Olympus: Wollen Sie eine Lächel-Cam? (Kommentar)
Auf der in wenigen Tagen öffnenden Funkausstellung (IFA) werden uns zahlreiche neue Digitalkameras um die Ohren gehauen. Erwähnenswert, weil stellvertretend für einen Markttrend: Die µ 1200, das aktuelle Spitzenmodell der µ-Serie. Die Kompaktkamera bietet eine Auflösung von 12 Megapixel und eine Reihe von Technologien, die für eine gelungene Aufnahmen sorgen, ja sogar garantieren wollen. Vor allem die Smile-Shot-Funktion, bislang von größeren Kameras bekannt, fällt ins Auge. Die Kamera löst erst in dem Moment aus, wenn das Gegenüber zu lächeln beginnt. Klingt unglaublich? Ist es auch. Denn zwar kann die eingebaute Bilderkennung Gesichter analysieren und erkennen, wenn Mundwinkel aufwärts streben oder Zähne aufblitzen, doch zwischen Grimasse, einem kalten bzw. bösem oder einem echten Lächeln unterscheidet sie nicht wirklich. Schwierig wird es auch bei Personengruppen, denn nicht alle lächeln gleichzeitig. Lächel-Kameras tricksen hier und konzentrieren sich auf eine Hauptperson (meist in der Mitte), auf die der Fokus scharf stellt. Lächelt die, wird ausgelöst. Da können die anderen so viele Faxen machen wie sie wollen.
Warum beschäftige ich mich mit nur einer Aufnahme-Funktion unter Hunderten? Weil die Japaner so langsam auf den Trichter kommen, die Selbstauslöser-Funktion durch den Smile-Shot zu ersetzen. Der Gedanke: Die Kamera löst erst aus, wenn alles sich geordnet aufgebaut hat und per “Cheese” die Zähne zeigt. Optimales Timing ist ihr Ziel. Sie vergessen nur dabei, dass viele Fotografen nicht nur lächelnde Personen ablichten wollen – und den Selbstauslöser auch für ganz andere Dinge verwenden. Hier liegt die Gefahr: Viele digitale Automatik- und Bildverschönerungsfunktionen entlasten den Fotografen – entmündigen ihn aber auch, denn die manuellen Einstell-Optionen fallen immer häufiger weg. Das kennen wir leider auch vom Auto her: Neue Modelle haben kein Scheibenwischer-Hebel mehr. Der Regensensor entscheidet für sie. Oder es gibt keinen Hebel für die Handbremse mehr. Das Auto entscheidet, wann die reingehauen wird. Und nun entscheiden die Kameras eben, wann es Zeit ist für ein Foto. Überlegen Sie gut beim Kauf neuer Modelle, ob Sie das wollen. [rm]