(Fast) amtlich: Internet macht blöd
Wenn Menschen, denen die Ehre zufällt, den Preis des Dynamit-Erfinders zu erhalten, etwas verkünden, ist das fast so unumstößlich wie damals die Sache mit den Steintafeln. Und so, wie Al Gore warnt, dass übermäßiger Konsolenbetrieb zum Ertrinken im Nordpol-Gletscherwasser führt (dem Prinzip nach jedenfalls), meint Doris Lessing, dass das Internet eine Welt von Ignoranten geschaffen habe.
In der Rede zur Preisverleihung, die von ihrem britischen Verleger verlesen wurde, erwähnte sie als lobendes Alternativ-Beispiel Simbabwe. Allerdings weniger wegen des dort gepflegten vorbildlichen Umgangs mit den Menschenrechten, sondern weil sie dort Schüler getroffen habe, die sich das Lesen mit dem Entziffern von Marmeladengläsern beibrächten und die sie um ihre Bücher angebettelt hätten (was wahrscheinlich auf die nicht allen Menschen zuträglichen hohen Temperaturen zurückzuführen ist). Im Norden von London dagegen gebe es Schulen, wo sich die Lehrer beschwerten, dass viele Schüler nie lesen und die Bibliotheken nicht genutzt würden.
Erschreckend nannte Lessing auch, dass es Leute gebe, die den ganzen Tag mit Bloggen verbrächten. Wer wirklich schreiben wolle, um Literatur zu erschaffen, brauche eine enge Verbindung zu Büchereien, Büchern und der Tradition. Bleibt abzuwarten, ob sich die ignoranten Massen für die weisen Worte bedanken werden, indem sie die Buchläden stürmen, um Frau Lessings gesammelte Werke zu erwerben. [gk]