HD-DVD vs. Blu-rayDas Ende des Formatstreits
Kaum technischer Vorsprung
HD-DVD vs. Blu-ray
Erst vorgestern verkündete die Blu-ray-Group Deutschland den vermeintlichen Sieg über das HD-DVD-Format. In der zweiten Januarwoche 2008 sind hierzulande doppelt so viele Blu-ray Player wie HD-DVD-Abspielgeräte über den Ladentisch gegangen. Für die Anhänger des blauen Lasers ein glasklares Indiz für den Sieg im Formatstreit. Einen wirklichen Unterschied in Bild und Ton-Qualität gibt es zwischen den beiden Disks jedoch nicht. Das Hauptargument der Unterstützer bleibt nach wie vor die höhere Speicherkapazität der Datenträger: Bis zu 50 GByte fasst eine Dual-Layer-Blu-ray-Disk. Im Endeffekt also 25 GByte pro Schicht und damit mehr als die Konkurrenz. Ein Irrglauben – auf einer Triple-Layer HD-DVD mit 17 GByte pro Schicht finden 51 GByte Daten Platz. Auch ansonsten sind die technischen Unterschiede eher minimal. Lediglich ein zweiter Kopierschutz unterscheidet die Blu-ray-Datenträger von ihren HD-DVD-Kollegen. Beide Scheiben schützen ihren digitalen Inhalt durch das bereits geknackte Advanced Access Content System (AACS). Blu-rays Ass im Ärmel ist allerdings der BD+ genannte Kopierschutz, der bislang als ungecrackt gilt.
Eine typische Werbung, der Blu-ray-Disk-Gruppe.
Etwas mehr als drei Wochen ist es her, dass Warner seine Entscheidung bekannt gab, künftig nur noch das Blu-ray-Format zu unterstützen. Damit hat sich eines der größten Hollywood-Studios für die Datenträger mit dem blauen Laser ausgesprochen. Die Gründe für den Entschluss werden wohl auch bis auf weiteres geheim bleiben. Fest steht jedoch: Die verspätete Beliebtheit von Sonys Spielkonsole PS3 und die Werbekampagnen des Unternehmens zeigen langsam Wirkung. In Kinosälen werden Blu-ray-Kataloge ausgeteilt und minutenlange Werbespots eingeblendet, die das neue Format anpreisen, im Fernsehen gibt sich die Blu-ray-Fraktion entschlossen und sieht das Format als DVD-Nachfolger. Vor allem aber die jüngere Generation kann kaum etwas mit dem Wort HD-DVD anfangen. Toshiba hat PR-technisch einfach versagt. Doch Haupt-Antrieb für die Blu-ray-Disk ist und bleibt die PS3. Sonys Entscheidung, die Konsole als Vorreiter des Formats zu positionieren war gewagt, doch wie sich nun zeigt, am Ende erfolgreich. Trotz der holprigen Startphase erfreut sich die Spielkonsole inzwischen großer Beliebtheit und verhilft damit letztendlich dem Blu-ray-Format zu noch mehr Publicity.
Fast schon unter der Gürtellinie
HD-DVD vs. Blu-ray
ist Saturns Umtauschaktion: Beim Kauf eines Blu-ray-Players erhalten Besitzer eines HD-DVD-Gerätes 150 Euro für ihr altes Abspielgerät. Auf Anfrage von PC Professionell gibt Saturn zu die Aktion gemeinsam mit Sony zu veranstalten. “Die Entscheidung für eines der Formate liegt bei unseren Kunden”, begründet die Kaufhauskette. Dass es sich hierbei allerdings um Angebote, gestützt durch das Blu-ray-Lager, handelt wird nicht erwähnt. Sony selbst will sich zu diesem Thema nicht äußern und gibt demonstrativ keinen Kommentar zur Sache ab. Auch Toshiba, der größte HD-DVD-Unterstützer, hat bislang nicht auf Anfragen reagiert.
Saturns Aktion wird von Sony unterstützt.
Es wirkt fast schon wie ein Todesstoß, den die Blu-ray-Fraktion da ihrer Konkurrenz verpassen möchte. Auch Ansätze wie Dual-Player oder Hybrid-Disks wurden bereits nach kurzer Zeit fallen gelassen. Dual-Player sind Standalone-Geräte, die sowohl HD-DVD-, als auch das Blu-ray-Disks abspielen können und Hybrid-Disks sind Datenträger, die auf der einen Seite im Blu-ray- und auf der anderen Seite mit dem HD-DVD-Format beschrieben werden. Kurioserweise kam der Vorschlag für die Total HD genannten Scheiben von Warner Brothers – dem einzigen Studio, das bis vor kurzem noch beide Formate unterstützte. Mitte November gab das Filmunternehmen diese gewagte Idee dann endgültig auf. Einen Monat später folgte der komplette Ausstieg aus dem HD-DVD-Format.
Der Kunde ist am Ende der Leidtragende
HD-DVD vs. Blu-ray
Jahrelang war für Technikenthusiasten unklar für welches Format sie sich entscheiden sollen. Im wöchentlichen Rhythmus trudelten Meldungen ein, die abwechselnd den Sieg von Blu-ray und HD-DVD ankündigten. Doch dieses Mal sieht es für das von Toshiba und Microsoft gestützte Format alles andere als gut aus. Microsoft plante mit seiner Xbox360-Konsole HD-DVD zu einer besseren Marktlage zu verhelfen und lieferte deswegen kostengünstige externe Laufwerke aus, die die Datenträger unterstützten. Doch nun springt auch der Softwaregigant ab und liebäugelt mit Sonys Disks. Marketing-Manager Albert Penello erklärte auf der diesjährigen CES, dass er sich durchaus eine Xbox mit Blu-ray-Laufwerk vorstellen kann: “Das sollte die Entscheidung der Kunden sein; und wenn die für Blu-ray stimmen, ist das etwas, was wir berücksichtigen müssen”.
Mit dem HD-DVD-Laufwerk für die Xbox hat Microsoft im Formatstreit versucht zu punkten.
Ähnlich wie Microsoft scheint es inzwischen den meisten Unterstützern des HD-DVD-Formats zu ergehen – sie richten sich nach der Nachfrage der Kundschaft. Blu-ray und damit Sony haben nun mal von Anfang an die bessere Marketingmaschinerie gestartet und bereits früh die potentiellen Käufer in ihren Bann gezogen. Da konnte HD-DVD einfach nicht mithalten und so wundert es niemanden, dass das Format inzwischen immer weniger Anerkennung findet. Selbst die Pornoindustrie, die bislang fest zum Toshiba-Format gehalten hat, geriet kurzzeitig ins Schwanken und plante einen Wechsel zu Sonys Pendant. So ist es nicht verwunderlich, dass die letzten verbliebenen Hollywood-Unterstützer Paramout und Universal einen Umstieg zumindest in Erwägung ziehen. Paramount stärkt Toshiba zwar den Rücken – doch wie lange noch? Universal gab indes einige Tage nach Warners Ankündigung, bekannt die Verträge mit dem japanischen Unternehmen auslaufen zu lassen und sich so die Möglichkeit, Blu-ray-Scheiben zu produzieren, zumindest offenzuhalten.
Bild: Blueraytechnologies
Dabei entgeht den meisten Studios die Tatsache, dass kaum ein derzeit verkaufter Blu-ray-Player die Spezifikationen für das B
lu-ray 1.1 und 2.0 Profil erfüllt. Dieses ist eine Erweiterung der gewöhnlichen Blu-ray-Scheibe und erlaubt einige Zusatz-Funktionen: Unter anderem können damit Bild-in-Bild-Features (1.1) und Inhalte aus dem Web (2.0) eingeblendet werden. Zusätzliches Ärgernis: Sowohl Blu-ray 1.1- als auch 2.0-Disks sind inkompatibel mit 1.0-Playern, wie sie bisher im Handel erhältlich sind. Voraussetzung, um die neuen Datenträger abspielen zu können, sind 1 GByte lokaler Speicher für Updates und Inhalte, eine Internet-Anbindung sowie ein zusätzlicher Video- und Audio-Decoder. Im Endeffekt läuft es also darauf hinaus, dass Frühkäufer von Blu-ray-Abspielgeräten sich auf kurz oder lang dennoch einen neuen Player kaufen müssen.
HD-DVD unterstützt solche Funktionen von Haus aus. Der zusätzliche Decoder wurde bei den Blu-ray-Geräten aus Kostengründen gestrichen. Interessanterweise schiebt das Blu-ray-Lager die Schuld für die Misere auf die HD-DVD-Gruppe. Denn, ohne Format-Krieg hätte man noch ein Jahr warten können. Auch die Einstellung gegenüber den frühen Blu-ray-Kunden ist alles andere als vorbildlich: “Sie wussten, worauf sie sich einlassen”, begründet die Blu-ray-Fraktion. Die Käufer haben inzwischen leider kaum eine Wahl: Der Blu-ray-Zug kommt in rasender Geschwindigkeit immer näher und sämtliche großen Studios sind bereits aufgesprungen.
Immerhin: Ein weiterer Funken Hoffnung bleibt für die HD-DVD. Zumindest im PC-Bereich ist der Datenträger das technisch vorteilhaftere Format und Experten könnten sich den Einsatz in dieser Branche gut vorstellen.