Denkfabrik: EU soll Windows entbündeln

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Die wirtschaftsliberale Organisation hat ihre Zentrale in Brüssel unweit der Europäischen Kommission. Sie wirbt offensiv für die Vorzüge der Globalisierung und tritt für offene Märkte nicht nur in einer Richtung ein, die einen „freien und fairen Handel“ ermöglichen sollen. Ihre Kritik gilt den US-Stahlzöllen ebenso wie einer abgeschotteten EU-Agrarwirtschaft.

In einem „Policy Briefing“ beschäftigt sich das Institut mit den fehlenden Wahlmöglichkeiten bei Desktop-Betriebssystemen. Ausgehend vom Erfolg der Kommission beim EU-Gericht am 17. September 2007 – dabei ging es auch um eine von Microsofts Media Player entbündelte Version von Windows – schlagen die strategischen Denker eine ebenso radikale wie wirksame Maßnahme vor: Es sei doch ganz logisch, Windows von den Desktop-PCs zu „entbündeln“.

Schließlich gebe es keinen vernünftigen Grund, warum es nicht eine Vielfalt von Betriebssystemen geben sollte – so wie Prozessoren von Intel mit denen von AMD konkurrieren, der Arbeitsspeicher von zahlreichen Anbietern kommt, es eine ganze Palette von Festplattenherstellern gibt und so weiter.

Die Vordenker führen unter anderem die vehemente Innovation in der Hardware an, die der hier vorhandene Wettbewerb bringt:

„Gamer werden das wilde Voranstürmen im Markt der Grafikkarten bezeugen. Der Wettbewerb erweist sich als die grundsätzliche Triebkraft der Innovation.“

Bei der Software jedoch gebe es diesen Wettbewerb de facto nicht. Wer in einen Medienmarkt oder dergleichen gehe, der könne gar keinen üblichen PC kaufen, ohne automatisch auch mit für Windows zu bezahlen. Den Käufern werde das Betriebssystem des Marktführers mit aufgedrückt.

Das sei kein natürliches Monopol. Microsofts dominante Position sei nicht im öffentlichen Interesse, denn es schränke den Markt ein und verlangsame die technische Entwicklung zum Nachteil der Verbraucher. Das Windows-Monopol bedeute höhere Kosten für alle europäischen Firmen, da mehr Wettbewerb bei den Betriebssystemen zu niedrigen Preisen führte. Ein echter Wettbewerb mit mehreren Betriebssystemen würde zudem zu offenen Standards und mehr Interoperabilität führen.

Das Papier beschäftigt sich mit dem PC als Massenprodukt. Der Mac wird als Premium-Produkt in der Nische gesehen, ähnlich einem TV-Gerät von Bang & Olufsen, und bedeute daher keinen wesentlichen Konkurrenzdruck für Microsoft.

Schlussfolgerung: Weg mit dem Bundling von PC und Windows! Die Empfehlung an die Europäische Kommission lautet, für einen Verkauf aller Desktop- und Notebook-Computer in der EU ohne Betriebssystem zu sorgen. Dieses Unbundling fördere den Wettbewerb in diesem Markt, lasse den Verbrauchern die Wahl und sorge für niedrigere Preise.

Hallo, EU-Kommission?

Und vielleicht hat Microsoft sich genau vor dieser naheliegenden Forderung gefürchtet? Es wäre eine gute Erklärung dafür, warum die Firma mit Armeen von Anwälten gegen die Entscheidung der EU-Kommission im Jahr 2004 zu Felde zog, in der es noch um weit weniger ging.

(bk)

Inquirer UK

Globalisation Institute: Unbundling Microsoft Windows (/PDF)

EU-Gericht: Microsoft muss zahlen

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