Vorsicht mit dem Web-2.0-Enthusiasmus
Dotcom-Fehler im Web 2.0

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Vorsicht mit dem Web-2.0-Enthusiasmus

Zeiten unerwarteter Veränderungen sorgen für ungewöhnliches Verhalten, ganz egal ob wir uns die amerikanischen GIs und englischen Mädchen im zweiten Weltkrieg anschauen, die Dekadenz der Weimarer Republik oder den Ausbruch öffentlicher Trauer nach dem Ableben der Prinzessin der Herzen.

So sollte es eigentlich nicht überraschen, dass die Dotcom-Manie vor mittlerweile zehn Jahren für eine völlig neue Einstellung zum Risiko gesorgt hat, selbst bei den größten Organisationen. Damals, als die ersten Online-Firmen ihren Zenith erreichten, gab es dieses eigenartige Milleniumsdenken, dass selbst graue Eminenzen ihre Geschäftsgrundsätze in Frage stellten, an denen sie Jahrzehnte festgehalten hatten.

Das Aufkommen von Web-2.0-Technologien führt nun in eine neue turbulente Zeit. Einige erwarten die schon mit dem Web 1.0 versprochenen Töpfe voller Gold, auch wenn diese nur sehr spärlich ausgeliefert worden. Doch die Veränderungen können tatsächlich wertvoll sein; die Frage, die sich Manager dieses Mal stellen müssen, ist, ob sie erneut mit einer lockeren Laissez-faire-Einstellung an die Sache rangehen oder auf Nummer sicher gehen, Gürtel und Hostenträger anziehen, und einfach Nein sagen.

Die neuen Technologien sorgen für ein öffentliches Entblößen in Weblogs, Wissensmanagement durch Social-Software, Benutzerfreundlichkeit durch Mashups und vieles mehr. Das zu ignorieren, begrenzt sicher das Risiko, ist bequem und vermittelt das Gefühl, die Ordnung aufrecht erhalten zu haben.

Tony Blair mag gegangen sein, doch ein dritter Weg könnte verlockend sein, wenn es darum geht, das Risiko und die möglichen Einnahmen mit diesen neuen Technologien auszubalancieren.

Im Web 1.0 erlagen viele Firmen der Versuchung, das Kind mit dem Bade auszuschütten und ließen die jungen Leute machen, was sie wollen. Das Ergebnis: man war schnell am Markt, aber zu was für einem Preis? Die Webseiten sahen aus wie Kindergekrakel in Hundefutter, spekulative Investments lösten sich in Nichts auf, Massenmailings verärgerten Kunden und Geschäftspartern, es gab Änderungen an der Infrastruktur, nur um sie umgehend wieder rückgängig machen.

Der Katzenjammer danach hielt lange an. Internet wurde zum verhassten Wort wie Y2K: es war alles nur Hype, die Unternehmen wurden von den Geeks verschleudert. Mal wieder.

Die Lösung für das Web 2.0 muss nun sein, einen Ausgleich zwischen integrem Management und dem Potenzial schlauer Köpfe in der IT-Abteilung zu finden. Statt alle Bedenken über Bord zu werfen und an unzähligen Projekten gleichzeitig zu arbeiten, wird man die Projekte durch Kontrollmechanismen im Rahmen halten müssen.

Mindestens ein Unternehmen, mit dem ich mich kürzlich traf, hatte die richtige Idee. Man zog zehn der 80 IT-Mitarbeiter aus dem Tagesgeschäft ab und ließ sie mit neuen Technologien weiterarbeiten, um zu sehen, wie man die Arbeitsprozesse umgestalten kann. Am Ende des dreimonatigen Probelaufs wird die Arbeit bewertet und es wird festgelegt, ob man Projekte bewilligt, stoppt oder ihnen noch eine längere Probezeit gewährt.

Das mag ein Kompromiss sein, gleichwohl aber ein sinnvoller Schritt.

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