Enterpise Social Networking mit “Web Zweidreiviertel”
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Enterpise Social Networking mit “Web Zweidreiviertel”
Wer zu lange in einem bestimmten Industriezweig tätig ist, bekommt mit der Zeit diesen besonderen Blick für die Dinge: Man fängt an, Trends vorauszusagen, bevor sie tatsächlich eintreten, bloße Modeerscheinungen, die zum Scheitern verurteilt sind, als solche zu entlarven, während die Welt sie bejubelt, und generell die Benutzerwelt in Beta-Freaks und Volkshochschüler einzuteilen.
Nun, das ist das Endstadium. Ich selbst bin noch nicht ganz auf diesem Wissens-Level. Ich habe weder einen langen weißen Bart noch lassen sie mich bei einigen offiziellen Stellen ohne Ausweis durch. Aber da ich gerade das dreißigste von bisher wenig aufregenden Jahren meines Erdendaseins vollendet habe, fühle ich mich in meiner leicht melodramatischen Stimmung anfällig für hochtrabende Statements.
Vor diesem Hintergrund sage ich also nun die unmittelbar bevorstehende Ankunft einer riesigen Industrie im Zusammenhang mit Enterprise Social Networking voraus – und zwar weniger Web 2.0 als “Web 2 3 /4”. Alle großen Namen wie Oracle, Google, IBM und Microsoft sind gerade dabei, einen Haufen Geld in diese Entwicklung zu stecken. Im Grund geht es um nichts anderes, als diese nach wie vor komplizierte Sparte des Wissensmanagements neu zu erfinden und dafür zu sorgen, dass sie funktioniert.
Eine der Firmen, die in diesem aufkeimenden Industriezweig ganz mit vorne dabei sind, ist Trampoline Systems. Kaum aufgetaucht aus dem Nichts, vollbrachte das Startup-Unternehmen bereits ein kleines Kunststück, als es ihm gelang, den Mitarbeiter Peter Biddle vom allmächtigen Microsoft abzuwerben.
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Da geht es wohl um mehr, wenn der Chefentwickler von Vistas BitLocker-Verschlüsselungstool und Erschaffer des privaten virtuellen Netzwerks Darknet sich überzeugen lässt, nach London zu gehen und sich auf eine solche Sache einzulassen. Biddle sagte mir, er glaube fest daran, dass das Enterprise Social Networking in den nächsten Jahren so groß werden könnte wie die ganze Sicherheitsindustrie.
Trampolines eigenes Flaggschiff im Portfolio, Sonar, zieht die gesamte Information aus Unternehmens-Datenquellen wie E-Mails, Dokumentenspeichern etc. und lässt ganz spezielle Algorithmen darüber laufen, die herausfinden, welche Leute in welchen Dingen gut sind, wie sie interagieren und so weiter. Das alles könnte unglaublich wichtig sein für Firmen, die Projekt-Teams schnell zusammenstellen müssen und im Grunde keine Ahnung haben, wie und wo sie damit anfangen sollen.
Eine E-Mail zum Beispiel kann alle möglichen Informationen bergen, erklärte Biddle. Ob es ohne geöffnet zu werden weitergeleitet, gelöscht oder gelesen wurde – das alles kann zusammen mit anderen Informationen von diesen hochintelligenten Algorithmen so ausgewertet werden, dass es den Kompetenzgrad des Versenders offenbart.
Web 2 3 /4 – oder Enterprise Social Networking – birgt ein riesiges Potenzial, aber das allein reicht nicht aus, um den prognostizierten Höhenflug zu starten. Das Problem ist, dass sich die Firmen an Wissens-Management-Systemen schon einmal die Finger verbrannt haben, in den späten 90er Jahren nämlich, und so könnte sich Widerstand formieren, abermals in eine Technologie zu investieren, die dasselbe tut, aber mehr leistet.
Laut Biddle besteht die Herausforderung für Trampoline beim Erreichen potenzieller Kunden hauptsächlich darin, dass hier versucht wird, sich ein Marktsegment zu erobern, das es gar nicht wirklich gibt, und dass man Probleme lösen will, die viele Unternehmen gar nicht als solche erkennen. Da ist eine Menge Marketing-Arbeit vonnöten, von Trampoline und den anderen Marktspezialisten, die sich in dieser Miniatursparte abrackern, schon allein um erst einmal das Vokabular zu erfinden, das IT-Manager verstehen und für ihre “Antwort” nutzen können.