Web2-Alpträume und Zukunftsaussichten
Konkurrenz für das “Web-2.0-Betriebssystem”
Die Bündelung des Web 2.0
Web2-Alpträume und Zukunftsaussichten
Wer kann es mit Facebook aufnehmen, dem ersten wirklich großen Web-2.0-Portal, das alles bei sich bündeln will, was im Internet “mashupped”, “APIt” und “widgetiert? Hinweis: Es sind nicht Linkedin und Myspace..
Facebook hat den Vorreiter gemacht, die “Social Networks” Linkedin und Myspace haben ebenfalls ihre Portale für APIs und Widgets geöffnet. Andere werden folgen, denn zur Monetarisierung des Flohzirkus, den ein Web-2.0-Portal bietet, ist es zwingend, seine “Klebrigkeit” (Marketing-Neudeutsch: “Stickyness”) hochzuhalten. Die Philosophie dahinter ist: Erhöhe den Nutzen deiner Plattform so, dass die Nutzer gar nicht erst auf die Idee kommen, sie wieder zu verlassen.
Wenn das Modell “Widgets” funktioniert (und ich bin fest davon überzeugt, dass es das tun wird): Wer kann es dann überhaupt noch mit Facebook aufnehmen? Die erste Antwort, die einem in diesem Zusammenhang einfällt, heißt natürlich “Google zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser”. Und dann vielleicht noch: “Yahoo zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser”. (Lycos Relation Browser? Hat jemand eigentlich in letzter Zeit irgend etwas von Lycos gehört?)
In Deutschland hat man vielleicht noch Web.de Relation Browser und T-Online.de Relation Browser auf der Agenda. Allesamt haben sie eine große Nutzer-Basis, Google (iGoogle) und Yahoo (MyYahoo) haben darüber hinaus noch ein API, über das man Module auf personalisierte Websites einklinken kann.
Kohärenz, “Webeinsnulligkeit” und Web-Betriebssysteme
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Doch beiden Portalen fehlt die Kohärenz, die Web-2.0-Portale auszeichnet. Google hat viele tolle Services – und ich nutze Suche, Maps, Adwords und Analytics täglich. Aber ich würde nie auf den Gedanken kommen, dass ich die einzelnen Services zu einem gemeinsamen Dienst zusammenbauen muss.
Die anderen Portale? Nun, das T-Online/United Internet-Universum ist einfach so “webeinsnullig”, dass es quietscht. Hier geht es ums verkaufenverkaufenverkaufen, selbst wenn Web.de sich mit Unddu.de jetzt auch ein Social-Networking-Portal hält. Aber das ist so unchaotisch-deutsch, dass man sofort die Excel-Sheets sieht, die vor die Köpfe der Macher getackert sind.
Widgets ganz ohne ein hinderliches Portal sind das deutsche Pageflakes und das englische Netvibes. Man kommt hin und kann Widgets kombinieren und seine persönliche Startseite zusammenbauen. Ein spannender Ansatz. Doch letztlich ist auch dieser Ansatz meines Erachtens zu kurz gegriffen.
Der Browser als Startpunkt
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Mein Internet-Betriebssystem heißt eigentlich Firefox 2.0.0.4. Ich benutze kein iGoogle – sondern die Toolbar, mit der ich auf Wikipedia zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser, Xing Relation Browser, Del.icio.us Relation Browser, Mister Wong Relation Browser und Technorati Relation Browser zugreifen kann – und zwar direkt. Per Menü. Ein Klick genügt.
Da sehe ich keine Wikipedia-Startseite, keine Mister-Wong-Startseite, keine Xing-Startseite. Ich weiss nicht, ob diese Dienste eine haben – geschweige denn, was auf dieser drauf ist.
Meine RSS-Feeds, Nachrichtenquellen, Statistiken und was-weiß-ich: Wenn ich darauf schon über den Browser zugreife, dann ist dieser auch mein tatsächliches Web-2.0-Betriebssystem.
Nun kann zweierlei passieren: Entweder wandern die Widgets in den Browser oder aber (und das ist, was ich für wahrscheinlicher halte): Es wird künftig völlig egal sein, wo die Widgets letztlich gespeichert werden – sie emanzipieren sich vom Web, das sich in ein WWWW, ein “World Wide Widget Web” verwandelt – als erster Schritt zu der Agententechnologie, die ohnehin früher oder später die bisherigen Formen von internetbasierter Informationsverarbeitung ersetzen.
Die Monetarisierungs-Aufgabe wandelt sich also von “Portal-” (gestern), zu “Suchmaschinen-” (heute) zu “Agentenoptimierung” (morgen).
Der Autor
Web2-Alpträume und Zukunftsaussichten
Joachim Graf ist Herausgeber von iBusiness, einem Trenscouting- und Wissensportal für Entscheider der interaktiven und digitalen Wirtschaft.