“Social NETworking” versus “Office NOTworking”
Die Unternehmen sollten Facebook ernst nehmen – aber nicht zu ernst

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Social Networks eine Fata Morgana?

“Social NETworking” versus “Office NOTworking”

Der Indikator für einen schlecht recherchierten Artikel ist of eine skurrile Studie wie “Neunzig Prozent der Laptops sind nicht gegen Blitzschlag versichert” – ich bin mir sicher, Sie alle kennen diese Machwerke. Es ist natürlich unvermeidlich, dass sich herausstellt – diese “Erkenntnisse” wurden von Anbietern in Umlauf gebracht, die eine Lösung für das Problem verkaufen und dies ganz regulär der Presse als “Nachricht” verklickern. Schön und gut, wenn die Presse hinterherrecherchiert, doch oft stehen diese “Nachrichten” online, auch wenn das Thema niemanden interessiert.

Während der letzten Monate kam immer wieder so ein weiteres “faules” Thema in die Gazetten: Geschreibsel über die Websites mit den vielbesagten Social Networks. Ist ja alles “2.0”. Aber hierbei stellen diese Webseiten nicht die Quelle für skurrile Märchen dar – nein, sie selbst sind die Protagonisten der Stories.

Kürzlich habe ich eine Auftragsarbeit für eine Webseite durchgeführt, bei der ein Kollege von mir den Großteil seiner Zeit mit surfen in Facebook zuzubringen scheint. Eines schönen Tages lehnte er sich dann zurück und sagte: “Wer sind alle diese Leute?”. Irgendwo auf seinem Weg nach “Silicon Damaskus” ist ihm ein Licht aufgegangen, dass die ganze soziale Netzwerkerei nichts als eine Fata Morgana ist. Man macht sich vor, eine Menge Freunde zu haben, die in Wahrheit aber die Freunde von anderen Leuten sind. Von dir haben sie noch niemals gehört, es sei denn, jemand kennt jemanden, der wiederum einen gemeinsamen Bekannten kennt und vorschlägt, sich in dein Profil einzuklinken. Du hast noch nie ein Wort mit diesen Leuten gesprochen und es wird wahrscheinlich auch kaum dazu kommen – aber Donnerwetter noch mal, bist du nicht ein äußerst beliebter Zeitgenosse?

Legitime
Web2-Nutzung gegen Zeitverschwendung

“Social NETworking” versus “Office NOTworking”

Dieser Kollege hat aus seinem Profil all die Fremdpersonen entfernt, die er als Freunde vorgespiegelt hatte und sein Bedauern darüber geäußert, so viel Zeit mit Facebook zugebracht zu haben. Jetzt widmet er seine Arbeitszeit dem Online-Poker.

Erschütternd ist, dass der Junge dachte, niemand wisse über seine Aktivitäten Bescheid. Natürlich werden gewisse zwielichtige Seiten in Firmennetzwerken gesperrt; aber in der Medienindustrie sind die Web-2.0-Netzwerke nicht verboten, weil sie, gemeinsam mit Blogs, als Quelle für mögliche Stories betrachtet werden.

Wie die meisten Unternehmen stellt auch diese spezielle Firma routinemäßig neue Software im Firmennetz bereit und verwendet dabei Fernsteuereinrichtungen. Einer der IT-Mitarbeiter erzählte mir lachend, dass jedes Mal, wenn er auf den Computer meines besagten Kollegen zugegriffen hat, ihm dessen Profilseite in Facebook entgegenstarrte.

Die Nutzung von Facebook ist kein Verbrechen – aber auch kein Spaß mehr. Das heißt, dass eine andere Vorgehensweise erforderlich ist als bei den üblichen Internet-Untaten im Unternehmen (Pornografie, verleumderische und beleidigende Bemerkungen sowie Mobbing), insbesondere, wenn Webseiten von sozialen Netzwerken für absolut legitime Zwecke verwendet werden.

Web2: Falsche Freunde und Schamesröte

“Social NETworking” versus “Office NOTworking”

Die Unternehmen könnten überlegen, zeitliche Beschränkungen einzuführen oder eine Warnung aufblitzen lassen, wenn auf bestimmte Seiten zugegriffen wird. All diese Maßnahmen sind aber oft unzulänglich, weil sie auf den Endnutzer sanktionierend wirken.

Sicher reicht es vollkommen aus, den zwanghaften Facebook-Nutzern bewusst zu machen, dass wir alle wissen, was sie da treiben. Hätte mein ehemaliger Kollege mitbekommen, dass sich das IT-Team hinter seinem Rücken kaputt lacht, wäre ihm unter Umständen die Schamröte in sein “Face” gestiegen und er hätte vielleicht seinen Arbeitsstil einem Prozess des Umdenkens unterzogen.

Und ehrlich: Das “soziale Netzwerken” wird ohnehin irgendwann zur normalen Kontaktpflege ohne Vortäuschung falscher Freunde. Die Marktforscher von DataMonitor veröffentlichen übrigens noch diese Woche eine Studie, die dem Web2-Trend ohnehin nur noch fünf Jahre gibt. Dann sollten die Illusionen nicht nur für die Kollegen in der Medienbranche zu Ende sein.

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