Firefox 3.0 Beta 1Erster Blick ins Surfer-Paradies

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Mehr Sicherheit, unmerkliche Speed-Änderung

Firefox 3.0 Beta 1

Vor Kurzem haben die Entwickler die erste Beta-Version von Firefox 3.0 (Codename “Gran Paradiso”) veröffentlicht. Aber nicht etwa still und leise, sondern in 21 Sprachen für Windows, Mac OS X und Linux. Und die Neuheiten sind beachtlich: Unter der Haube werkelt die neue Rendering-Engine Gecko 1.9, an der bereits über zwei Jahre entwickelt wird und die mittlerweile fast zwei Millionen Code-Zeilen umfasst. Doch die Beta 1 ist mit der neuen Engine noch nicht schneller als der alte Firefox 2, im Gegenteil: Die Speedmessung mit i-Bench liefert im Test etwas schlechtere Werte für Firefox 3. Einen fühlbaren Unterschied zum Vorgänger können die Tester aber in der Praxis nicht feststellen.

Da Browser-Lücken mittlerweile zum Einfallstor Nummer 1 für Schad-Programme geworden sind, basteln auch die Firefox-Entwickler fleißig an neuen Schutzmaßnahmen. Schon beim Download von ausführbaren Dateien benachrichtigt der Browser installierte Virenscanner, damit der Malware-Check schon beim Herunterladen durchgeführt wird. Leider funktioniert das noch nicht mit jeder Schutz-Software, bei Norton und Windows Defender klappt es, bei Kaspersky und Avira dagegen nicht. Die Jugendschutz-Funktion von Vista wird auch endlich unterstützt. Bisher konnte man sich an der Download-Sperre bei Microsofts neuem Betriebssystem mit Firefox einfach vorbeimogeln, jetzt prüft der Browser vorher ob es erlaubt ist, Files aus dem Internet zu laden.

Per Mausklick auf das Favicon, das kleine Icon in der Adresszeile, zeigt Firefox Informationen über den Besitzer der Webseite an. Leider funktioniert das noch nicht wirklich gut. So erhalten wir im Test bei Google, Spiegel Online und selbst auf der Mozilla-Site nur eine Meldung, dass die Seite keine Identitäts-Informationen bereitstellt. Wer jedoch auf Weitere Informationen klickt, bekommtt die gesammelten Seiteninformationen sehr übersichtlich dargestellt. Außerdem gut: Berechtigungen für Pop-ups, Grafiken und Add-on lassen sich hier schnell für die aktuelle Webseite anpassen und selbst die Passwörter für die Site sieht man in einer Übersicht.

Virencheck: Firefox überredet installierte Virenscanner zum Überprüfen der Downloads.

Der neue Firefox warnt auffälliger beim Besuch von Malware-Sites. Nicht nur die Farbe der Adresszeile ändert sich, jetzt wird der ganze Anzeigebereich mit einem großen Warnhinweis tapeziert. Mit einer Testsite funktioniert das auch schon, der Blacklist-Dienst selbst ist aber noch nicht gestartet, sodass wir diese Funktion in diesem Test nicht beurteilen können. Firefox 3 warnt jetzt auch auffälliger beim Besuch von Phishing-Websites. Probleme mit Zertifikaten zeigt der neue Browser auch für Nicht-Tekkies verständlich an.

Einfacher zu bedienen

Firefox 3.0 Beta 1

Firefox 3 legt auch in puncto einfacher Bedienung nach: Nervig ist bisher, dass sich Passwörter immer nur vor dem Login abspeichern lassen. Speziell, wenn man noch zweifelt, ob das Passwort richtig ist, wird man diese Funktion also nicht nutzen. Bei Firefox 3 geht das Abspeichern von Passwörtern auch nach einem erfolgreichen Login. Der aufgebohrte Download-Manager soll abgebrochene Downloads nahtlos wieder aufnehmen; im Test klappt das aber nicht bei allen Downloads. Wir ziehen immer mitten im Download das Netzwerkkabel. Daraufhin zeigt der Download-Manager ab und zu fälschlicherweise an, dass die Datei komplett heruntergeladen wurde. In anderen Fällen kann der Download aber tatsächlich wieder an der gleichen Stelle aufgenommen werden, was viel Zeit spart. An diesen Kleinigkeiten muss das Mozilla-Team noch arbeiten – es handelt sich schließlich noch um eine Betaversion.

Geniale Abkürzung: Mit zwei Mausklicks können Nutzer für jede Webseite die erlaubten Aktionen für Pop-ups und Grafiken einstellen.

Eine Hauptneuheit von Firefox 3 ist die Bookmark- und History-Verwaltung Places. Anstoß für den Komplett-Umbau dieser Komponente sind Nutzerstudien aus den späten 90iger Jahren, bei denen nur 1-3 Prozent der Nutzer überhaupt Lesezeichen und History nutzten. Ein Stern hinter der Adresszeile legt jetzt per Mausklick ein Bookmark an. Der zweite Mausklick auf den Stern erlaubt die Bearbeitung des Lesezeichens. Praktisch: Jedem Bookmark können Nutzer mehrere Schlagwörter zuordnen, die sich dann einfach durchsuchen lassen. Über die Smart Places, in der deutschen Version schlicht Orte genannt, haben Sie Zugriff auf häufig genutzte Seiten oder auch auf Schlagwörter, nach denen Sie zuletzt gesucht haben.

Gecko 1.9 und die Speicherlecks

Firefox 3.0 Beta 1

Interessanter als Verbesserungen an der Oberfläche dürften für Entwickler die Neuheiten unter der Haube sein, etwa die Rendering-Engine Gecko 1.9 oder die 2D-Grafik-Bibliothek Cairo. Eines der Hauptziele ist natürlich die schnellere Anzeige von Webseiten, von der im Test aber noch nichts zu spüren ist. Die Kairo-Umstellung fordert als Opfer alle Windows-Versionen vor 2000, wer also noch auf Windows 98 setzt, kann Firefox 3 nicht nutzen. Die Entwickler haben Firefox 3 auch auf W3C-Kompatibilität getrimmt. Den Acid2-Test, besteht der Browser jetzt ohne Probleme.

Weniger Speicher-Lecks: Firefox 3 soll nicht so viel Speicher an sich reißen wie die Vorgänger-Versionen; erste Tests bestätigen das.

Nach eigenen Angaben sind in Firefox 3 rund 300 “Memory Leaks” geschlossen worden. Hintergrund: Firefox rafft manchmal unnötig Arbeitsspeicher. Das fängt bei scheinbaren Kleinigkeiten an, etwa wenn mehrere Webseiten gleichzeitig offen sind, und hört bei Problemen beim Video-Streaming inklusive Browser-Absturz auf. Im Test experimentieren wir mit einem bunten Mix von 20 verschiedenen Websites. Wir führen die Tests mit Firefox 2.0.0.11 und nach einem Neustart mit Firefox 3.0 durch. Zuerst öffnen wir alle Seiten in Tabs. Dann warten wir fünf Minuten und klicken uns durch jede der offenen Seiten nach einem vorgegebenen Schema. Danach schließen wir nacheinander die Tabs. Das Ergebnis: Nach dem Öffnen der 20 Seiten braucht Firefox 2 rund 130 MByte, Firefox 3 dagegen nur 100 MByte. Nachdem Ausführen der Aktionen erreicht der alte Firefox ein Maximum von 136 MByte, der Neue ist mit 122 MByte dabei. Nach dem Schließen von 19 Tabs schrumpft der RAM-Verbrauch bei beiden Versionen auf 68 MByte.

Testergebnis Firefox 3 Beta 1

Firefox 3.0 Beta 1

Fazit
Firefox wird noch besser, weil die Entwickler die Stärken bewahren und an den kleinen Schwächen arbeiten. Gespannt darf man sein, wie sich die neuen Sicherheits-Funktionen in der Praxis schlagen, Speed-Vorteile durch die neue Engine sind in der aktuellen Beta 1 noch nicht messbar.

Produktname: Firefox 3.0 Beta 1
Hersteller: Mozilla
Internet: www.mozilla-europe.org/de
Preis:
kostenlos

Note gut
Leistung (40%): gut
Ausstattung (30%): gut
Bedienung (30%): sehr gut

Das ist neu

– Rendering Engine Gecko 1.9
– Bookmark- und History-Verwaltung
– automatischer Virenscan bei Downloads

Systemvoraussetzungen
Betriebssysteme: ab Windows 2000, ab Mac OS X 10.4, ab Linux 2.2.14

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