Pat Gelsinger im Interview: Wie AMD Intel überholte

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Wir gingen das Thema mit vorsichtigen Umwegen und ganz im Kriechgang an. Wir fragten Gelsinger, nun ja, wie das denn gewesen sei zu der Zeit, als AMD es richtig gut hinbekam mit Opteron, natürlich abhängig davon, aus welchem Blickwinkel man diese Dinge betrachtet. Man könnte also sagen, dass Intel einen kleinen, äh, Aussetzer hatte?

„Einen Aussetzer?“ donnert er zurück – war es das mit dem Interview?

Aber nein.

„Wir haben es verpfuscht und die Tür offen gelassen, und sie sind einfach hindurch“, kreischt er. „Es hat uns dazu gebracht, unsere Entwicklungsmaschine umzurüsten. Wir hatten ein paar Pfunde zugelegt und nicht genug trainiert.“

Es gab einen richtigen Knall, aber laut Gelsinger kam Gutes dabei heraus für Intel, vor allem hinsichtlich der internen Arbeitsabläufe.

AMD hatte sich von einem Löffelhalter in einen echten Herausforderer verwandelt. Das führte in der indirekten Konsequenz zu der gegenwärtigen „Tick-Tock“-Strategie der Produktentwicklung, in der sich neue Mikroarchitekturen mit Die-Shrinks abwechseln und alle zwei Jahre neue Mikroarchitektur-Generationen ausgeliefert werden.

Dennoch, die Zillionen von verschiedenen Produkten, die Intel bis heute ausgestoßen hat, haben das Leben doch sicher viel schwieriger gemacht als in den glorreichen Tagen des 386, als Intels gesamte Prozessorenpalette aus vielleicht einem Dutzend Chips bestand?

Gelsinger nimmt es nicht an.

„Tick-Tock bedeutet, dass wir alle auf einer gemeinsamen Architektur beruhen. Wir haben 10.000 Leute, die alle im Gleichschritt marschieren.“

Aber wie zum Teufel kommt man mit der Komplexität von Forschung und Entwicklung klar, da die meisten von uns schon zu kämpfen haben, wenn sie gleiche Socken finden oder sich erinnern wollen, wo die Schlüssel sind?

„Das ist eine echte Praxisaufgabe für täglich 24 Stunden und 7 Tage die Woche“, gibt er zu. „Dadi (Perlmutter, Leiter der Intel Mobility Group) und ich teilen uns im wesentlichen den Aufwand der ganzen Technologieentwicklung von Intels Prozessoren und Plattformen. Wir treffen uns wöchentlich und gehen gemeinsam die Arbeit durch, die die beiden Gruppen verbindet. Wir haben kooperierende Teams und solche, die teilweise miteinander im Wettbewerb stehen. Will Oregon besser sein als Israel? Das ist eine Wette wert. Will Isreal besser sein als Oregon? Darauf können Sie wetten.“

Da haben wir es, wöchentliche Meetings, und die Teams werden gegeneinander in einen inszenierten Kampf geschickt.

Also, kommen wir zu Microsoft. Ist Wintel eine so starke Achse wie in den alten Tagen? Ist die Verbindung noch immer so fest?

„Ja und nein. Wir unterstützen jetzt Mac, virtuelle Infrastruktur, Linux, Solaris. Wir arbeiten daran, eine Plattform der Wahl zu sein.“

„Sie dürfen also endlich einen Mac benutzen?“

Stellt sich heraus, dass Gelsinger sogar zwei hat: einen Mac Mini und einen Imac, neben vier PCs einschließlich einem Thinkpad X41. Als nächstes will er sich noch so ein nettes Stück zulegen, einen Gateway One.

Wir erinnern uns an den Tag, an dem Sean Maloney die Beantwortung der Frage ablehnte, ob er die Postion des Intel-CEO anstrebe. Und fragen Gelsinger, ob er einen ähnlichen Ehrgeiz verspürt. Aber er reagiert auf unsere List mit einer klaren Antwort. Sein großer Plan wäre, President von Intel zu werden, sollte die Firma jemals geruhen, ihm diese Rolle zu gewähren.

Wie Craig Barrett erklärte, findet er es bedauerlich, dass Intel bei Mobiltelefonen nur wenig vorangekommen ist. Teilt Mr. Gelsinger diese Ansicht? Er windet sich hier ein wenig und bietet anstelle einer direkten Antwort einen Fünf-Jahres-Plan in der sowjetischen Tradition an.

„In fünf Jahren möchte ich die Intel-Architektur als mobile Architektur der Wahl sehen. Ich will außerdem die x86-Architektur bis hinauf zu den Gipfeln der Datencenter bringen, denn 50 Prozent dieses Marktes basiert noch immer auf dem Mainframe. Ich habe den Mainframe in den späten 1980ern für tot erklärt, und ich kann noch immer Recht behalten“, witzelt er.

OK, was war das also für ein Zwischenfall, der unseren verehrten INQUIRER-Gründer dazu brachte, ihn Kicking Pat zu nennen? Wir wollen die Einzelheiten wissen, zumal Magee selbst nur mit kryptischen Kommentaren antwortet.

„Er hat es euch nicht erzählt? Wir hatten eine internationale Pressekonferenz, und er fragte mich wegen AMD. Ich gab ihm eine Antwort, dann fragte er mich erneut, und ich gab ihm die gleiche Antwort. Dann stellt er die gleiche Frage noch einmal, und ich trete nach seinem Stuhl, dass es ihn quer durch den Raum befördert. Jeder sieht mich an, als wäre ich völlig übergeschnappt, nach diesem Journalisten zu treten. Und ich fordere alle auf, die Antwort noch einmal zu wiederholen.“

Aber dann lässt er die Bombe hochgehen. Es gab nicht nur einen, sondern zwei dieser Tritt-Aktionen! Wie und warum?

„Bei einer anderen Gelegenheit habe ich ihm gegen das Bein getreten, um ihn zum Schweigen zu bringen …“

Selbst wenn er nicht so viel zur Entwicklung des modernen Mikroprozessors beigetragen hätte, zweifellos hätte Pat Gelsinger allein für diese Geschichte den Rang einer INQUIRER-Legende verdient.

(von Martin Veitch / ins Deutsche übertragen von Bernd Kling)

Teil 3 – Pat Gelsinger: Intel überlegte, ATI oder Nvidia zu kaufen

Teil 2 – Intels Pat Gelsinger: Wie sich Computing-Konzepte ändern

Teil 1 – Intels Pat Gelsinger im INQ-Interview: Chips müssen immer schneller werden

Inquirer UK

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