von Urheberrechtsverletzungen als ausreichende Sicherung akzeptiert werden würde, ist fraglich.